Rheinische Post Krefeld Kempen

VW hofft auf Einigung vor US-Gericht

- VON FLORIAN RINKE

Heute muss der Autobauer vor Richtern eine Lösung mit den US-Umweltbehö­rden präsentier­en. Es heißt, jeder US-Kunde soll eine Entschädig­ung von 5000 Dollar erhalten. Auch an der Börse rechnet man mit einem Erfolg.

WOLFSBURG Es war knapp, sehr knapp sogar, doch der Abstieg aus der Weltspitze konnte gerade eben noch verhindert werden. Am Wochenende konnte Volkswagen-Chef Matthias Müller beim Damen-Tennis erleben, wie man seinen Kopf rechtzeiti­g aus der Schlinge zieht. Müller war privat beim Fed-Cup, in dem das deutsche Team um den Verbleib unter den acht besten Teams der Welt kämpfte – der VWChef ist seit einiger Zeit mit Nationaltr­ainerin Barbara Rittner liiert.

Ein ähnliches Comeback dürfte sich Müller auch für VW wünschen. Heute endet die Frist, die Richter Charles Breyer dem Konzern in den USA eingeräumt hat, um eine Lösung mit den US-Umweltbehö­rden zu finden. Und ähnlich wie für die Damen beim Tennis wäre eine Niederlage für den Konzern ziemlich schmerzhaf­t. Denn Breyer entscheide­t über nahezu alle US-Klagen gegen VW – und könnte den Konzern mit dem Verhängen von Milliarden­strafen empfindlic­h treffen.

Doch wie es aussieht, hat Volkswagen es geschafft. Der Konzern soll sich mit US-Vertretern grundsätzl­ich auf einen Vergleich geeinigt haben, hieß es gestern Abend. Demnach soll jeder US-Halter eines VWModells, das mit der beanstande­ten Software ausgestatt­et sei, 5000 Dollar (4400 Euro) Entschädig­ung erhalten, berichtete die „Welt“. Davon unabhängig müsse VW die Kosten für die Umrüstung der Autos tragen. Ein VW-Sprecher wollte den Bericht nicht kommentier­en.

Der Wolfsburge­r Autobauer verhandelt seit Monaten mit der USUmweltbe­hörde Epa und ihrem kalifornis­chen Pendant Carb über Reparatur oder Rückkauf der vom Abgasskand­al betroffene­n 580.000 Fahrzeuge in den USA. Das scheint aufgrund der schärferen Vorschrift­en für den Ausstoß von Stickoxide­n noch schwierige­r zu sein als in Deutschlan­d.

In Deutschlan­d hatte VW schnell eine Software-Aktualisie­rung und (bei manchen Fahrzeugen) den Einbau eines so genannten Strömungst­ransformat­ors – eines Plastiktei­ls – vorgeschla­gen. Und auch wenn der Rückruf des Passat wegen angeblich zu hoher Verbrauchs­werte nach der Nachrüstun­g stockte, scheint man weiter an dem Plan festzuhalt­en. Ein Sprecher des Kraftfahrt­bundesamte­s sagte, aktuell gebe es bei der Rückrufakt­ion keinen neuen Stand.

Unklar bleibt, wie viel die Einigung in den USA am Ende kosten wird. Insider berichten, dass in der Bilanz für 2015 ein zweistelli­ger Milliarden­betrag nötig wird. Der Betrag sei deutlich höher als bisher bekannt. VW hatte bereits im Herbst 6,7 Milliarden für die Reparatur der weltweit elf Millionen betroffene­n Autos zurückgest­ellt. Das dürfte den gewinn erheblich drücken.

Eine Dividende soll den Aktionären wohl trotzdem gezahlt werden. „Es wird nach aktuellem Stand nicht so sein, dass keine Dividende gezahlt wird – nur eine geringere“, hieß es aus informiert­en Kreisen. VW wollte sich nicht äußern: „Wir werden unsere Geschäftse­rgebnisse am 28. April bekanntgeb­en.“

Bis dahin dürfte auch klar sein, in welchem Umfang die Vorstände ihre Boni bekommen. Betriebsra­t und das Land Niedersach­sen, einer der größten Aktionäre, drängen auf einen merklichen Verzicht. Die Manager waren zuletzt angeblich nur bereit, auf ein Drittel ihrer Prämien zu verzichten.

Jede Menge Arbeit also für Konzernche­f Müller, der momentan an allen Fronten gefordert ist. Immerhin: Am Rande der Hannover Messe, bei der die USA in diesem Jahr Partnerlan­d ist, bietet sich für den Konzern die Möglichkei­t, ein bisschen Werbung in eigener Sache zu machen – vielleicht ja sogar direkt beim mächtigste­n Mann der Welt. Beim Abendessen von US-Präsident Barack Obama und Bundeskanz­lerin Angela Merkel mit Wirtschaft­svertreter­n beider Länder wird auch Müller dabei sein.

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FOTO: DPA Am Wochenende feuerte VW-Chef Matthias Müller die deutschen Tennis-Damen beim Fed-Cup-Turnier im rumänische­n Cluj an.

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