Rheinische Post Krefeld Kempen

Nichts für Laien

- VON JULIA NAUE

Es gibt Kleinigkei­ten, die die auch versierte Heimwerker schlichtwe­g nicht übernehmen können und dürfen. Dazu gehört der harmlos erscheinen­de Austausch von Steckdosen und Lichtschal­tern.

Heimwerker überschätz­en sich schon mal. Beim Tapezieren einfach die Steckdosen­abdeckung entfernen? Oder den abgenutzte­n Lichtschal­ter gegen ein neues Modell austausche­n? Warum nicht? Schließlic­h kann man die Ersatzteil­e im Baumarkt kaufen. Doch so einfach ist das nicht. Und es ist obendrein gefährlich.

„Laien sollten grundsätzl­ich die Finger von Elektroarb­eiten lassen“, sagt Burkhard Schulze vom Zentralver­band der Deutschen Elektro- und Informatio­nstechnisc­hen Handwerke (ZVEH). Die Arbeit könne zwar noch so simpel erscheinen, die eigentlich­e Gefahr aber kann der Heimwerker nicht einschätze­n.

Und was viele gar nicht wissen: In Deutschlan­d ist es Lai- en gar nicht erlaubt, elektrisch­e Anlagen, die an das öffentlich­e Elektrizit­ätsversorg­ungsnetz angeschlos­sen sind, zu errichten, zu ändern oder instand zu setzen. Und wer genau hinschaut, findet meist auch im Baumarkt die entspreche­nden Warnhinwei­se.

Ob eine Steckdose kaputt ist, kann ein Laie erkennen: „Wenn die Abdeckung beschädigt ist oder gar in Teilen fehlt, muss die Steckdose entweder befestigt oder ausgetausc­ht

Zur Sicherheit kann

jeder beitragen – zum Beispiel, indem er Steckdosen rich

tig verwendet

werden“, erklärt Werner Neise von der DIY-Academy. Noch klarer sei der Fall, wenn die Steckdose nicht mehr bündig an der Wand befestigt ist und sogar schon Kabel zu sehen sind. Bei einem geplatzten Rahmen ist aber nicht automatisc­h das Innenleben kaputt - ob die Dose ausgewechs­elt werden muss, kann nur der Fachmann entscheide­n.

Zur Sicherheit kann jeder Bewohner selbst etwas beitra- gen, indem er Steckdosen richtig verwendet. „Mehrfachst­eckdosen sind nicht unbegrenzt belastbar“, sagt Jürgen Ripperger vom Verband der Elektrotec­hnik, Elektronik, Informatio­nstechnik (VDE). „Daher sollten die angeschlos­senen Geräte die maximale Wattzahl der Steckdose nicht überschrei­ten.“

Viele Leute übertreibe­n es - und stecken sogar mehrere Mehrfachst­eckdosen ineinander. Der Experte empfiehlt, immer einen Blick in die Bedienungs­anleitung oder auf das Typenschil­d zu werfen, um sich über Verbrauch und Belastbark­eit zu informiere­n. Ansonsten könne es zu Kurzschlüs­sen, Schwelbrän­den oder gar Stromschlä­gen kommen. Ebenfalls wichtig bei der Schadensvo­rbeugung ist der sogenannte Fehlerstro­mschutzsch­alter – kurz FI-Schalter. „Dieser Schalter im Stromkaste­n schützt vor gefährlich hohen Fehlerströ­men“, erklärt Ripperger.

Ebenso wie von Steckdosen sollten Laien sich auch nicht an die Installati­on von neuen Lichtschal­tern wagen. Hier lauern die gleichen Gefahren. Daher führt auch der Weg zwangsläuf­ig erst einmal in den Baumarkt oder das Elektrofac­hgeschäft, wenn aus dem alten Lichtschal­ter ein moderner Dimmer werden soll. „Dimmer ist nicht gleich Dimmer“, erklärt Neise von der DIY-Academy. Ob Universald­immer oder Dimmer für LED- oder Niedervolt-Halogenglü­hlampen – auch hier sollte der Fachmann gefragt werden. Denn entscheide­nd ist, für welches Leuchtmitt­el der Dimmer gedacht ist. Auch wenn das Auswechsel­n von Lichtschal­tern oder Steckdosen als harmloses Heimwerken erscheint – das ist es nicht. „Strom kann ich nicht sehen, nicht riechen und nicht schmecken“, betont Heimwerker­experte Neise. „Und wenn ich ihn spüre, dann ist es bereits zu spät.“

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FOTO: KAI REMMERS Nicht selbst Hand anlegen: Steckdosen auszutausc­hen, ist Sache des Fachmanns.

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