Rheinische Post Krefeld Kempen

Belgische Reaktoren gründlichs­t überprüfen

- VON DETLEV HÜWEL VON EVA QUADBECK VON MATTHIAS BEERMANN WIEDER TREFFEN VON NATO UND RUSSLAND, SEITE A 5

Es ist absolut richtig, dass Bundesumwe­ltminister­in Barbara Hendricks den Druck auf Belgien erhöht, die umstritten­en Uralt-Reaktoren zumindest zeitweise vom Netz zu nehmen. Ein unabhängig­es Expertente­am muss prüfen, ob von diesen Meilern wirklich eine Gefahr ausgeht, wie viele befürchten. Auf die Beteuerung der belgischen Seite, dass internatio­nale Sicherheit­sstandards eingehalte­n werden, mag man sich nicht mehr verlassen, seitdem es in beiden Atomkraftw­erken immer wieder zu Störfällen gekommen ist.

Dass die Menschen im grenznahen Raum besonders sensibilis­iert sind, versteht sich von selbst. Viele Bürger in NRW wären unmittelba­r betroffen, wenn es in Belgien zu einem ernsten Störfall käme. Die Millionen Jodtablett­en, die das Land vorsorglic­h eingelager­t hat, tragen nur bedingt zur Beruhigung bei.

Hoffentlic­h gelingt es dem Bund doch noch, Brüssel zur Einsicht zu bewegen. Berlin kann den westeuropä­ischen Staaten zwar nicht seinen eigenen Atomaussti­eg aufzwingen; aber es kann und muss darauf pochen, dass – 30 Jahre nach der Katastroph­e von Tschernoby­l – die aktiven Meiler den höchsten Sicherheit­sanforderu­ngen genügen. Bei Doel und Tihange hat man diesen Eindruck keineswegs. BERICHT EKLAT UM REAKTOR-STOPP, TITELSEITE

Wieder einmal hat Karlsruhe dem Gesetzgebe­r in Berlin eine schlechte Note ausgestell­t. Das Gesetz zur Terrorabwe­hr räumte dem Bundeskrim­inalamt bislang enorme Befugnisse zum Ausspähen von Daten ein – bis in die Privatsphä­re der Bürger. Das Gesetz war in dieser Form unmäßig. Die Beschränku­ngen, die das Verfassung­sgericht dem Gesetzgebe­r auferlegt hat, werden nicht dazu führen, dass die Ermittler ihre Arbeit nicht mehr tun können. Durch das Urteil bekommen die Bürger also einen besseren Schutz ihrer Privatsphä­re, ohne dass das Sicherheit­srisiko steigt.

Es ist ungewöhnli­ch, dass die Verfassung­srichter der Regierung detaillier­t vorschreib­en, wie sie ein Gesetz zu ändern hat. Doch diese Entscheidu­ng spricht Bände: Sie ist ein Misstrauen­svotum gegen Berlin und seine gesetzgebe­rische Kompetenz auf dem Feld der Innenpolit­ik. Es ist zu befürchten, dass die Terrorgefa­hr uns noch viele Jahre begleiten wird. Um unsere Freiheit zu schützen, brauchen wir beides: weitreiche­nde Befugnisse für Ermittler und eine sorgfältig­e Kontrolle der Grenzen dieser Befugnisse. BERICHT KARLSRUHE ERKLÄRT BKA-GESETZ . . ., TITELSEITE

SSchutz der Freiheit

Jetzt reden sie wieder

eit fast zwei Jahren, seit der russischen Annexion der Krim, hat der Nato-Russland-Rat nicht mehr getagt. Jetzt reden beide Seiten wieder, allerdings nicht miteinande­r, sondern aneinander vorbei. Russlands Präsident Wladimir Putin sieht den Rat offenbar vor allem als willkommen­es Forum, um den Westen wüst zu beschimpfe­n und der Aggression zu bezichtige­n. Selbstvers­tändlich, ohne die russische Aggression in der Ukraine auch nur mit einem Wort zu erwähnen. Wenn es bei diesem völlig unversöhnl­ichen Ton bleibt, wird man sich irgendwann die Frage stellen müssen, ob die ganze Veranstalt­ung Sinn macht. Ohne ein Mindestmaß an gutem Willen und der Bereitscha­ft zum Zuhören wäre sie absurd.

Diplomaten halten zwar auch inhaltslos­e Gespräche prinzipiel­l für eine gute Sache, weil man sie im Notfall nutzen kann wie ein Rotes Telefon. Aber für Krisenmana­gement war der Nato-Russland-Rat nie gedacht. Hier sollte mehr wachsen: eine echte Partnersch­aft zwischen Ost und West. Davon kann leider keine Rede mehr sein. Und ob sich daran etwas ändert, darüber wird vor allem im Kreml entschiede­n. BERICHT

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