Rheinische Post Kleve

Diebels stellt wieder Mitarbeite­r ein

Im vergangene­n Jahr gab es den Kahlschlag bei Diebels. 65 Mitarbeite­r mussten gehen. Nun werden wieder Stellen ausgeschri­eben. Und auch die stillgeleg­te Produktion­sstraße läuft wieder. Neu abgefüllt wird Hertog Jan aus Arcen.

- VON BIANCA MOKWA UND MARTIN VAN DER PÜTTEN

Der Schrecken sitzt noch tief. Im vergangene­n Jahr ging es für die Brauerei Diebels nur in eine Richtung: steil bergab. Erst wurden bis auf das Alt sämtliche Sorten gestrichen wie das sehr erfolgreic­he Dimix, das Radler und auch das alkohlfrei­e Alt. Dann kam Ende August der Paukenschl­ag mit der Ankündigun­g, dass eine von zwei Abfülllini­en geschlosse­n wird und im Zuge dessen Mitarbeite­r entlassen werden. Von der Hälfte war zunächst die Rede. Am Ende fielen

Die Forderung des Vereins „Wir sind Diebels“ist klar: Es soll möglichst wieder weitere DiebelsSor­ten geben.

65 von 163 Vollzeitst­ellen weg.

Nun tauchen im Internet plötzlich Stellenanz­eigen auf. Der Großkonzer­n AB InBev, in dessen Portfolio auch die Diebels-Brauerei fällt, sucht Leute für den Standort Issum. Unter anderem Industriee­lektronike­r im Bereich Betriebste­chnik. Es werden sogar Auszubilde­nde für dieses Jahr gesucht im Bereich Brauer/Mälzer und auch als Industriem­echaniker. Diese Entwicklun­g lässt aufhorchen, sorgt aber auch für Stirnrunze­ln. Der internatio­nal agierende Großkonzer­n AB InBev hatte die drastische­n Schritte wie Schließung einer Abfülllini­e und Personalab­bau im vergangene­n Jahr schließlic­h damit begründet, auf diese Weise den Standort in Issum erhalten zu wollen.

Gefallen lassen musste sich der Großkonzer­n viel Kritik. Nicht nur in Issum selbst wurde demonstrie­rt, sondern auch vor der Europazent­rale des weltweit agierenden Unternehme­ns in Belgien. In wenigen Tagen soll es nun einen

weiteren Protest von Mitarbeite­rn geben. Dieses Mal vor der Deutschlan­d-Zentrale in Bremen. Auch dort wollen die Diebels-Sympathisa­nten ihrem Herzen Luft machen. Denn: Es sind noch viele Fragen offen.

Zum einen wundert es, dass auch die stillgeleg­te Abfülllini­e wieder in

Betrieb genommen wurde, wie die Redaktion aus zuverlässi­ger Quelle erfuhr. Gebraucht wird die Produktion­sstraße aktuell zum Abfüllen von Hertog Jan. Auch die Marke der kleinen Brauerei aus dem niederländ­ischen Arcen, nur rund 25 Kilometer von Issum entfernt, hatte

sich AB InBev bereits vor langer Zeit in sein Portfolio einverleib­t. In der Hauptsache wird aktuell in Issum Becks gebraut, an zweiter Stelle Diebels. Die Inbetriebn­ahme der zweiten Abfülllini­e macht Hoffnung, dass es auch wieder möglich wäre, eine zweite Sorte

Diebels zu brauen, also beispielsw­eise Dimix oder Radler. Denn nur mit dieser Produktion­sstraße sind Mischgeträ­nke am Standort Issum überhaupt produzierb­ar, wurde im vergangene­n Jahr bekannt.

Die Forderung des Vereins „Wir sind Diebels“, der sich für den Erhalt

der lokalen Marke stark macht, ist klar: Es soll möglichst bald wieder weitere Diebels-Sorten geben. Außerdem kritisiert der Verein, dass es in der jüngeren Vergangenh­eit keinerlei Unterstütz­ung mehr für Werbemaßna­hmen gab. Da mag es manchem bitter aufstoßen, dass in den Stellenanz­eigen von AB InBev gerade mit dem Slogan „Jeder Tag ein schöner Tag“geworben wird. „Ein schöner Tag“erinnert an die Glanzzeite­n, als Sänger Mario Jordan das Lied schmettert­e. Das war noch zu Zeiten der Privatbrau­erei. Mit dem Verkauf an Interbrew 2001 und später mit Einverleib­en in AB InBev ging es für Diebels stetig bergab.

Die Redaktion der Rheinische­n Post in Geldern hat an AB InBev die Frage gestellt, was es mit der Rolle rückwärts auf sich hat. Was die Nutzung der zweiten Abfülllini­e und das Einstellen von Mitarbeite­rn für das Thema Standortsi­cherung in Issum zu bedeuten hat. Die Antwort steht noch aus.

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FOTO: NOP Wie sieht es mit der Zukunft der Brauerei Diebels in Issum aus? Die Frage bewegt nicht erst seit der Stellenstr­eichung im Jahr 2023 viele Menschen.

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