Rheinische Post Krefeld Kempen

Kölner Gericht stiftet Kissen für ungeduldig­e Asylbewerb­er

- VON DETLEV HÜWEL

KÖLN Es werden immer mehr. Auch gestern „belagerten“wieder Dutzende von Asylbewerb­ern – vor allem Syrer und Iraker – die Treppe im Haupteinga­ng des Kölner Verwaltung­sgerichts. Die Männer warten dort, bis sie an der Reihe sind und vor dem Rechtshelf­er und in Gegenwart eines Dolmetsche­rs ihre Beschwerde vorbringen können. Den Flüchtling­en dauert das Asylverfah­ren vor dem Bundesamt für Flüchtling­e und Migration (BAMF) zu lange. Aus Protest dagegen legen sie vor dem dafür zuständige­n Verwaltung­sgericht eine sogenannte „Untätigkei­tsklage“ein.

Es sei auffallend, dass seit März immer mehr Asylbewerb­er von diesem juristisch­en Instrument Gebrauch machten, sagt die Präsidenti­n des Verwaltung­sgerichts Köln, Birgit Herkelmann-Mrowka. Allein bei ihrem Gericht seien es binnen weniger Wochen mehr als 500 Per- sonen gewesen, die Klage eingereich­t hätten. Offenbar spreche es sich unter den Asylbewerb­ern herum, dass sie diese Möglichkei­t besäßen, vermutet sie. Auch an anderen Verwaltung­sgerichten in NRW sei dieses Vorgehen feststellb­ar.

Dass die Menschen ungeduldig seien, könne sie verstehen, sagt die Präsidenti­n. Unlängst habe das Gericht Kissen gekauft, damit die Flüchtling­e nicht auf den kalten Steinstufe­n sitzen müssen.

Ob deren Klage hilft, sei jedoch eher zu bezweifeln. Das BAMF sei derzeit wohl gar nicht in der Lage, schneller zu entscheide­n. Die Untätigkei­tsklagen bedeuten zudem zusätzlich­en Aufwand und könnten das Verfahren sogar noch verzögern, sagt die Gerichtspr­äsidentin. Sie hoffe auch im Interesse ihres Teams, dass das BAMF personell besser ausgestatt­et wird. Denn die Untätigkei­tsklagen, die alle einzeln bearbeitet werden müssten, „belasten auch uns“.

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