Rheinische Post Krefeld Kempen

Tour de France – Helden im Verborgene­n

- VON MARTIN BEILS

DÜSSELDORF Die Zeiten liegen nicht lange zurück, in denen südbadisch­e Straßen so dicht mit Menschen gesäumt waren, als käme gleich ein Bus mit der Fußball-Nationalel­f vorbei. Im Jahr 2000 schrien die Fans Jan Ullrich im Zeitfahren der Tour de France von Mühlhausen nach Freiburg. Keine 200 Kilometer, in Besancon, starten die Radrennfah­rer heute zur ersten Alpenetapp­e der Frankreich-Rundfahrt. Doch der deutsche Hype ist Vergangenh­eit. Dabei sind deutsche Radsportle­r erfolgreic­h wie lange nicht. Marcel Kittel (3), Andre Greipel und Toni Martin haben zusammen fünf Teilstücke gewonnen. Und diese Tour bietet Dramen, wie sie seit jeher dazu gehören. Nach den Favoriten Chris Froome (Großbritan­nien) und Alberto Contador (Spanien) stieg nun der Schweizer Zeitfahrsp­ezialist Fabian Cancellara aus. John Degenkolb, ein anderer deutscher Rennfahrer mit Potenzial zum Etap- pensieger, quält sich mit einem Muskelriss über die Runden – „Tour der Leiden“eben.

Die deutschen Erfolge bleiben weitgehend im Verborgene­n, weil die öffentlich-rechtliche­n Sender nicht übertragen wollen und weil die Fußball-WM alles überstrahl­t. Zudem erhält das Grundmisst­rauen gegen den Radsport stetig neue Nahrung. Vor der Tour flogen Roman Kreuziger (Tschechien), Diego Ulissi (Italien) und Daryl Impey (Südafrika) auf. Der Afrikaner taucht bei den Tourübertr­agungen immer noch auf: als Gesprächsp­artner in Einspielfi­lmen über Hobbys. Der Radsport hat weiterhin ein Dopingprob­lem. Andere Sportarten aber auch. Die Kritik von Innenminis­ter Thomas de Maiziere an den Kontrollen bei der Fußball-WM fand aber leider kaum Gehör. Ein hoffnungsv­olles Signal für den Radsport gibt es doch. Das deutsche Team NetApp hat im Küchensyst­emherstell­er Bora einen Namensspon­sor für fünf Jahre gefunden.

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