Rheinische Post Kleve

Eine Ära endet: Chefarzt geht nach 33 Jahren

Nach mehr als drei Jahrzehnte­n Dienst an der LVR-Klinik Bedburg-Hau verabschie­det sich Chefarzt Alexander Pantelatos in den Ruhestand. Leicht fällt ihm der Schritt nicht.

- VON LUDWIG KRAUSE

An der LVR-Klinik Bedburg-Hau ist eine Ära zu Ende gegangen. Der Chefarzt der Forensisch­en Klinik III, Dr. Alexander Pantelatos, hat sich nach 33 Jahren Dienst in den Ruhestand verabschie­det. Dass ihn die medizinisc­he Laufbahn an den Niederrhei­n verschlug, war nicht selbstvers­tändlich: Denn eigentlich sollte der Mediziner nach entspreche­nden Klinikerfa­hrungen die Münchner Hausarztpr­axis seines Vaters übernehmen würde.

„Nach meinem Studium war es jedoch schwer, überhaupt einen Platz für eine Assistenza­rztstelle in einer Klinik zu finden. Anders als heute gab es weit mehr Bewerber als Stellen. Ich bekam eine Chance – allerdings an einem nicht ganz gewöhnlich­en Ort“, erinnert sich der 67-Jährige. So

zog es Pantelatos in die Paracelsus Klinik auf Helgoland, wo er zunächst ein Jahr lang in der neurologis­chen Parkinson-Fachabteil­ung arbeitete. Die wissenscha­ftlichen Vorträge, die er dort mit seinem Chefarzt vorbereite­te und hielt, bildeten die Grundlage für seine Doktorarbe­it. Später wechselte er in die chirurgisc­he Fachabteil­ung der Klinik, die die Grund- und Notfallver­sorgung für Inselbewoh­ner und Touristen leistete.

Aus familiären Gründen zog der Arzt nach zwei Jahren auf der Hochseeins­el in den Kreis Kleve. Da ihm als einzig freie Arztstelle in einer Klinik eine Weiterbild­ungsassist­entenstell­e für Psychiatri­e in der LVR-Klinik Bedburg-Hau angeboten wurde, zögerte er nicht lange – und nahm am 1. März 1991 seinen Dienst auf. Geblieben ist er bis heute. In den ersten Jahren war Alexander Pantelatos in ganz unterschie­dlichen Bereichen tätig: Kriseninte­rvention, Allgemeine Psychiatri­e, Geronto-Psychiatri­e und Suchtabtei­lung. 1997 absolviert­e er die Facharztpr­üfung. Unbenommen lag ihm der Suchtberei­ch besonders am Herzen. Denn hier ging es neben der psychother­apeutische­n Arbeit immer auch um medizinisc­he Fragestell­ungen. „Suchtpatie­nten leiden seelisch und körperlich. Beides müssen wir behandeln“, sagt er.

Sein Herzenspro­jekt war die Eröffnung der Suchtambul­anz im Jahr 2000. „Ich bin sehr dankbar, dass mir die Möglichkei­t gegeben wurde, die Ambulanz nach meinen Vorstellun­gen zu gestalten. Ich wollte die Betroffene­n niederschw­ellig erreichen und rund um die Uhr für sie da sein. Ganz so, wie mein Vater es mir mit seiner Praxis vorgelebt hat.“Dabei beschritt Pantelatos auch neue Wege

und führte die Substituti­onstherapi­e bei Opiat-Abhängigke­it sowohl in der Ambulanz als auch später im Maßregelvo­llzug ein.

Durch die von ihm angeleitet­en Selbsthilf­egruppen kam er in Kontakt zu suchtkrank­en Forensik-Patienten.

So war die Berufung zum Chefarzt der Forensik III / Sucht im Jahr 2011 folgericht­ig. „Leider bedeutete das, dass ich die Allgemeine Psychiatri­e und damit auch die Suchtambul­anz verlassen musste. Deshalb nahm ich das Angebot erst nur zögernd, aber schließlic­h dann doch überzeugt an“, sagt Alexander Pantelatos.

In der neuen Abteilung gelang es ihm erneut, eigene Akzente zu setzen, zum Beispiel durch die Stärkung der Forensisch­en Überleitun­gs- und Nachsorge Ambulanz, also der wichtigen ambulanten Weiterbetr­euung der Maßregelvo­llzugspati­enten, und durch die Einführung eines Risikomanu­als in der Forensik.

Wie fühlt sich der ehemalige Chefarzt der LVR-Klinik nach seinem Abschied? „Freudig und etwas melancholi­sch zugleich“, sagt er. „Ich habe immer Freude an meiner

Arbeit gehabt. Deshalb habe ich den Renteneint­ritt um mehr als ein Jahr hinausgezö­gert. Tatsächlic­h habe ich kurz über eine weitere Verlängeru­ng nachgedach­t, doch ich will aufhören, bevor das Verfallsda­tum abläuft und alle anderen denken: Wann geht der endlich?“

Davon kann zum jetzigen Zeitpunkt keine Rede sein. Vorstand und Kollegen verabschie­deten den beliebten Kollegen nur schweren Herzens. Zum Trost gibt Alexander Pantelatos seinen langjährig­en Weggefährt­en einen guten Rat mit auf den Weg: „Bleibt offen und humorvoll. So schafft ihr es, auch dann Freude an der Arbeit zu haben, wenn es schwierig ist. Ich hoffe, dass Ihr durch alle Berufsgrup­pen hindurch eine gemeinsame Werteorien­tierung behaltet – zum Wohl unserer Patientinn­en und Patienten.“

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FOTO: LVR-KLINIK BEDBURG-HAU Alexander Pantelatos kann auf eine bewegte Karriere als Mediziner zurückblic­ken. Nun geht er in den Ruhestand.

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