An Charme verloren – nicht aber an Geschmack
Wir testen die beliebtesten Pommesbuden in der deutsch-niederländischen Grenzregion. Wie gut sind die Pommes bei „Fly Inn“in ´s-Heerenberg?
Ohne Zweifel: Eine Kindheitserinnerung ist immer auch ein Stück weit der Blick durch ein Nostalgiefenster. Doch als der Autor dieser Zeilen sonntäglich als kleiner Junge mit Eltern und Zwillingsschwester bei der Snackbar „Fly Inn“in ´s-Heerenberg aß, waren die Pommes ein größeres Erlebnis. In der Rückblende waren sie knuspriger, war die Mayonnaise cremiger, das Kipcorn krosser. Und es gab für den deutsch-niederländischen Nachwuchs immer ein besonderes Highlight: von der Chefin des Hauses ein „spekje“(buntes Marshmallow) auf die Hand. Wer so mutig war, eigenständig zu bestellen, bekam ein zweites. Die Pommesbude war ein kleines Paradies, in dem es die leckerste Mahlzeit der Woche gab.
Und wie ist es heute? Das betagte Betreiberehepaar, zwei reizende Menschen, bedienen nicht mehr. Jüngere Gastronomen haben übernommen, überaus freundlich treten sie auf. Spekjes gibt es jedoch nicht mehr, aber das könnte auch daran liegen, dass der Verfasser dieser Zeilen mittlerweile Mitte 20 ist. Die Pommes schmecken nun grundsolide, etwas fettig sind sie, aber auf den Punkt. Und oben drauf gibt es eine üppige Portion Mayonnaise. Bei der Fleischkrokette kann man nicht viel falsch machen, aber auch sie mundet. Bemerkenswert: In den Niederlanden gibt es seit Jahrzehnten einen folkloristischen Streit um die Frage, ob Pommes „Friet“(im Süden) oder „Patat“(im Norden) heißen. Bei „Fly Inn“löst man das Problem pragmatisch, auf der Karte steht: Friet/Patat.
Ansonsten stehen viele Klassiker zur Auswahl, dazu gehören auch belegte Brötchen. Sie gibt es mit runder Frikadelle (Broodje bal), mit Frikandel oder Fleischkrokette. Einigermaßen exotisch ist das Kipcorn mit Käsefüllung, bei den Pommeskombinationen hat man in Richtung deutsche Schnitzelkultur geschaut: Auf den frittierten Kartoffelstäbchen landen Zigeuner- und Jägersauce.
Die Preise sind erschwinglich: Für eine Pommes mit Mayo und Fleischkrokette zahlt man 4,40 Euro. Das Kindermenü gibt es für 3,50 Euro. Wer mit Pommes gleich eine ganze Familie verköstigen will, hat zig Tütengrößen zur Auswahl. Die Portion für fünf Personen kostet 7,50 Euro. Bei den Preisen lassen sich die eher „zuinigen“(sparsamen) Eltern nach zig Jahren sicher für einen erneuten Besuch gewinnen. Zumal es weiterhin gute Pommes gibt. Was fehlen wird, ist die rosarote Kindheitsbrille – zumindest bei den Zwillingen.
Die Snackbar „Fly Inn“, Zeddamseweg 25 in ´s-Heerenberg, hat mittwochs bis montags von 11 bis 20.30 Uhr geöffnet.