Das ist die Initiative Internationalpark
Sie will bis Juli 10.601 Unterschriften sammeln, aber wer steckt hinter der Initiative – und was treibt sie an?
Nach der Entscheidung des Klever Kreistags, dass es keine Bewerbung des Reichswalds als zweiten Nationalpark in NRW geben soll, forciert die „Initiative Internationalwald Reichswald“ein Bürgerbegehren. Für ein solches Begehren sind nach Angaben des Kreises Kleve 10.601 gültige Unterschriften erforderlich. Um diese beizubringen, hat die Initiative drei Monate Zeit. Bis Ende Juli müssen die Unterschriften also zusammengekommen sein. Sollte das geschehen, kommt ein Bürgerentscheid zustande – wenn der Kreistag dem Bürgerbegehren nicht entspricht.
Vertreter der Initiative ergriffen schon bei der Sitzung des Kreistags das Wort. Ihre Arbeit begann freilich deutlich früher. Eine Internetseite wurde erstellt, Flyer und Plakate wurden gedruckt. Die Initiative hatte auch zu einer Veranstaltung im Haus am See in Kessel eingeladen, auf der unter anderem NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) auftrat.
Wer ist die Initiative Internationalpark? Zusammengefunden hat sie sich eigenen Angaben zufolge bereits im November vergangenen Jahres. Als Köpfe treten Ingrid van Gemmeren und Katja Eis aus Goch sowie Dietrich Cerff aus Kleve auf. Vor allem Cerff dürfte vielen am Niederrhein bekannt sein als Chef der
Nabu-Naturschutzstation. Auf dem Gruppenfoto, das die Initiative verschickt, sucht auch Andreas Mayer, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Klever Kreistag, demonstrativ den Schulterschluss. Das ist nicht überraschend, schließlich haben sich die Grünen früh für einen Nationalpark ausgesprochen. Als treibende Kraft gilt schon seit Monaten der Grünen-Landtagsabgeordnete Volkhard Wille, Sprecher für Naturund Umweltschutz seiner Fraktion in Düsseldorf. Und auch Wille kennt die Mitstreiter des Nabu im Kreis Kleve gut: Er arbeitete als Vorstand und zuletzt als Aufsichtsratsvorsitzender der Nabu-Naturschutzstation Niederrhein. 1988 hatte Wille gemeinsam mit anderen Aktiven die Biostation aufgebaut. Nun möchte man gemeinsam einen Nationalpark Reichswald im Kreis Kleve einrichten lassen.
Was treibt die Initiative an? „Artenvielfalt schützt unser aller Leben“, sagt Katja Eis. „Durch sie bekommen wir Menschen saubere Luft zum Atmen, sauberes Trinkwasser und gute Böden. Es ist und bleibt ein vielleicht einmaliges Geschenk, den Wirtschaftswald Reichswald in einen Nationalpark aufwerten zu können und dem rapiden Rückgang der Arten so entgegen wirken zu können.“Eine weitere Chance bestehe darin, dass in Zukunft der Nationalpark mit der niederländischen Seite kooperieren könne. Dort gebe es viele zusätzliche Naturwerte wie Sumpfgebiete, Heideflächen und Sumpfwälder.
Man verschweige nicht, dass ein Nationalpark auch Einschränkungen mit sich bringen wird, heißt es von der Initiative. So wäre Holzwirtschaft auf Dauer nicht mehr möglich. Spazieren, Radfahren und Reiten werde nur auf den ausgewiesenen Wegen erlaubt sein, für Hunde eine Leinenpflicht gelten. „Aber sind dies wirklich Nachteile? Viele der bisherigen Wege müssen für die Holzwirtschaft breit und befestigt sein und verlaufen in Planquadraten. Allen, die den Wald in ihrer Freizeit nutzen, stünden in einem Nationalpark qualitativ weit bessere Wege zur Verfügung“, sagt Dietrich Cerff.
In Nationalparks können zudem keine Windkraftanlagen errichtet werden. Das ruft auch die Unterstützer der Bürgerinitiative „Gegenwind im Reichswald“auf den Plan. Sie sehen nun ihre Stunde geschlagen, Windkraft im Reichswald ein für alle Mal zu verhindern. Um diese Frage dürfte es in den kommenden Wochen wohl intensiv gehen. Schließlich überlagerte sie schon kurz vor der Entscheidung im Kreistag die Diskussion. Auch Befürworter in der Politik hatten versucht, die Abstimmung über den Nationalpark zu einer Abstimmung über Windkraft im Reichswald zu machen.
Man wolle in den kommenden Wochen auf diversen Veranstaltungen und beim Sammeln der Unterschriften mit den Bürgern ins Gespräch kommen. „Die jetzt schon angelaufene Nachfrage nach den Unterschriftenlisten macht uns Mut“, heißt es von der Initiative. Denn auch dort weiß man: Die 10.601 Unterschriften sind nur der erste Schritt hin zu ihrem Ziel. Sollte es tatsächlich zu einem Bürgerentscheid kommen, sind Wahlberechtigte ab 16 Jahren in allen Kommunen des Kreises Kleve zur Abstimmung aufgerufen. Wie viele Stimmen man dann zum Erfolg bräuchte, steht noch nicht genau fest. Ausgehend von den Wahlberechtigten bei der letzten Kommunalwahl würde die benötigte Anzahl an Ja-Stimmen rund 39.750 betragen.