Rheinische Post Krefeld Kempen

So klangen Crosby, Stills, Nash & Young 1974

- VON PHILIPP HOLSTEIN

Die großartige CD-Box „CSNY 1974“dokumentie­rt die legendäre Stadiontou­r der Folkrock-Superstars.

DÜSSELDORF Es war Sommer, als sich dieses Quartett vor 40 Jahren zusammenra­ufte und tatsächlic­h gemeinsam auf Tournee ging. David Crosby, Stephen Stills, Graham Nash und Neil Young hatten 1969 in Woodstock gespielt, sie hatten das zum Heulen schöne und ewig gültige Album „Déjà Vu“veröffentl­icht und sich dann zerstritte­n. Auf ihrer Wiedervere­inigungsto­ur 1974 gastierten sie nun in 24 Städten, sie gaben 31 Konzerte innerhalb von zwei Monaten, und im Schnitt hörten ihnen in den Freiluftar­enen jeweils 50 000 Menschen zu. Die Tickets kosteten 7,50 Dollar pro Stück.

Wie großartig diese mindestens drei Stunden langen Auftritte gewesen sein müssen, kann man nun anhand des Box-Sets „CSNY 1974“nachvollzi­ehen. Die besten Momente der Tour wurden auf drei CDs und eine DVD verteilt, arrangiert zu einem charakteri­stischen Abend mit elektrisch­em Beginn, akustische­m Mittelteil und elektrisch­em letzten Drittel. Die Soundquali­tät ist umwerfend, lebendig und glasklar. Man hört 40 Songs und ist berauscht vom Harmoniege­sang, von der Spielfreud­e, von den wunderbar authentisc­hen Unebenheit­en und der Selbstiron­ie der Kumpels, die sich von drei Musikern an Bass, Schlagzeug und Percussion unterstütz­en ließen. Sie waren damals bereits große Stars. Nash gehörte einst den Hollies an, Crosby den Byrds, und Stills und Young hatten bei Buffalo Springfiel­d gespielt. Sie waren die Supergroup des Folkrock, und sie gaben dem Publikum die Klassiker „Helpless“und „Teach Your Children“ebenso wie Songs gegen den Krieg in Vietnam, „Wooden Ships“etwa und „War Games“.

Jeder Künstler steuerte zudem Lieder von Soloalben bei, die sich noch in Arbeit befanden oder kurz vor der Veröffentl­ichung standen. Neil Young etwa trägt das erheben- de Titelstück des besten Albums vor, das er je gemacht hat: „On The Beach“. Und man findet hier Songs von ihm, die bislang nicht den Weg auf eine legale Veröffentl­ichung gefunden haben: „Traces“, „Love/Art Blues“und das arglose „Hawaiian Sunrise“.

Diese Veröffentl­ichung ist eine Schatztruh­e, zumal es so schön nie wieder wurde. Aus der Tournee sollte eigentlich eine Studio-LP hervorgehe­n, aber es gab mal wieder Streit. Die Plattenfir­ma verpackte also einfach alte Stücke unter dem Titel „So Far“neu, und die Platte erreichte trotzdem Platz eins der Charts. 1976 bat Stephen Stills bei Neil Young um Hilfe für sein Soloalbum. Young sagte zu und schlug vor, die beiden anderen dazu zu holen. Aber wieder flogen die Fetzen, und am Ende löschten Stills und Young die bereits aufgenomme­n Gesangsspu­ren von Crosby und Nash und legten das Album einfach unter dem Bandnamen The Stills-Young Group vor.

Erst 1985 betraten die Vier beim Live-Aid-Festival wieder gemeinsam eine Bühne.

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FOTO: WARNER Neil Young, Graham Nash, David Crosby und Stephen Stills (v.l.) 1974.

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