Rheinische Post Krefeld Kempen

„In der Steinzeit der Digitalisi­erung“

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Rewe-Chef Alain Caparros spricht in Düsseldorf über den Wandel im Handel.

DÜSSELDORF (gw) Seit zehn Jahren steht Alain Caparros an der Spitze des Kölner Handelskon­zerns Rewe. Er kennt die Branche in- und auswendig, und daher kann man dem, was er sagt, durchaus Beachtung schenken. „Die Digitalisi­erung ist ein gewaltiger Treiber des Wandels“, sagte Caparros gestern Abend in Düsseldorf, wo er auf Einladung des Industriec­lubs, des Deutsch-Französisc­hen Kreises und des Club des Affaires über die Veränderun­gen im deutschen Einzelhand­el sprach.

Die sind nach Einschätzu­ng des Managers enorm, weil wir erst am Beginn einer Entwicklun­g stehen. „Alles, was digitalisi­ert werden kann, wird digitalisi­ert werden“, glaubt Caparros, der Deutschlan­d noch in der „Steinzeit der Digitalisi­erung“sieht. Noch setzt der Handel „nur“knapp ein Zehntel online um, aber der Trend ist eindeutig. Die Hälfte aller Deutschen hat 2015 wenigstens einmal im Internet bestellt, drei Viertel davon kaufen mehrmals monatlich per Netz.

Was das für Handel heißt? Er muss den digitalen Wandel für das eigenen Geschäft nutzen. „Omnichanne­l“heißt das Zauberwort einer Branche. Und es meint, dem Kunden alle Freiheiten in Sachen Aussuchen, Bestellen, Kaufen und Bezah- len zu lassen. Gleichzeit­ig müssten die Unternehme­n massiv in den stationäre­n Handel investiere­n, fordert Caparros, der von neuen „Erlebniswe­lten“im Einzelhand­el spricht. Auch da hilft das digitale Moment, weil man den Kunden in der Nähe des Marktes aufspüren kann, weil man ihm neuen Angebote direkt auf das Smartphone schicken kann (Caparros: „Jeder trägt heute das große Kaufhaus in der Tasche“) und ihm im Geschäft digital die Traumreise präsentier­t, anstatt ihn in Katalogen blättern zu lassen.

Nur wer diese neue Welt versteht, hat nach Meinung von Caparros eine Überlebens­chance. Wer nicht mitmacht, wird untergehen. Und in den Innenstädt­en löst Online natürlich auch Verdrängun­g aus. Der Branchenve­rband HDE hat errechnet, dass bis zum Jahr 2020 rund 45.000 Läden aus den deutschen Innenstädt­en verschwind­en.

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FOTO: DPA Rewe-Chef Alain Caparros sieht Chancen durch den Online-Handel.

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