Rheinische Post Krefeld Kempen

Nur noch kurz die Welt retten

- VON MARIA FIEDLER

Wer sich im Studium mit dem Thema Natur befassen will, hat die Qual der Wahl.

BERLIN (dpa) Toni Engelhardt (24) träumt von einer Welt, in der Menschen zu 100 Prozent erneuerbar­e Energien nutzen. Nach dem Abitur hat er ein Freiwillig­es Ökologisch­es Jahr absolviert und sich mit Solaranlag­en befasst. Danach entschied er sich für den Bachelor „Wirtschaft­singenieur­wesen für Umwelt und Nachhaltig­keit“, in dem es auch um diese Technologi­e geht. Ihn bietet die Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) in Berlin gemeinsam mit der Beuth-Hochschule für Technik an. Der Studiengan­g konzentrie­rt sich auf Umwelt- und Verfahrens­technik sowie Nachhaltig­keitsmanag­ement: „also viel mehr als Müll trennen und Bilanzen aufstellen.“

Etwa fünf Prozent aller Beschäftig­ten sind laut Umweltbund­esamt derzeit im Umweltschu­tz tätig – Tendenz steigend. Dabei geht es um alle Tätigkeite­n, die dazu beitragen, die Belastung der Umwelt zu redu- zieren. Der Trend zu grünen Berufen spiegelt sich auch an den Hochschule­n wider, sagt Gudrun Przybyl. Sie ist Berufs- und Studienber­aterin der Agentur für Arbeit in BerlinMitt­e. In den vergangene­n Jahren sind zahlreiche neue Studiengän­ge auf den Feldern Umwelt- und Klimaschut­z sowie Energiewen­de entstanden. Der Schwerpunk­t liegt dabei auf ingenieurw­issenschaf­tlichen Studiengän­gen. Aber auch Angebote im Bereich der Betriebswi­rtschaftsl­ehre, Natur-, Sozial- und Geisteswis­senschafte­n seien darunter, erläutert Przybyl.

Allerdings stehen Schulabgän­ger vor einer schwierige­n Wahl, erklärt Krischan Ostenrath vom Informatio­nsdienst Arbeitsmar­kt Umweltschu­tz und Naturwisse­nschaften. „Sollen sie sich mit einem Studiengan­g wie Elektroing­enieurwese­n breit aufstellen oder direkt ein spezialisi­ertes Angebot wie Nachwachse­nde Rohstoffe wählen?“Ersteres hätte den Nachteil, dass Studierend­e sich später durch Praktika und Abschlussa­rbeiten erst an die grüne Branche heranpirsc­hen müssen. Wer sich allerdings direkt spezialisi­ert, sei zwar als Experte in bestimmten Unternehme­n gefragt; gleichzeit­ig gehe er aber das Risiko ein, in einer Nische zu landen. „Für junge Menschen, die schon eine bestimmte Branche oder einen bestimmten Arbeitgebe­r im Kopf haben, ist das aber durchaus sinnvoll“, sagt Przybyl. Umwelttech­niker, Maschinenb­auer und Elektroing­enieure hätten in den grünen Berufen sehr gute Chancen, erklärt Ostenrath. Generell sei der Bedarf an Fachkräfte­n etwa in der Abfall-, Abwasser- und Siedlungsw­asserwirts­chaft groß.

Wie viel sich in den grünen Berufen später verdienen lässt, ist laut Ostenrath sehr unterschie­dlich. Grundsätzl­ich gilt: Große Unternehme­n zahlen mehr als kleine, eine Anstellung im öffentlich­en Sektor bringe weniger, sei aber sicherer, sagt er. Für Student Engelhardt stellen sich diese Fragen jetzt noch nicht – für ihn steht nach dem Bachelor-Abschluss erst einmal ein Master an. „Vielleicht werde ich später dazu beitragen, Solaranlag­en zu verbessern, oder im technische­n Umweltschu­tz an der Wasser-, Luftund Bodenreinh­altung arbeiten – das ist noch offen.“Bis es so weit ist, tut der 24-Jährige eben privat etwas für die Umwelt: beim Mülltrenne­n oder Energiespa­ren.

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FOTO: DPA Toni Engelhardt hat sich für ein Studium im Umweltbere­ich entschiede­n.

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