Wilde Tiere für die Kita-Kinder
Die Gocher Künstlerin Nicole Peters gewinnt Kunst-am-Bau-Wettbewerb für Vallendar in Rheinland-Pfalz.
Der Löwe macht das, was Löwen am liebsten machen, meist den ganzen Tag: Er schläft. Gemütlich auf die Seite gelegt, die mächtige Mähne prachtvoll um den dicken Kopf drapiert. Noch muss er auf einer Palette auf dem kalten Betonboden des Ateliers von Nicole Peters sein Schläfchen halten - doch bald wird er mitten in die Natur gebettet und könnte, machte er die Augen auf, über sein Reich schauen. Er wird nämlich von Goch nach Rheinland-Pfalz gebracht, wo er Kernstück eines bespielbaren Kunstwerks neben einer neuen Kita in Vallendar am Rhein wird.
Peters hat in der Stadt gegenüber der Insel Niederwerth unterhalb von Koblenz einen Wettbewerb für die Kunst am Bau gewonnen. Es ging auch um das Wappentier der Stadt, einen blaugezungten steigenden Löwe. Das Tier der Grafschaft Sayn. Und weil der Löwe an der Kindertagesstätte seinen Platz bekommen soll, sollte er bespielbar sein. „Als ich die Ausschreibung gelesen habe, hab ich gedacht: Die ist wie für die dich gemacht“, sagt Peters. Also schuf sie zunächst eine kleine Löwengruppe, die von einem Kind im Löwen-Hoodie beobachtet wird, das so fast wie ein kleiner Löwe ausschaut. Doch dann zweifelte sie. „Ich habe deshalb das Ganze der Kita vorgestellt und die Kinder haben gefragt: Wo sind denn unsere Tiere?“, sagt Peters. Nämlich der Fuchs der Fuchsgruppe oder der Hase der Hasengruppe und die vielen anderen. Und wo kommt der Schatten her, wenn sie da spielen, wo können sie sich verstecken?
Also plante Peters ihren Entwurf für das Werk „Wildes Leben entdecken“um. Der schlaue Fuchs ist ebenso dabei wie der Hase. Und dann gibt es noch einen Kokon, der für den Schmetterling steht und für die Vielfalt der Insektenwelt, die, so Peters, unbedingt geschützt werden sollte. Wie Fuchs und Hase, die den Löwen nicht wecken, und doch neugierig die Natur entdecken, können die Kinder künftig den Löwen und den Kokon des Schwalbenschwanzes zusammen mit ihren GruppenTieren erkunden.
Nicole Peters hat die Gruppe nicht allein als bespielbare Kunst geschaffen, sondern auch schattenspendende Bäume, die auch der
Insektenwelt Nahrung liefern sollen, vorgeschlagen. Die möchte sie zusammen mit den Kindern pflanzen. „Es werden nach Absprache mit dem Bauherrn eine Kupferfelsenbirne und eine Krim-Linde“, sagt die Künstlerin. Das seien Bäume, die auch den sich ändernden Klimabedingungen gewachsen sein sollten und die Insekten anziehen. Denn: „Wie wir mit dem Klimawandel umgehen, entscheidet, wie wir in Zukunft leben, wie wir mit dem Insektensterben umgehen, entscheidet, ob wir in Zukunft leben“, zitiert Peters den Leiter des Naturkundemuseums in Berlin, Johannes Vogel.
Die Tiere hat sie wie bei ihren anderen bespielbaren Arbeiten stabil aufgebaut. Sie sind aus glasfaserarmiertem Beton, der von einem eingefärbten Feinschichtmörtel umgeben ist. Der Löwe ist 1,70 Meter lang und liegt auf der Seite, der Fuchs streckt neugierig seinen Kopf nach oben und misst fuchsrote 1,61 Meter, der Hase ist knapp 1,20 Meter lang, der Kokon ebenfalls. Die Fundamente liegen ein gutes Stück unter der Erde, so dass die stehenden Figuren im Atelier zu schweben scheinen.
Und weil die Figuren an einer Kita aufgestellt werden, erfüllen sie auch die nötige DIN-Norm 1176, Kopf und Fingerfangstellen (so Peters) werden ausgeschlossen, Fallhöhen und -weiten eingehalten.