Hat der Kreis Kleve ein Raserproblem?
Ein Porsche-Crash in Kapellen, ein 24-Jähriger mit Tempo 124 in 50-Zone geblitzt, ein illegales Rennen am Ostersonntag und ein Mega-Treffen der Tuner mit 2000 Fahrzeugen am Karfreitag: Vier Fälle innerhalb von rund zwei Wochen geben Anlass zur Sorge.
Den spektakulären Unfall mit einem Porsche in der Nacht zu Sonntag hätte der Fahrer beinahe mit seinem Leben bezahlt. Über eine Länge von fast einem halben Kilometer verteilen sich am Kapellener Ortseingang die Schäden: Ein geparkter Seat wurde zwischen dem Sportwagen und einer Hauswand zusammengedrückt wie eine Konservendose. Zäune, Schilder und zwei Bäume hielten der Wucht des Aufpralls nicht stand, bis das Wrack des Sportwagens auf Höhe der St.Georg-Kirche zum Stehen kam.
Am Porsche sind zwei Räder komplett abgerissen. Es sind die Räder der Beifahrerseite. Wäre es die Fahrerseite gewesen, hätte der 26 Jahre alte Mann aus Rheinberg womöglich nicht überlebt, meint auch die Polizei, die von davon spricht, dass der Fahrer noch großes Glück gehabt habe. Das hatte jedoch nicht nur der Fahrer, sondern eben auch alle potenziellen Unfallopfer, die es wohl nur deshalb nicht gab, weil tief in der Nacht kaum jemand unterwegs war. Lediglich ein Taxi hat der 26-Jährige mit seinem Porsche an der E-Dry touchiert. An der Disco begann die mehr als sieben Kilometer lange Fahrt, die in Kapellen endete. Von Alkohol und Drogen ist die Rede, aber vermutlich war es auch eine deutlich überhöhte Geschwindigkeit, die zum Unfall führte. Noch gibt es dazu keine Angaben der Polizei, doch scheint es bei dem Schadensbild schwer vorstellbar, dass der Mann selbst die erlaubten 100 km/h auf der Straße „Am Mühlenwasser“auch nur annähernd eingehalten hat.
So spektakulär der Fall auch war, ein Einzelfall ist er in Sachen Tempo leider nicht. Nur vier Tage zuvor hatte die Polizei bei einer Kontrolle in Geldern einen 24 Jahre alten Mann aus Alpen mit einer Geschwindigkeit von 124 km/h geblitzt – und das in einer 50-Zone. Für Kopfschütteln sorgt auch der Umstand, dass noch zwei 16 und 17 Jahre alte Jugendliche mit an Bord des schweren VW Touareg waren.
Das nächste Beispiel datiert vom Ostersonntag, als sich vier Fahrer in aufgemotzten Autos mitten am Tag ein illegales Rennen von
Wemb über Twisteden und Wetten bis kurz vor Kapellen lieferten und dabei mehrfach beinahe einen Zusammenstoß mit Unbeteiligten verursachten. Auch hier waren die Fahrer blutjunge Männer: Vier Niederländer im Alter zwischen 18 und 22 Jahren, zwei der Wagen hatten noch 17-jährige Beifahrer.
Am Karfreitag schließlich war der Kreis Kleve zum Mekka der Tunerszene aus dem gesamten Bundesgebiet und dem benachbarten Ausland geworden. Zum „Car-Freitag“hatten sich bis zu 2000 Fahrzeuge auf einem Parkplatz in Goch getroffen und waren von dort aus über die Grenze in die Niederlande gefahren. Immerhin gab es an dem Tag nur Blechschäden – wohl auch wegen eines immensen Polizeiaufgebotes.
Polizeipräsenz ist bei dem Thema das richtige Stichwort, denn nur durch verstärkte Kontrollen ist den Rasern Herr zu werden. Aber auch der Gesetzgeber ist gefragt: Härtere Strafen für Temposünder sind überfällig.