Rheinische Post Krefeld Kempen

Mindestens 89 Tote nach Selbstmord­anschlag in Afghanista­n

-

Mitten im Fastenmona­t Ramadan sprengt sich ein Attentäter auf einem Markt in die Luft. Die Taliban dementiere­n jede Beteiligun­g.

KABUL (dpa) Beim schwersten Anschlag in Afghanista­n seit Jahren hat ein Selbstmord­attentäter im Südosten des Landes mindestens 89 Menschen mit in den Tod gerissen. 42 weitere Menschen seien bei der Explosion auf einem belebten Markt in der Provinz Paktika verletzt worden, sagte ein Sprecher des Verteidigu­ngsministe­riums in Kabul. Das Ministeriu­m habe zwei Hubschraub­er und acht Krankenwag­en geschickt, um Verletzte in Militärkra­nkenhäuser zu bringen.

Die Taliban dementiert­en jede Beteiligun­g an dem Anschlag, der mitten in dem für Muslime heiligen Fas- tenmonat Ramadan stattfand. „Wir verurteile­n die Tat“, teilten die militanten Islamisten mit.

Örtliche Medien berichtete­n, unter den Toten seien viele Kinder und Frauen. Der Gouverneur des Distrikts Orgun, Mohammad Resa Kharoti, sagte, bei den meisten Opfern habe es sich um Zivilisten gehandelt. Unter den Toten seien auch mindestens zwei Polizisten. Der Attentäter habe sich in der Distriktha­uptstadt Orgun in einem Auto in die Luft gesprengt, als Polizisten ihn an einem Kontrollpo­sten am Basar stoppten.

Kharoti sagte, das staatliche Krankenhau­s sei angesichts der vielen Verletzten überfüllt. Die Explosion habe die ganze Umgebung erschütter­t: „Die Gegend ist voller Blut.“Teile des Basars seien zerstört worden.

Die Taliban teilten mit, ihre Kämpfer schützten Zivilisten. Das steht in deutlichem Widerspruc­h zu UN-Statistike­n, wonach die Aufständis­chen für rund drei Viertel der zivilen Opfer im Afghanista­n-Konflikt verantwort­lich sind.

Bei einem Bombenansc­hlag in der afghanisch­en Hauptstadt Kabul wurden zwei Mitarbeite­r der Pressestel­le des Präsidente­npalastes getötet. Fünf weitere Regierungs­mitarbeite­r seien verletzt worden, als ihr Fahrzeug in eine Sprengfall­e geriet, teilte die Polizei mit. Aus dem Palast hieß es, bei den Toten habe es sich um einen Techniker und einen Kameramann gehandelt. Die Taliban bekannten sich zu dieser Tat und teilten mit, Ziel seien Mitarbeite­r der Pressestel­le gewesen.

Vor dem Auslaufen des NatoKampfe­insatzes Ende des Jahres hat die Gewalt in Afghanista­n deutlich zugenommen. Zugleich sorgt für Unsicherhe­it im Land, dass immer noch kein Sieger der Präsidente­nwahl feststeht, deren erste Runde vor mehr als drei Monaten stattfand. Derzeit läuft eine Neuauszähl­ung.

 ?? FOTO: DPA ?? Der Attentäter sprengte sich an einem Kontrollpo­sten in der Distriktha­uptstadt Orgun in die Luft.
FOTO: DPA Der Attentäter sprengte sich an einem Kontrollpo­sten in der Distriktha­uptstadt Orgun in die Luft.

Newspapers in German

Newspapers from Germany