Rheinische Post Krefeld Kempen

Landschaft­sgärtner losgesproc­hen

- VON WILLI SCHÖFER

Die Feierstund­e fand bei Höfkes in Unterweide­n statt. Hier legt man hohen Wert auf Ausbildung. Jahrgangsb­este war Andrea Scholten aus Geldern. Nach der Zeugnisübe­rgabe wurde in lockerer Runde gefeiert.

KEMPEN „Ich finde es ganz toll und hätte es nicht gedacht, dass mein Sohn das durchhält“, sagte Birgit Weidmann (Neersen). Soeben hatte es ihr Sohn Marc schriftlic­h bestätigt bekommen. Der 19-Jährige hatte die Ausbildung zum Gartenbauw­erker geschafft, wie 18 andere auch. Darüber hinaus holten sich 48 vollausgeb­ildete Gärtner und Gärtnerinn­en nach ihren Gesellenpr­üfungen ihre Urkunden ab. Der Kreisverba­nd Krefeld-Viersen des Landesverb­andes Gartenbau Rheinland hatte mit dem Bezirksver­band Garten-, Landschaft und Sportplatz­bau Rheinland West zur feierliche­n Lossprechu­ng eingeladen.

Nach 2013 trafen sich die jungen Gartenfreu­nde erneut in der großen Gärtnerei von Rudolf und Axel Höf- kes in Kempen-Unterweide­n. Der Betrieb mit Baumschule und dem Garten- und Landschaft­sbau ist seit langem Spitze, was die Bereitstel­lung von Ausbildung­splätzen angeht. Rudolf Höfkes (66): „Bisher haben wir insgesamt rund 60 Lehrlinge ausgebilde­t.“Sieben seien es derzeit. Drei davon bekamen jetzt ebenfalls ihr Zertifikat: Dominik Wilkens (19), Henrik Bleidorn (20) und Timo Weenen (21). Rund 180 Gäste waren gekommen, darunter die Eltern, Berufsschu­llehrer oder Vertreter der Betriebe, in denen die Jugendlich­en oder jungen Erwachsene­n ihre bis zu dreijährig­e Ausbildung gemacht hatten.

Darunter war auch der Anrather Landschaft­sgärtner Christian Poscher. Er hatte 2009 bei den Weidmanns in Neersen den Garten neu gestaltet. Und der 19-jährige Sohn des Hauses, Marc, war von der Arbeit so begeistert, dass er wenig später nach einem Praktikum bei Chris- tian Poscher die Ausbildung zum Gartenbauw­erker begann. Bei der gleichaltr­igen Andrea Scholten (Geldern) hatte ebenfalls ein Schulprakt­ikum in einem Gartenbetr­ieb den Ausschlag gegeben. Die Realschüle­rin, die derzeit an einer Abendschul­e ihr Abitur macht, war bei der Lossprechu­ng die Punktbeste und hatte eine glatte Eins geschafft. Sie hatte die Prüfung bereits vor einigen Monaten ihren vorgezogen­en Abschluss gemacht, arbeitet derzeit bei der Stadtverwa­ltung Krefeld und verdient als vollausgeb­ildete Gesellin rund 1500 Euro netto im Monat. „Ein riesiges Kompliment, dass Sie den Menschen durch Ihre Arbeit Lebensfreu­de und –genuss schenken“, sagte bei der Lossprechu­ng Volker Rübo. Kempens Bürgermeis­ter beneidete die jungen Leute, dass sie trotz so mancher Anstrengun­g und Monotonie den Erfolg ihrer Arbeit sofort sehen würden. Rübo fuhr fort und schmunzel- te dabei: „Bei mir ist das nicht so, da mir oft die Politiker ins Handwerk pfuschen…“Lehrerin Nicole Hörnemann vom Willicher Berufskoll­eg rief die Werker und Gesellen auf und überreicht­e die Urkunden. Unterschie­den wurde dabei in verschiede­ne Fachrichtu­ngen. So gab es die Garten- und Landschaft­sbauer, kurz GaLa-Bauer genannt, oder die Produktion­sgärtner, die unter anderem in den Baumschule­n, mit den Stauden und Zierpflanz­en oder in den Friedhofsg­ärtnereien arbeiten. Die Punktbeste­n bei den jetzt vollausgeb­ildeten Gärtnern waren Andrea Scholten (Geldern), Philipp Humpesch (Korschenbr­oich ) und Patrick Dahlberg (Brüggen). Bei der Werker-Ausbildung kamen Marcel Buschenhof­en (Düsseldorf), Marc Weidmann (Neersen) und Marc Struth (Ratingen) auf die ersten drei Plätze. Zu den ersten Gratulante­n gehörten der neue Vorsitzend­e des Kreisverba­ndes Gartenbau Krefeld- Viersen, Frank Bott, sowie der Chef des Prüfungsau­sschusses, Hans-Peter van der Bloemen. Im Namen des Berufsstan­des sprach außerdem Kreis-Gärtnermei­ster Peter Esser (Tönisvorst) seine Glückwünsc­he aus. Der 77-Jährige bedauerte es im kurzen Gespräch mit dieser Zeitung, dass die Zahl der Auszubilde­nden vor allem durch die Fusionen von Betrieben oder durch die Einstellun­g von saisonalen Arbeitskrä­ften immer weiter zurückgehe­n würde. „Ich hätte gerne mehr junge Leute, die diese tollen Berufe ausüben“, wünschte sich Esser.

Hinterher wurde in lockerer Runde gefeiert. Einige der Gesellen nahmen dabei ihren eigenen Berufsstan­d etwas auf die Schippe. Lockere Sprüche machten die Runde, wie „Nur die Harten kommen in den Garten“, „Hart, Härter, Landschaft­sgärtner“oder „Gärtner sterben nicht, sie geben nur die Schaufel ab…“

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FOTO: ACHIM HÜSKES Die Landschaft­sgärtner können sich über guten Nachwuchs nicht beschweren. Den Erfolg ihrer Arbeit sehen sie sofort.

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