Pläne für Ruhehafen werden konkret
Auf dem Rhein zwischen Duisburg und Emmerich fehlen Liegeplätze für Schiffer. Das soll sich mit einem Ruhehafen in Kalkar-Niedermörmter ändern. Wie weit die Vorbereitungen sind und ab wann der Hafen angesteuert werden könnte.
Die Niederländer machen es vor: Vor wenigen Wochen wurde im Grenzort Spijk bei Emmerich ein 125 Millionen Euro teurer Übernachtungshafen mit 50 Liegeplätzen und zwei Plätzen für Schubboote sowie für Schiffe mit gefährlichen Ladungen eröffnet. Ein Vorzeigeprojekt – der Verkehrsminister kam zur Eröffnung – das aber seine Zeit benötigte: Die Planungen begannen bereits in den Neunzigerjahren. Der Verkehr auf dem Rhein hat seitdem zugenommen, damit steigt auch die Nachfrage nach Ruheplätzen. Das sieht auch das Wasserstraßenund Schifffahrtsamt Rhein so. Die Duisburger planen daher derzeit zwei neue Übernachtungshäfen: in Ossenberg bei Rheinberg und in Niedermörmter bei Kalkar.
„Wir brauchen unbedingt weitere Ruheplätze für die Berufsschifffahrt. Dass der Bedarf da ist, zeigt auch der vor mehr als zehn Jahren eingerichtete Ruhehafen in Emmerich: Dort ist es abends und nachts immer voll“, sagt René Hellwig, der als Bauingenieur die Neubauprojekte betreut. Doch wie im Nachbarland sind die Planungsprozesse auch hierzulande aufwendig. Die Arbeiten laufen schon mehr als ein Jahrzehnt, Hellwig sagt: „Das sind sehr langwierige Verfahren.“
Der Ruhehafen in Niedermörmter soll auf der linken Rheinseite auf Höhe Kilometer 838 entstehen. Bei dem Standort handelt es sich um ein Abgrabungsgewässer zum Kiesabbau, die Wasserfläche beträgt 36 Hektar. In direkter Nachbarschaft befindet sich der Xantener Sportboothafen. „Der Ort eignet sich hervorragend“, sagt Hellwig. Schließlich ist der „See“1100 Meter lang und 500 Meter breit, die Zufahrt ist etwa 50 Meter breit. Sie soll verbreitert werden, sodass Binnenschiffer mühelos ihre Übernachtungsstätte ansteuern können.
Seit 2015 werden Teilbereiche nachausgekiest, insbesondere sollen die südlichen Ufer genutzt werden. René Hellwig hofft darauf, 42 Plätze für Binnenschiffe und sechs
Liegeplätze für Kegelschiffe (mit gefährlichen Gütern) einrichten zu können. Zudem ist ein Auto-Absetzplatz vorgesehen, der aber nur genutzt werden darf, um während des Aufenthalts ein Fahrzeug abzulassen oder aufzunehmen. Die schwimmenden Anlegestellen sollen mit sechs Dalben (Pfählen), zwischen denen ein Schwimmponton angeordnet wird, sowie einer beweglichen Rampe und einem festen Steg ausgestattet werden. Die Schiffe liegen schräg angeordnet, mit dem Bug in Richtung Ufer.
„Der neue Ruhehafen im niederländischen Spijk ist bereits eine große Hilfe, aber wir brauchen noch mehr Kapazitäten, weil das Stillliegen auf dem Rhein aufgrund des
gestiegenen Verkehrsaufkommens zunehmend gefährlicher geworden ist. Insbesondere in Niedrigwasserzeiten, wenn die Fahrwasserbreite eingeschränkt ist, kann von ruhigem
Übernachten keine Rede sein. Das ist, als würden Lkw-Fahrer auf dem Standstreifen einer Autobahn ihre Ruhepausen einlegen“, sagt Hellwig im Gespräch. „Wie Lkw-Fahrer müssen sie Ruhepausen einlegen, und dafür braucht es geeignete Stellen.“
Seit 2019 ist der Ruhehafen im Regionalplan vorgesehen, im Jahr 2022 hat eine Informationsveranstaltung in Kalkar stattgefunden, bei der über die Planungsprozesse informiert wurde. „Wir wollen und werden die Anregungen von Anwohnern berücksichtigen“, sagt Hellwig. Zudem stünden ökologische Rahmenbedingungen im Fokus, man wolle sensibel mit Flora und Fauna umgehen. Und wann könnte der Ruhehafen fertig sein? „Wir haben noch einen Weg vor uns. Es ist realistisch, dass wir 2028 mit den Arbeiten vor Ort beginnen“, sagt Projektplaner Hellwig. Ein Jahr später könnten dann die ersten Schiffe anlegen.