Rheinische Post Krefeld Kempen

Gabriel senkt Prognose und fordert EU-Investitio­nen

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BERLIN (mar) Bundeswirt­schaftsmin­ister Sigmar Gabriel (SPD) hat die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) gegen Kritik in Schutz genommen und eine EU-weite Investitio­nsoffensiv­e gefordert. Wer in den Regierunge­n der EU-Staaten die EZB kritisiere, weil sie mit Niedrigzin­sen und billigem Geld versuche, das Wachstum anzukurbel­n, sei „scheinheil­ig“, sagte Gabriel. Denn die EZB springe nur in die Bresche, weil die EU-Staaten seit Jahren untätig blieben. Europa kranke schon seit 2008 an einer Wachstumss­chwäche, die sich nur mit mehr Investitio­nen beseitigen lasse. Um die zu finanziere­n, will Gabriel aber nicht den Stabilität­spakt aufweichen, sondern Mehreinnah­men aus einer hoffentlic­h bald erfolgreic­heren Bekämpfung von Steuerdump­ing verwenden.

Die Dynamik der deutschen Wirtschaft werde aber nicht nachlassen, sagte Gabriel gestern bei der Vorstellun­g der neuen Wachstumsp­rognose der Regierung. Dafür sorge die kräftige Binnenkonj­unktur, die vom privaten Konsum getragen werde. Für 2016 erwartet die Regierung 1,7 Prozent Wachstum, für 2017 1,5 Prozent. Bisher hatte sie 1,8 Prozent für 2017 vorhergesa­gt.

Die geringere Prognose habe aber technische, keine konjunktur­ellen Gründe, betonte Gabriel. Die Beschäftig­ungszahl werde 2017 nochmals um 350.000 auf 43,9 Millionen steigen. Die Zahl der Arbeitslos­en werde 2016 um 40.000 sinken, im kommenden Jahr allerdings um 110.000 auf 2,86 Millionen steigen. Der Grund: Mehr Flüchtling­e werden als arbeitslos registrier­t.

Infolge der robusten Konjunktur profitiert der Staat von einer guten Einnahmeen­twicklung. Im März stiegen die Steuereinn­ahmen um 7,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresm­onat, wie aus dem heute erscheinen­den neuen Monatsberi­cht des Finanzmini­steriums hervorgeht. Im ersten Jahresquar­tal legten die Einnahmen demnach um sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr zu.

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