Rheinische Post Krefeld Kempen
Ecclestone bricht sein Schweigen
Der Formel 1-Chef erklärte, warum er Ex-BayernLB-Vorstand Gribkowsky 44 Millionen Dollar zahlte.
MÜNCHEN (rtr) Im Korruptionsprozess gegen Bernie Ecclestone hat sich der Formel 1-Chef erstmals persönlich geäußert. Der 83-Jährige erläuterte gestern vor dem Landgericht München, warum er dem früheren BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky einen Millionenbetrag zuschanzte. Während die Anklage Ecclestone vorwirft, er habe den Banker mit 44 Millionen Dollar bestochen, handelte es sich laut Ecclestone um Schweigegeld, weil er von Gribkowsky bedroht worden sei. „Wir müssen diesen Kerl loswerden“, zitierte Ecclestone eine Übereinkunft mit einem Vertrauten.
Hintergrund ist der Ausstieg der BayernLB aus der Formel 1 vor achteinhalb Jahren. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft schmierte Ecclestone Gribkowsky, damit die- ser die Formel-1-Beteiligung der BayernLB an den von Ecclestone gewünschten Investor CVC verkaufte. Gribkowsky, der wegen Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung bereits zu achteinhalb Jahren Gefängnis verurteilt wurde, hat im Ecclestone-Prozess als Kronzeuge seinen Bestechungsvorwurf bekräftigt.
Ecclestone hatte zu Prozessbeginn im April nur von seinen Verteidigern eine Erklärung verlesen lassen, in der er die Anschuldigungen zurückwies. Gestern schilderte der Formel 1-Chef, wie ihn Gribkowsky immer wieder bedrängt habe. Der Banker habe die BayernLB verlassen und ihn für ein Immobilieninvestment gewinnen wollen. Dafür habe Gribkowsky von ihm einen Betrag von 250 Millionen verlangt. „Ich habe ihm erklärt, dass ich nicht in- teressiert sei“, sagte der Motorsport-Manager.
Doch Gribkowsky habe nicht nachgegeben. Immer wieder habe er zudem angedeutet, dass Ecclestone mit der von dem Formel-1Chef eingerichteten Familienstiftung Bambino Erbschaftsteuer hinterzogen haben könnte. In die Stiftung hatte Ecclestone seine Formel1-Anteile zugunsten seiner Ehefrau eingebracht. „Ich hätte nicht annähernd das Geld gehabt, um die Steuerforderung von zwei Milliarden Pfund zu begleichen. Ich wäre dann im Alter von 76 Jahren bankrott gewesen und ohne eine Armbanduhr.“Zwar wollte Ecclestone nicht von Erpressung sprechen, er hatte sich aber mit dem Chef der Stiftung geeinigt, Gribkowsky mit einem Schweigegeld abzuwimmeln.