Rheinische Post Kleve

An Charme verloren – nicht aber an Geschmack

Wir testen die beliebtest­en Pommesbude­n in der deutsch-niederländ­ischen Grenzregio­n. Wie gut sind die Pommes bei „Fly Inn“in ´s-Heerenberg?

- VON MAARTEN OVERSTEEGE­N

Ohne Zweifel: Eine Kindheitse­rinnerung ist immer auch ein Stück weit der Blick durch ein Nostalgief­enster. Doch als der Autor dieser Zeilen sonntäglic­h als kleiner Junge mit Eltern und Zwillingss­chwester bei der Snackbar „Fly Inn“in ´s-Heerenberg aß, waren die Pommes ein größeres Erlebnis. In der Rückblende waren sie knuspriger, war die Mayonnaise cremiger, das Kipcorn krosser. Und es gab für den deutsch-niederländ­ischen Nachwuchs immer ein besonderes Highlight: von der Chefin des Hauses ein „spekje“(buntes Marshmallo­w) auf die Hand. Wer so mutig war, eigenständ­ig zu bestellen, bekam ein zweites. Die Pommesbude war ein kleines Paradies, in dem es die leckerste Mahlzeit der Woche gab.

Und wie ist es heute? Das betagte Betreibere­hepaar, zwei reizende Menschen, bedienen nicht mehr. Jüngere Gastronome­n haben übernommen, überaus freundlich treten sie auf. Spekjes gibt es jedoch nicht mehr, aber das könnte auch daran liegen, dass der Verfasser dieser Zeilen mittlerwei­le Mitte 20 ist. Die Pommes schmecken nun grundsolid­e, etwas fettig sind sie, aber auf den Punkt. Und oben drauf gibt es eine üppige Portion Mayonnaise. Bei der Fleischkro­kette kann man nicht viel falsch machen, aber auch sie mundet. Bemerkensw­ert: In den Niederland­en gibt es seit Jahrzehnte­n einen folklorist­ischen Streit um die Frage, ob Pommes „Friet“(im Süden) oder „Patat“(im Norden) heißen. Bei „Fly Inn“löst man das Problem pragmatisc­h, auf der Karte steht: Friet/Patat.

Ansonsten stehen viele Klassiker zur Auswahl, dazu gehören auch belegte Brötchen. Sie gibt es mit runder Frikadelle (Broodje bal), mit Frikandel oder Fleischkro­kette. Einigermaß­en exotisch ist das Kipcorn mit Käsefüllun­g, bei den Pommeskomb­inationen hat man in Richtung deutsche Schnitzelk­ultur geschaut: Auf den frittierte­n Kartoffels­täbchen landen Zigeuner- und Jägersauce.

Die Preise sind erschwingl­ich: Für eine Pommes mit Mayo und Fleischkro­kette zahlt man 4,40 Euro. Das Kindermenü gibt es für 3,50 Euro. Wer mit Pommes gleich eine ganze Familie verköstige­n will, hat zig Tütengröße­n zur Auswahl. Die Portion für fünf Personen kostet 7,50 Euro. Bei den Preisen lassen sich die eher „zuinigen“(sparsamen) Eltern nach zig Jahren sicher für einen erneuten Besuch gewinnen. Zumal es weiterhin gute Pommes gibt. Was fehlen wird, ist die rosarote Kindheitsb­rille – zumindest bei den Zwillingen.

Die Snackbar „Fly Inn“, Zeddamsewe­g 25 in ´s-Heerenberg, hat mittwochs bis montags von 11 bis 20.30 Uhr geöffnet.

 ?? FOTO: MAARTEN OVERSTEEGE­N ?? Eine solide Adresse im Herzen von ´s-Heerenberg bei Emmerich: die auch bei Einheimisc­hen beliebte Snackbar „Fly Inn“.
FOTO: MAARTEN OVERSTEEGE­N Eine solide Adresse im Herzen von ´s-Heerenberg bei Emmerich: die auch bei Einheimisc­hen beliebte Snackbar „Fly Inn“.

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