Italien plant Briefmarke mit Silvio Berlusconi
Im Juni jährt sich der Todestag von Silvio Berlusconi zum ersten Mal. Vielleicht ist der frühere italienische Ministerpräsident deshalb wieder ein zentrales Thema in Italien. An diesem Donnerstag hat eine Doku des Streamingdienstes Netflix Premiere, die den jungen Berlusconi beleuchtet. Wer die drei Episoden vorab zu Gesicht bekam, musste sich wundern.
Hier wird einer der umstrittensten Politiker und Unternehmer Italiens kaum kritisch beleuchtet. Warum? Aus Angst vor einer Majestätsbeleidigung?
So ähnlich muss man auch die Entscheidung der Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hinterfragen, die sich dieser Tage entschieden hat, zum ersten Todestag am 12. Juni eine Gedenkbriefmarke für Berlusconi herauszugeben. Der im Alter von 86 Jahren gestorbene Mailänder Medienmogul ist dabei in allerbester Gesellschaft. Unter anderen bekommen auch der italienische Nobelpreisträger und Radio-Pionier Guglielmo Marconi, der Komponist Giacomo Puccini sowie kein Geringerer als Thomas von Aquin dieses Jahr wegen verschiedener
Jubiläen eine Gedenkbriefmarke. Die Berlusconi-Partei Forza Italia ist Mitglied der Rechts-Regierung Melonis und hat den Antrag gestellt. Das Kabinett, dessen Mitglieder beinahe allesamt eine gemeinsame politische Vergangenheit mit Berlusconi haben, stimmte zu. Die Antimafia-Aktivisten der Gruppe „Wikimafia – Freie Enzyklopädie über die Mafia“haben nun aber eine Online-Unterschriftensammlung gestartet, mit der sie Staatspräsident Sergio Mattarella davon abhalten wollen, die Emission der Briefmarke zu genehmigen.
Die Argumente der Aktivisten klingen überzeugend. Berlusconi habe als Politiker und Unternehmer zweifellos große Erfolge gefeiert. Er sei aber auch ein letztinstanzlich wegen Steuerbetrugs verurteilter Straftäter, früheres Mitglied der Freimaurerloge P2 und Finanzier der sizilianischen Cosa Nostra gewesen. „Wir halten es für inkonsequent und höchst unpädagogisch, eine Gedenkbriefmarke herauszugeben“, schreiben die Initiatoren. Italiens Öffentlichkeit scheint das alles weniger zu interessieren. Am Dienstag waren gerade einmal 8374 Online-Unterschriften gesammelt worden.