Rheinische Post Krefeld Kempen

Hillary Clinton beendet Durststrec­ke, Donald Trump hält Kurs

- VON FRANK HERRMANN

NEW YORK Bernie Sanders denkt nicht daran, das Handtuch zu werfen. Kaum sind die Ergebnisse der New Yorker Vorwahlen verkündet, kaum steht fest, dass er klar verloren hat, schickt er eine kämpferisc­he, ja trotzige E-Mail an seine Anhänger. „Jede große Bewegung der amerikanis­chen Geschichte sah sich mit ähnlichen Hürden konfrontie­rt“, schreibt der 74 Jahre alte Senator aus Vermont. Wenn er bei den Primaries am nächsten Dienstag gut abschneide und auf den letzten Metern zu einem furiosen Endspurt ansetze, gibt er zu verstehen, könne er durchaus noch vorbeizieh­en an Hillary Clinton.

Nächste Woche stehen fünf Bundesstaa­ten zur Wahl. In dreien – Connecticu­t, Pennsylvan­ia und Rhode Island – rechnet sich Sanders gute Chancen aus, während zwei – Delaware und Maryland – eher als Clinton-Hochburgen gelten. Auf der Schlusseta­ppe, am 7. Juni, ist dann Kalifornie­n an der Reihe, ein Bevölkerun­gsschwerge­wicht, auf das der eisern kämpfende Außenseite­r all seine Hoffnungen setzt. Clinton, die Favoritin, die ihre Rolle in New York mit einem deutlichen Sieg untermauer­te, sieht das freilich anders. Zugespitzt formuliert, empfindet sie ihren Kontrahent­en nur noch als Störfaktor, den allein seine Sturheit daran hindert, der Realität ins Auge zu schauen. „Das Rennen um die Nominierun­g ist auf der Zielgerade­n, der Sieg ist in Sicht“, rief sie ihren jubelnden Anhängern zu und ließ einen Seitenhieb gegen Sanders folgen. „Unter den grellen Scheinwerf­ern New Yorks haben wir gesehen, dass es nicht reicht, Probleme nur zu diagnostiz­ieren. Man muss auch erklären, wie man Probleme zu lösen gedenkt.“Was die frühere Außenminis­terin in der Nacht zum Mittwoch in einem Hotelsaal in Manhattan zelebriert­e, war eine rauschende Party zur Feier eines Sieges, der klarer ausfiel, als die meisten erwartet hatten, sie selbst wohl eingeschlo­ssen. In New York hat sie das Primary-Duell gegen Sanders nicht nur eindeutig, mit knapp 58 Prozent der Stimmen, für sich entschiede­n. Damit hat sie auch eine Durststrec­ke beendet, die ihr Nervenkost­üm zuletzt arg strapazier­t haben dürfte. Vor dem New Yorker Kräftemess­en hatte Sanders acht von neun Vorwahlen in Folge gewonnen, nun aber musste er eine Schlappe hinnehmen, die wirklich schmerzt. Als nüchternes Fazit bleibt: Die Welle der Begeisteru­ng, die der Held der Linken mit seinen feurigen, idealistis­chen Reden insbesonde­re unter den Jungen ins Rollen brachte, reichte nicht aus, um der Favoritin Paroli zu bieten. Bei den Republikan­ern hat es Donald Trump mit glasklarer Mehrheit – 60 Prozent in New York – geschafft, auf dem Kurs zur Nominierun­g zu bleiben, nachdem er vor zwei Wochen in Wisconsin unter die Räder gekommen war. Keiner seiner Kontrahent­en, weder Ted Cruz noch John Kasich, kann ihn noch einholen in der Addition der Delegierte­n, die im Juli in Cleveland den republikan­ischen Bewerber fürs Oval Office bestimmen. Die Frage ist nur, ob es Cruz und Kasich gelingt, Trump am Erreichen der magischen Zahl 1237 zu hindern, der absoluten Mehrheit der Delegierte­nmandate. Seriös beantworte­n lässt sie sich vorläufig nicht.

 ?? FOTO: RTR ?? Bert Koenders, Außenminis­ter der Niederland­e
FOTO: RTR Bert Koenders, Außenminis­ter der Niederland­e
 ?? FOTO: IMAGO ?? Frank-Walter Steinmeier (SPD), Bundesauße­nminister
FOTO: IMAGO Frank-Walter Steinmeier (SPD), Bundesauße­nminister

Newspapers in German

Newspapers from Germany