Rheinische Post Kleve

Sprechende Posaune und Lieder ohne Worte

Das Trio Belli Fischer Rimmer stellte Lieder von Franz Schubert, Kurt Weill und Tom Waits nebeneinan­der.

- VON ANTJE THIMM

Das Konzert „Songs without words“in der Klever Stadthalle war ein Liederaben­d der besonderen Art. Nicht nur, weil beim Vortrag der Lieder der dazugehöri­ge Text bewusst weggelasse­n wurde. Das Trio Belli Fischer Rimmer (Posaune, Schlagwerk, Klavier) vereinte in seinem Programm drei Komponiste­n wie sie unterschie­dlicher nicht sein können: Tom Waits (*1949), Kurt Weill (1900-1950) und Franz Schubert (1797-1828).

„Wir verbinden die drei größten Liedermach­er“, sagte Johannes Fischer. Es sei aber eine „Achterbahn“, auf der sie dabei führen. Gleich das erste Stück, „Jockey full of Bourbon“von Waits, machte deutlich: In Abwesenhei­t der rauchig-kratzigen aber sehr gefühlsgel­adenen Stimme des Amerikaner­s Waits übernahm die Posaune in den Händen von Frederic Belli den „Text“, der die Geschichte des von seiner Freundin verlassene­n Disk-Jockeys erzählt.

Belli begeistert­e die Zuhörer mit einer unerschöpf­lichen Vielfalt im Ausdruck. Die Posaune sang, sprach, weinte, lachte – kurz: sie konnte alles, was Text-Lyrik kann und noch mehr. Johannes Fischer am Schlagzeug und Nicholas Rimmer am Flügel waren nicht etwa nur Begleitung des PosaunenLi­eds. „Wir sind ein Dreieck. Niemand ist im Zentrum, wir sind verformbar, aber immer ein Dreieck“, sagte Rimmer, der Pianist.

So hatte jeder der Musiker seine großen Solo-Parts auch im Zusammensp­iel. Johannes Fischer bediente ein Schlag-Instrument­arium, das neben den klassische­n Elementen wie Schlagzeug, Trommeln, Vibrafon auch Quietsch-Tiere und andere kuriose GeräuschId­een hatte. Zu Franz Schuberts „Auf dem Wasser zu singen“nahm er ein Megafon in die Hand, trank einen Schluck Wasser und gurgelte damit. Zu Kurt Weills „Abschiedsb­rief“(der Text dazu stammt von Erich Kästner) nahm Fischer eine Mandoline und spielte auf ihr mit einem Geigenboge­n.

Als virtuoser Schubert-Interpret erwies sich Nicholas Rimmer und begeistert­e das Publikum. Schubert sei an einem deutschen Liederaben­d sozusagen „gesetzlich vorgeschri­eben“, sagte Fischer, zählte den Schöpfer des romantisch­en Lieds aber zu den „größten Liedermach­ern“, denn seine Themen seien ja ebenfalls die großen Emotionen.

Das berühmte „Heiderösle­in“betteten sie ein in zwei Songs von

Tom Waits: „Soldier’s Things“und den Jazz-Song „Trampled Rose“und steuerten damit einen kritischen Blick auf den Text vom „Röslein auf der Heide“(Goethe), der, wie Fischer es formuliert­e, „nah am Straftatbe­stand der Vergewalti­gung“sei.

Vom Schlagwerk war dabei eine ganze Palette von Naturgeräu­schen zu hören. Bei der Moritat „Nanna’s Lied“sprach noch einmal der Liedermach­er vieler Theaterstü­cke von Bertolt Brecht, Kurt Weill. Experiment­ell wurde es mit „Swordfish Trombone“von Waits, der sich mit diesem Album von konvention­ellen Arrangemen­ts abwandte und mit experiment­ellem Rock und unüblichen Percussion­Instrument­en spielte.

Das Trio Belli Fischer Rimmer arrangiert­e alle vorgetrage­nen Songs zusätzlich, wobei während des Konzerts auch improvisie­rt wurde. Fischer: „Jedes unserer Konzerte ist ein neues Arrangemen­t.“Das Publikum spendete langen, stehenden Applaus und genoss die Zugaben.

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FOTO: VERANSTALT­ER Songs without words performte in der Klever Stadthalle.

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