Rheinische Post Kleve

Klever Grundschul­en stoßen an ihre Grenzen

Vor allem im Oberstadtb­ereich fehlen Kapazitäte­n, eine wachsende Zahl von Seiteneins­teigern besorgt die Verantwort­lichen. Doch welche Lösungen sind denkbar? Die Politik schlägt nun vor, ehemalige Schulen in den Dörfern zu reaktivier­en.

- VON MAARTEN OVERSTEEGE­N

Die Stadt Kleve investiert kräftig in ihre Schulen. Und zwar auch in die der Kleinsten: Die Willibrord­schule in Kellen wird gerade erweitert, auch die Marienschu­le und die Karl-Leisner-Grundschul­e stehen auf der Agenda. Und dennoch sagte Bürgermeis­ter Wolfgang Gebing am Dienstag im Schulaussc­huss: „Sicherlich müssen wir über weitere Ausbaumögl­ichkeiten nachdenken.“Denn: Die Klassen werden immer größer, vor allem im Oberstadtb­ereich fehlen Plätze.

Ein wichtiger Grund dafür sind die Seiteneins­teiger, also Flüchtling­skinder. Schulrat Andreas Czymay berichtete mit Blick auf die Klassenbil­dung an Grundschul­en, dass es in der Kreisstadt allein 136 Kinder gebe, die in den vergangene­n zwei Jahren zusätzlich in Grundschul­en aufgenomme­n wurden – also fünf Klassen. „Darin sind noch nicht die enthalten, deren Erstförder­ung beendet wurde“, sagte Czymay. Und fürs nächste Schuljahr rechne man wieder mit 40 Seiteneins­teigern in der ersten Klasse. „Der Innenstadt­bereich muss immens viele Kinder aufnehmen“, sagte der Schulrat. Man sei bemüht, Kinder auch in den Ortsteilen unterzubri­ngen, schließlic­h gebe es im Zentrum bereits viele Klassen mit 29 Kindern. „Eine Klassengrö­ße mit 29 Kindern, mit Seiteneins­teigern, Kindern mit Förderbeda­rf und individuel­len Herausford­erungen – das ist eine große pädagogisc­he Herausford­erung“, sagte Czymay. Hinzu komme das Problem des Personalma­ngels. Jens Willmeroth, Rektor der Grundschul­e An den Linden, berichtete, dass es viele Klassen mit 32 bis 34 Kindern gebe. Er sagte: „Das ist schulorgan­isatorisch

eine Herausford­erung.“

Doch hat die Klever Politik überhaupt Gestaltung­smöglichke­iten? Czymay machte klar: Der einzige Hebel der Kommune sind die Räumlichke­iten. Denn übers Personal entscheide­t das Land, und Lösungen für die Herausford­erung Migration muss der Bund finden, oder gar Brüssel. „Wir sind dabei, auszubauen“, sagte Gebing mit Blick auf die Schulgebäu­de. Aber: Die Kapazitäte­n im Baudezerna­t seien begrenzt,

nd und: „Das nächste Problem sind die ist die Stadt, für alles andere das Land Geldmittel.“Marco Hendricks (Offene zuständig. Und der Liberale kritisiert­e: Klever) hakte nach, ob die Stadt „Wir haben in der Vergangenh­eit eine Garantie bekommen könnte, eine Politik gefahren, die uns jetzt dass ausreichen­d Personal vorhanden auf die Füße fällt. Wir haben Schulen ist, wenn etwa Container auf in den Dörfern geschlosse­n“, sagte Schulhöfen platziert würden. Der Rütter mit Blick auf Griethause­n, Schulrat sagte: „Wenn Sie einen Keeken und Donsbrügge­n. „Da haben Container aufstellen, schauen wir wir Infrastruk­tur zurückgefa­hren“, im Schulamt, wie wir dort Lehrkräfte so Rütter. Er fragte nach, ob hinbekomme­n.“man die Schulgebäu­de reaktivier­en

Daniel Rütter (FDP) kritisiert­e die könne. Bürgermeis­ter Gebing sagte: Mischzustä­ndigkeiten: Für Räume „Theoretisc­h ja, praktisch nein.“

Schließlic­h würden Schulplätz­e fast ausschließ­lich im Oberstadtb­ereich fehlen. „Da hilft es uns nicht, eine Grundschul­e in Keeken zu reaktivier­en“, sagte er. „Ich würde davor warnen, dann produziere­n wir auch im großen Stil Verkehre.“Gleichzeit­ig wolle man Fünfzügigk­eit an Grundschul­en verhindern.

Oliver van Well (CDU) meinte im Ausschuss: „Dass Kleve wächst und die Klassen größer werden, wussten wir schon. Wir dürfen jetzt nicht den

Kopf in den Sand stecken, sondern müssen schauen, wie wir die Probleme lösen.“Über Wachstum könne man sich freuen. „Aber wenn eine Stadt wächst, dann müssen auch die Schulen mitwachsen“, sagte der CDU-Politiker.

Niklas Lichtenber­ger (SPD) wies die Idee der Dorfschule­n zurück, allerdings müsse man etwa die Gebäude des früheren Johanna-Sebus-Gymnasiums sowie der alten Lutherschu­le in den Blick nehmen. Dort könnten Grundschul­klassen untergebra­cht werden. „Da sollten wir uns auf den Weg machen, entspreche­nde Planungen voranzutre­iben“, sagte der Sozialdemo­krat. Ein Vorschlag, der bei der Stadtspitz­e auf Zustimmung stieß. Christian Schoofs, neuer Chef des Klever Schulamtes, sagte: „Wir haben zwar ausreichen­d Plätze, gerade wenn die Ausbauplän­e umgesetzt sind – aber nicht jedes Kind bekommt den Platz der Wahl.“Das hat sich zuletzt vor allem an der Grundschul­e An den Linden gezeigt: Dort gab es 34 Anmeldunge­n zu viel.

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FOTO: MARKUS VAN OFFERN Die Grundschul­e An den Linden ist bei Kindern und Eltern überaus beliebt – auch wegen des Rhythmisie­rten Ganztags.

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