Eine junge Ärztin für Haldern
Marie-Theres Hallepape übernimmt im September die Praxis Hausarztpraxis von Stefan Vollrath. Nach einem Umbau möchte die Fachärztin für Allgemeinmedizin sowie Psychiatrie und Psychotherapie im Dezember eröffnen.
Für Haldern gibt es jetzt eine gute Nachricht: Die Praxis von Hausarzt Stefan Vollrath wird weiter fortbestehen. Wenn der Mediziner, der seit Anfang der 1990er Jahre an der Lindenstraße 7 praktiziert, im September in den Ruhestand geht, wird sie von Marie-Theres Hallepape übernommen. Nach umfangreichen Umbaumaßnahmen soll im Dezember eröffnet werden. „Eine eigene Praxis ist schon seit längerem mein Wunsch. Dass es jetzt da klappt, wo ich wohne, ist umso schöner“, sagt die 37 Jahre alte Medizinerin, die gebürtig aus Rees stammt. In Haldern geht bereits ihre Tochter (sieben Jahre alt) zur Schule, ein zweites Kind kommt bald auf die Welt.
Marie-Theres Hallepape, die sich gerade auch in manueller Medizin (für den Bewegungsapparat) weiterbildet, ist nicht nur Fachärztin für Allgemeinmedizin, sondern auch für Psychiatrie und Psychotherapie. Eine ungewöhnliche Kombination, die für sie aber einen Sinn ergibt: „Etwa 20 Prozent der Patienten kommen mit psychischen Beschwerden in die Praxis“, weiß die Medizinerin aus Erfahrung. Zudem gebe es oft einen Zusammenhang zwischen körperlichen psychischen Problemen. „Da ist es vorteilhaft, wenn man den Patienten ganzheitlich beurteilen kann.“
Marie-Theres Hallepape hat in Kliniken in Bocholt und Oberhausen gearbeitet, zuletzt in der hausärztlichen Versorgung in der Praxis Balaom in Rees. Die ersten Patienten in der eigenen Praxis wird sie erst im Dezember begrüßen können. Denn mit der Übernahme steht zunächst einmal ein umfangreicher Umbau der Räumlichkeiten an. Unter anderem soll die Praxis barrierefrei werden, neue Böden sind vorgesehen, der Empfangsbereich wird abgetrennt, ein neues Ultraschallgerät wird angeschafft, Labor und Sprechzimmer werden ebenfalls renoviert. Auch wird dann ein neues Team für die Patienten da sein – mittelfristig
zwei Sprechstundenhilfen. Die bisherigen gehen mit Stefan Vollrath in den Ruhestand.
Ein wichtiges Thema ist zudem die Digitalisierung. Unter anderem dafür wird Ehemann Fiete Hallepape zuständig sein, der nicht nur den betriebswirtschaftlichen Part der Praxis übernimmt, sondern auch den der Informationstechnik. „Unter anderem wollen wir eine Patienten-App anbieten“, erklärt er. Die soll zum Beispiel dabei helfen, Patienten unnötige Wege zu ersparen. Etwa, wenn es um die Bestellung eines Folgerezeptes geht oder um die Benachrichtigung bei der Auswertung von Blutwerten, bei denen nicht zwingend ein erneuter Praxisbesuch notwendig ist. Außerdem sollen über die App auch Videosprechstunden möglich sein. „aber natürlich bleiben wir auch auf dem klassischen Weg erreichbar“, sagt
Marie-Theres Hallepape.
Die Stadt Rees unterstützt den Praxisumbau der neuen Ärztin in Haldern mit einem Investitionszuschuss in Höhe von 50.000 Euro. Bereits vor sechs Jahren hatte der Rat solche Hilfen beschlossen, um die medizinische Versorgung in der Stadt zu sichern. Sie werden für Sanierungen bei Praxisübernahmen, aber auch bei Neuansiedlungen gewährt. „Die Höhe des Zuschusses orientiert sich an den für die Praxiseröffnung notwendigen Maßnahmen. 50.000 Euro sind dabei allerdings der Höchstbetrag“, erläutert Wirtschaftsförderer Heinz Streuff.
Dass viele Ärzte eher nicht Allgemeinmediziner werden wollen, kann Marie-Theres Hallepape nicht nachvollziehen: „Für mich ist das der schönste Beruf überhaupt. Er ist abwechslungsreich und spannend. Jeder Tag ist anders. In einer
Hausarztpraxis geht es auch um den Menschen und nicht nur um die Krankheit. Man kennt die Oma und den Enkel.“
Den Kontakt von Marie-Theres Hallepape zu Stefan Vollrath gab es übrigens auf dem Halderner Schützenfest – der Vorteil des Dorflebens. Bürgermeister Sebastian Hense freut sich darüber, dass es hier gelungen ist, eine Nachfolgeregelung für die Praxis zu finden: „Das ist längst nicht überall so. Mir fallen allein in Wesel fünf Arztpraxen ein, bei denen die Mediziner bald in den Ruhestand gehen und noch nicht klar ist, ob es dort weitergeht.“Er betont, dass die Stadt auch weiter Ärzte mit Zuschüssen unterstützen will, die sich in Rees ansiedeln wollen: „Das haben wir nicht zum ersten Mal gemacht. Das Programm ist ein Erfolg und wir wollen das auch weiterhin so handhaben.“