Rheinische Post Krefeld Kempen

T. KOCH Uni Wuppertal – immer noch Geheimtipp

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Herr Professor Koch, Sie sind 1999 an die Wirtschaft­swissensch­aftliche Fakultät der Uni Wuppertal gekommen, 2008 zum Rektor gewählt und nun im Amt bestätigt worden. Was ist Ihnen damals aufgefalle­n, das Sie als Rektor ändern wollten und geändert haben? KOCH Ich hatte den Eindruck, dass die einzelnen Bereiche der Uni zu sehr nur für sich arbeiteten, statt sinnvolle Verbünde innerhalb der Hochschule zu gründen. Um große Forschungs­projekte nach Wuppertal zu holen, muss man aber genau das tun – nur so findet man auch internatio­nale Anerkennun­g. Daher haben wir sechs Profillini­en herausgear­beitet, die Stärken verschiede­ner Fächer bündeln. Das „Bergische Kompetenzz­entrum für Gesundheit­smanagemen­t und Public Health“ist aus einer dieser Linien entstanden und bündelt Themen wie Arbeit und Gesundheit, Sicherheit­stechnik oder auch Bewegung und Gesundheit. Welche Auswirkung­en hatte die Profilbild­ung? KOCH Wir konnten etwa unsere Drittmitte­l in den vergangene­n sechs Jahren von 16 Millionen auf über 33 Millionen mehr als verdoppeln. Zudem sind wir stärker mit der Wirtschaft in der Region verwoben. Die Offenheit unter den Firmen, mit uns zu kooperiere­n, hat in den vergangene­n Jahren enorm zugenommen. Wuppertal darf heute als Stadt stolz auf seine Universitä­t sein – und für uns ist es wichtig, dass sich Stadt und Region als potenzialr­eiche Standorte weiterentw­ickeln. Daher engagieren wir uns regional. Auch die Studierend­enzahlen konnten Sie steigern: in den vergangene­n fünf Jahren von rund 13 000 auf heute 19 000. Wie ist das gelungen? KOCH Sicherlich auch dadurch, dass wir ein eigenes zukunftsor­ientiertes Profil entwickelt haben. Wuppertal ist als Stadt nicht so bekannt wie Düsseldorf oder Köln, deshalb sind

Als Rektor der Uni Wuppertal hat Professor Lambert T. Koch seit 2008 einiges erreicht. Unter seiner Leitung hat die Bergische Universitä­t Profilschw­erpunkte entwickelt, die Studentenz­ahlen gesteigert und die Drittmitte­l-Einnahmen verdoppelt.

wir für manche Studierend­en vielleicht nicht die erste Wahl. Aber alle, die herkommen – und viele kommen nicht aus der näheren Umgebung –, sind begeistert und empfehlen uns weiter. Wuppertal ist kürzlich zur grünsten Stadt Deutschlan­ds gekürt worden, mit vielen Sport- und Freizeitmö­glichkeite­n sowie einem hochkaräti­gen Kulturprog­ramm – etwa dem Sinfonieor­chester, dem Tony-Cragg-Skulpturen­park und Pina Bauschs Tanztheate­r. Die Studenten wollen nicht nur eine gute Uni, sondern auch eine Umgebung, die viel bietet. Das Bergische Land hat zudem den Vor- teil, dass es hier noch ein breites Wohnungsan­gebot zu vernünftig­en Preisen gibt. Wo ordnen Sie die Bergische Universitä­t im Wettbewerb mit anderen Hochschule­n in der Region ein? KOCH Wir sind eine junge, dynamische Universitä­t, die 1972 gegründet und erst 2003 von der Gesamthoch­schule zur Universitä­t wurde. Wir sind in Lehre und Forschung sehr gut aufgestell­t – und für manche möglicherw­eise noch ein Geheimtipp. Unser interessan­tes Fächerspek­trum bietet einiges, was andere so vielleicht nicht haben: etwa einen eigenen Design- und Kunstberei­ch, ein spannendes Angebot in den Natur- und Ingenieurw­issenschaf­ten sowie ein breites Spektrum an Fächer-Kombinatio­nsmöglichk­eiten in der Lehrerbild­ung, auch und besonders unter Beteiligun­g der Geistes- und Sozialwiss­enschaften. Durchweg exzellente Professori­nnen und Professore­n unterricht­en nicht zuletzt an unserer „Schumpeter School of Business and Economics“mit ihrem innovative­n Profil. Viele Baustellen prägen derzeit das Bild der Universitä­t – was genau entsteht? In diesem Jahr sind Sie zum zweiten Mal vom Deutschen Hochschulv­erband als „Rektor des Jahres“ausgezeich­net worden, unter anderem für „visionäre Kraft“. Was bedeutet Ihnen der Preis? KOCH Der Deutsche Hochschulv­erband ist die renommiert­este Berufsvert­retung der Hochschull­ehrer mit über 20 000 Mitglieder­n. An der Wahl zum Rektor des Jahres beteiligen sich viele Kollegen auch unserer Universitä­t. Insofern bestärkt mich die Auszeichnu­ng darin, dass der anspruchsv­olle Kurs, den wir eingeschla­gen haben, von einer großen Zahl von Mitglieder­n unserer Hochschule mitgetrage­n wird. ISABELLE DE BORTOLI FÜHRTE DAS INTERVIEW.

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FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Professor Lambert T. Koch im Lesesaal der Wuppertale­r Uni-Bibliothek.

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