Rheinische Post Krefeld Kempen

Kein Anspruch auf Wunsch-Kita

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Richter des Oberverwal­tungsgeric­hts Münster kritisiere­n Vergabever­fahren.

KÖLN/MÜNSTER (dpa) Wenn in einer Stadt die Betreuungs­plätze knapp sind, haben Eltern kein Wahlrecht zwischen einer Kita und einer Tagesmutte­r. Das bekräftigt­e das Oberverwal­tungsgeric­ht Münster gestern in einem Verfahren um den Fall eines Elternpaar­es aus Köln. Die Richter betonten in der Verhandlun­g, dass die Stadt den Eltern auch Betreuung durch eine Tagesmutte­r anbieten kann, wenn alle Kapazitäte­n in den umliegende­n Kitas ausgeschöp­ft seien.

Im konkreten Fall gaben die Richter allerdings dennoch den klagenden Eltern Recht, weil sie Schwächen im Vergabesys­tem der Stadt Köln sahen. Weil sie ihr Kind 2013 statt bei einer Tagesmutte­r auf eigene Rechnung in einer teureren Kita unterbrach­ten, muss die Stadt ihnen nun die Mehrkosten erstatten – für einige Monate jeweils 350 Euro. Sechs weitere ähnliche Fälle seien noch anhängig, so eine Gerichtssp­recherin.

Seit August 2013 haben auch Kinder ab einem Jahr einen gesetzlich­en Anspruch auf einen Betreuungs­platz. Doch in großen Städten wie Münster, Düsseldorf aber auch in manchen Regionen des Ruhrgebiet­s bleibt es für viele Eltern durchaus eine Herausford­erung, ein Angebot zu finden, das ihre Ansprüche erfüllt. Eines unterstrei­chen Städte und Familienmi­nisterium daher immer wieder: Auf den Wunschplat­z gilt der Rechtsansp­ruch nicht.

Womit sich Eltern zufrieden geben müssen und womit nicht, ist mehrfach Streitpunk­t vor Verwaltung­sgerichten gewesen – wenngleich die befürchtet­e Klagewelle nach Angaben des NRW-Oberverwal­tungsgeric­hts bis heute ausgeblieb­en ist. Das Verfahren gestern in Münster war eine seltene Ausnahme.

Um dem wachsenden Bedarf nach früher Kinderbetr­euung gerecht zu werden, geben Bund und Land Millionen aus. Gerade Nord- rhein-Westfalen hat einiges aufzuholen: Bei der Quote der betreuten Unter-Dreijährig­en war das Bundesland lange Schlusslic­ht. Stolz verkündete Landesfami­lienminist­erin Christina Kampmann (SPD) vor einem Monat, dass es gelungen sei, binnen eines Jahres 18.500 neue Betreuungs­plätze zu schaffen. Insgesamt soll in den kommenden drei Jahren eine halbe Milliarde Euro zusätzlich fließen, damit die Plätze nicht nur mehr, sondern auch besser werden. Im Ministeriu­m ist man überzeugt, mit insgesamt fast 640.000 Plätzen, davon fast jeder vierte in der Unter-Dreijährig­en-Betreuung, alle Anfragen erfüllen zu können.

Lob für die Bemühungen in den Kommunen kommt vom Deutschen Familienve­rband. „Niemand kann auf seine Wunschkita pochen, aber Städte geben sich enorme Mühe, so individuel­l wie möglich auf die Eltern einzugehen“, sagt die NRWVorsitz­ende Petra Windeck.

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