Rheinische Post Krefeld Kempen
Juncker ist genau der Richtige für den Job
Ein Europäer von gestern kann die EU nicht fit für die Welt von morgen machen: Das ist der Kern der Kritik am neuen Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker. Das ist Unsinn. Nirgendwo ist Erfahrung wichtiger für den Erfolg als auf dem EU-Parkett. Juncker war 18 Jahre Premier Luxemburgs, hat als Eurogruppenchef während der Schuldenkrise eine Schlüsselrolle gespielt. Kaum einer beherrscht wie er die Kunst des Kompromisses – ohne den in Brüssel nichts voran geht.
Und: Juncker braucht keine falschen Rücksichten zu nehmen, weil er nach einer Amtszeit im Rentenalter ist und nicht auf seine Wiederwahl schielen muss. Er ist zudem ein geübter Brückenbauer. Europa braucht dringend einen Versöhner, der die durch die Schuldenkrise entstandenen Risse zwischen SparVerfechtern im Norden und Solidaritäts-Rufern im Süden kitten kann. Wenn Juncker klug agiert, hat er das Potenzial dazu. Juncker träumt nicht von den Vereinigten Staaten von Europa, weil er weiß, dass die Bürger das nicht wollen. Er will die gemeinsame Währung mit einer Wirtschaftsregierung und einem Budget für die Eurozone stabilisieren. Juncker ist Realist mit einem Blick fürs Machbare. Man könnte auch sagen: Er ist genau der Richtige für den Job. BERICHT
Würdige Botschafter
Fußball ist mehr als ein Spiel, die Weltmeisterschaft hat dies wieder einmal im Guten wie im Schlechten deutlich gemacht. Zu den Schattenseiten gehören die Knebelverträge der Fifa, die ein Gastgeberland zu Milliardenausgaben in unsinnige Infrastruktur-Tempel zwingen. Korruption, Ticketbetrug, Eitelkeiten und Kämpfe zwischen den Funktionären – auch das hat mit der Fröhlichkeit, die Kinder beim ersten Tritt gegen den Ball entwickeln, nur wenig zu tun.
Man muss es so sagen: Trotz Fifa hat die Faszination Fußball überlebt. Was für ein Glück für Deutschland, dass dieses Team Weltmeister geworden ist. Denn die Müllers, Schweinsteigers und Özils eignen sich mit ihrer bodenständigen Art, ihrer Fairness und dieser fast kindlichen, jedenfalls immer authentischen Fröhlichkeit und Leidenschaft bestens als Botschafter einer selbstbewussten, aber nicht überheblichen deutschen Nation. Mit dem Auftritt gestern in Berlin vollzogen „Jogis Jungs“ihre Wandlung zu den neuen Botschaftern eines ganzen Landes. Der kleine tänzerische Seitenhieb der siegestrunkenen Fußballer gegen die Finalgegner aus Argentinien ist da nicht der Rede wert. BERICHT MISSION ERFÜLLT, TITELSEITE
Die Forderung einer Reihe von Politikern und Politik-Aktivisten nach einem Wahlrecht für Kinder ist nicht neu. Dass dieser Wunsch politische Realität wird, ist nicht denkbar.
Charmant ist der Gedanke aber schon. Und das Anliegen, das hinter der Forderung steht, ist berechtigt. Es ist geboren aus der Erkenntnis, dass wir auf eine Republik zusteuern, in der die Bedürfnisse der Alten stärker berücksichtigt werden als die Interessen der Jungen – aus dem einfachen Grund, weil die Älteren die Mehrheit der Wähler stellen. Könnten nun Mütter und Väter stellvertretend für ihre Kinder wählen, würden sie wahrscheinlich mehr auf gute Bildungs- und Betreuungsangebote, Generationengerechtigkeit, nachhaltige Finanzpolitik und solide Umweltpolitik achten. Familien wären plötzlich die meist umworbene Gruppe der Politik.
Die Befürworter eines Wahlrechts für alle machen also zu Recht darauf aufmerksam, dass Kinder und Jugendliche für die Politik nicht den Stellenwert haben, der ihnen als Gestalter und Träger der Zukunft zukommen müsste. BERICHT
Wahlrecht für alle