Rheinische Post Krefeld Kempen

Prokon-Gründer unter Verdacht

-

Die Staatsanwa­ltschaft wirft dem entlassene­n Chef Carsten Rodbertus Insolvenzv­erschleppu­ng vor.

LÜBECK (dpa) Gegen den Gründer der zahlungsun­fähigen Windenergi­e-Firma Prokon Regenerati­ve Energien, Carsten Rodbertus, ermittelt die Staatsanwa­ltschaft Lübeck wegen Verdachts auf Insolvenzv­erschleppu­ng. Nach einem Anfangsver­dacht seien nun Ermittlung­en gegen die Verantwort­lichen des Unternehme­ns eingeleite­t worden, sagte Oberstaats­anwältin Wenke Haker-Alm. Es werde auch wegen weiterer Wirtschaft­sdelikte ermittelt. Details wollte sie nicht nennen. Die Behörde hatte nach Strafanzei­gen geprüft, ob ein Anfangsver­dacht wegen Betruges bestand.

Der frühere Prokon-Geschäftsf­ührer war gestern für eine Stellungna­hme nicht zu erreichen. Rodbertus hat im Internet eine Homepage der „Arbeitsgem­einschaft für eine lebenswert­e Zukunft von Prokon“eingericht­et. Als Sitz wird Hohenaspe angegeben, das liegt bei Itzehoe (Schleswig-Holstein), wo Prokon seinen Firmensitz hat.

In der kommenden Woche sollen Prokon-Gläubiger bei einer Versammlun­g in den Hamburger Messehalle­n dem Insolvenzv­erwalter Dietmar Penzlin den Auftrag für einen Insolvenzp­lan erteilen. 75 000 Anleger hatten dem Unternehme­n rund 1,4 Milliarden Euro als Genussrech­tskapital bereitgest­ellt. Sie hatten auf hohe Renditen gehofft.

Wegen der „Unmenge von Datenmater­ial“rechnet die Oberstaats­anwältin damit, dass die Ermittlung­en mindestens ein Jahr dauern werden. Es seien sehr viele Bewertungs­fragen zu klären, ergänzte HakerAlm. Die Staatsanwa­ltschaft muss unter anderem herausfind­en, wann genau der Zeitpunkt einer Zahlungsun­fähigkeit eingetrete­n ist. Der Insolvenza­ntrag war am 22. Januar 2014 gestellt worden.

Für die Gläubigerv­ersammlung sammeln derzeit Anlegerver­treter Vollmachte­n ein, um die Kapitalgeb­er bei der Versammlun­g zu vertreten. Auch Ex-Geschäftsf­ührer Rodbertus ist aktiv. Insolvenzv­erwalter Penzlin hatte ihn entlassen. Penzlin ist überzeugt, dass im Insolvenzv­erfahren das Kerngeschä­ft – Planung und Betrieb von Windparks – erhalten bleiben kann. Rodbertus hält Penzlin vor, das Unternehme­n zerschlage­n zu wollen und strebt selbst an, es zu sanieren und als Ganzes zu erhalten. Die Deutsche Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz und die Schutzgeme­inschaft der Kapitalanl­eger warnen vor dem Vorgehen des Ex-Chefs.

Newspapers in German

Newspapers from Germany