Rheinische Post Krefeld Kempen
So klangen Crosby, Stills, Nash & Young 1974
Die großartige CD-Box „CSNY 1974“dokumentiert die legendäre Stadiontour der Folkrock-Superstars.
DÜSSELDORF Es war Sommer, als sich dieses Quartett vor 40 Jahren zusammenraufte und tatsächlich gemeinsam auf Tournee ging. David Crosby, Stephen Stills, Graham Nash und Neil Young hatten 1969 in Woodstock gespielt, sie hatten das zum Heulen schöne und ewig gültige Album „Déjà Vu“veröffentlicht und sich dann zerstritten. Auf ihrer Wiedervereinigungstour 1974 gastierten sie nun in 24 Städten, sie gaben 31 Konzerte innerhalb von zwei Monaten, und im Schnitt hörten ihnen in den Freiluftarenen jeweils 50 000 Menschen zu. Die Tickets kosteten 7,50 Dollar pro Stück.
Wie großartig diese mindestens drei Stunden langen Auftritte gewesen sein müssen, kann man nun anhand des Box-Sets „CSNY 1974“nachvollziehen. Die besten Momente der Tour wurden auf drei CDs und eine DVD verteilt, arrangiert zu einem charakteristischen Abend mit elektrischem Beginn, akustischem Mittelteil und elektrischem letzten Drittel. Die Soundqualität ist umwerfend, lebendig und glasklar. Man hört 40 Songs und ist berauscht vom Harmoniegesang, von der Spielfreude, von den wunderbar authentischen Unebenheiten und der Selbstironie der Kumpels, die sich von drei Musikern an Bass, Schlagzeug und Percussion unterstützen ließen. Sie waren damals bereits große Stars. Nash gehörte einst den Hollies an, Crosby den Byrds, und Stills und Young hatten bei Buffalo Springfield gespielt. Sie waren die Supergroup des Folkrock, und sie gaben dem Publikum die Klassiker „Helpless“und „Teach Your Children“ebenso wie Songs gegen den Krieg in Vietnam, „Wooden Ships“etwa und „War Games“.
Jeder Künstler steuerte zudem Lieder von Soloalben bei, die sich noch in Arbeit befanden oder kurz vor der Veröffentlichung standen. Neil Young etwa trägt das erheben- de Titelstück des besten Albums vor, das er je gemacht hat: „On The Beach“. Und man findet hier Songs von ihm, die bislang nicht den Weg auf eine legale Veröffentlichung gefunden haben: „Traces“, „Love/Art Blues“und das arglose „Hawaiian Sunrise“.
Diese Veröffentlichung ist eine Schatztruhe, zumal es so schön nie wieder wurde. Aus der Tournee sollte eigentlich eine Studio-LP hervorgehen, aber es gab mal wieder Streit. Die Plattenfirma verpackte also einfach alte Stücke unter dem Titel „So Far“neu, und die Platte erreichte trotzdem Platz eins der Charts. 1976 bat Stephen Stills bei Neil Young um Hilfe für sein Soloalbum. Young sagte zu und schlug vor, die beiden anderen dazu zu holen. Aber wieder flogen die Fetzen, und am Ende löschten Stills und Young die bereits aufgenommen Gesangsspuren von Crosby und Nash und legten das Album einfach unter dem Bandnamen The Stills-Young Group vor.
Erst 1985 betraten die Vier beim Live-Aid-Festival wieder gemeinsam eine Bühne.