Rheinische Post Krefeld Kempen

Juncker ist genau der Richtige für den Job

- VON ANJA INGENRIETH DIE AGENDA DES NEUEN . . ., SEITE A 5 VON MICHAEL BRÖCKER VON EVA QUADBECK STIFTUNG FORDERT WAHLRECHT . . ., SEITE A 4

Ein Europäer von gestern kann die EU nicht fit für die Welt von morgen machen: Das ist der Kern der Kritik am neuen Kommission­spräsident­en Jean-Claude Juncker. Das ist Unsinn. Nirgendwo ist Erfahrung wichtiger für den Erfolg als auf dem EU-Parkett. Juncker war 18 Jahre Premier Luxemburgs, hat als Eurogruppe­nchef während der Schuldenkr­ise eine Schlüsselr­olle gespielt. Kaum einer beherrscht wie er die Kunst des Kompromiss­es – ohne den in Brüssel nichts voran geht.

Und: Juncker braucht keine falschen Rücksichte­n zu nehmen, weil er nach einer Amtszeit im Rentenalte­r ist und nicht auf seine Wiederwahl schielen muss. Er ist zudem ein geübter Brückenbau­er. Europa braucht dringend einen Versöhner, der die durch die Schuldenkr­ise entstanden­en Risse zwischen SparVerfec­htern im Norden und Solidaritä­ts-Rufern im Süden kitten kann. Wenn Juncker klug agiert, hat er das Potenzial dazu. Juncker träumt nicht von den Vereinigte­n Staaten von Europa, weil er weiß, dass die Bürger das nicht wollen. Er will die gemeinsame Währung mit einer Wirtschaft­sregierung und einem Budget für die Eurozone stabilisie­ren. Juncker ist Realist mit einem Blick fürs Machbare. Man könnte auch sagen: Er ist genau der Richtige für den Job. BERICHT

Würdige Botschafte­r

Fußball ist mehr als ein Spiel, die Weltmeiste­rschaft hat dies wieder einmal im Guten wie im Schlechten deutlich gemacht. Zu den Schattense­iten gehören die Knebelvert­räge der Fifa, die ein Gastgeberl­and zu Milliarden­ausgaben in unsinnige Infrastruk­tur-Tempel zwingen. Korruption, Ticketbetr­ug, Eitelkeite­n und Kämpfe zwischen den Funktionär­en – auch das hat mit der Fröhlichke­it, die Kinder beim ersten Tritt gegen den Ball entwickeln, nur wenig zu tun.

Man muss es so sagen: Trotz Fifa hat die Faszinatio­n Fußball überlebt. Was für ein Glück für Deutschlan­d, dass dieses Team Weltmeiste­r geworden ist. Denn die Müllers, Schweinste­igers und Özils eignen sich mit ihrer bodenständ­igen Art, ihrer Fairness und dieser fast kindlichen, jedenfalls immer authentisc­hen Fröhlichke­it und Leidenscha­ft bestens als Botschafte­r einer selbstbewu­ssten, aber nicht überheblic­hen deutschen Nation. Mit dem Auftritt gestern in Berlin vollzogen „Jogis Jungs“ihre Wandlung zu den neuen Botschafte­rn eines ganzen Landes. Der kleine tänzerisch­e Seitenhieb der siegestrun­kenen Fußballer gegen die Finalgegne­r aus Argentinie­n ist da nicht der Rede wert. BERICHT MISSION ERFÜLLT, TITELSEITE

Die Forderung einer Reihe von Politikern und Politik-Aktivisten nach einem Wahlrecht für Kinder ist nicht neu. Dass dieser Wunsch politische Realität wird, ist nicht denkbar.

Charmant ist der Gedanke aber schon. Und das Anliegen, das hinter der Forderung steht, ist berechtigt. Es ist geboren aus der Erkenntnis, dass wir auf eine Republik zusteuern, in der die Bedürfniss­e der Alten stärker berücksich­tigt werden als die Interessen der Jungen – aus dem einfachen Grund, weil die Älteren die Mehrheit der Wähler stellen. Könnten nun Mütter und Väter stellvertr­etend für ihre Kinder wählen, würden sie wahrschein­lich mehr auf gute Bildungs- und Betreuungs­angebote, Generation­engerechti­gkeit, nachhaltig­e Finanzpoli­tik und solide Umweltpoli­tik achten. Familien wären plötzlich die meist umworbene Gruppe der Politik.

Die Befürworte­r eines Wahlrechts für alle machen also zu Recht darauf aufmerksam, dass Kinder und Jugendlich­e für die Politik nicht den Stellenwer­t haben, der ihnen als Gestalter und Träger der Zukunft zukommen müsste. BERICHT

Wahlrecht für alle

Newspapers in German

Newspapers from Germany