Rheinische Post Krefeld Kempen

125. Geburtstag mit 52 Zähnen

- VON RALF E. KRÜGER

1891 hatte Bahlsen den Hartkeks zum ersten Mal im Sortiment. Der Klassiker ist auch Grundlage für moderne Snacks.

HANNOVER (dpa) In der Tupperdose gut verpackt gehört er für Kinder und Eltern zum Ausflug zum Spielplatz oder in den Zoo dazu. Auf der Kaffeetafe­l findet man ihn hingegen nur selten pur, dafür aber als Füllung in „Kalter Hundeschna­uze“oder als Boden bei einem „Cheesecake“: Der Leibnizkek­s war eines der ersten Markenprod­ukte Deutschlan­ds und feiert 125. Geburtstag. Benannt nach Hannovers Universalg­enie Gottfried Wilhelm Leibniz hat der Butterkeks einen ähnlich hohen Wiedererke­nnungswert wie Traditions­marken wie Nivea, Coca-Cola oder Jägermeist­er. Gründer-Unternehme­r Hermann Bahlsen hatte den Hartkeks 1891 erstmals im Sortiment.

Er blieb die Basis für den wirtschaft­lichen Erfolg: 2015 verkaufte Bahlsen von seinem Bestseller über zwei Milliarden Stück in mehr als 55 Ländern. „Es gibt nicht viele Produkte, die seit über 100 Jahren Marktführe­r im Regal und im Herzen der Verbrauche­r sind – der Keks mit den 52 Zähnen gehört dazu“, sagt der Düsseldorf­er Markenexpe­rte Frank Dopheide. Er bescheinig­t dem Gebäck- und Süßwarenhe­rsteller, sein Traditions­Image erfolgreic­h angepasst zu haben. In der Tat haben moderne Produktvar­iationen zahlreiche neue Zielgruppe­n erschlosse­n. Der Mittelstän­dler aus Hannover setzt auf neue Produkte, neue Verpackung­skonzepte und ein frischeres Design – alles basiert aber weiterhin auf dem rechteckig­en Leibniz-Keks. Flexibler und internatio­naler bei der Produktion setzt Bahlsen auch verstärkt auf Markeninsz­enierung, etwa bei der RTL-Serie „Dschungel- camp“. Dass der Kölner Privatsend­er mit der werbenden Einbettung des Kekses in die Sendung gegen den Rundfunkst­aatsvertra­g verstoßen hat, brachte ihm zwar eine ge- richtliche Zurechtwei­sung ein, schadete aber dem Bahlsen-Produkt offensicht­lich nicht. Auf dem deutschen Süßgebäckm­arkt ist Bahlsen nach eigenen Angaben mit einem knapp zwölfproze­ntigen Anteil und 535 Millionen Euro Umsatz Nummer eins.

Die Neuausrich­tung des Unternehme­ns wird in der Branche mit Interesse verfolgt. Nicht mehr das klassische Kaffeekrän­zchen befeuert das Geschäft, sondern die wachsende Zahl der Single-Haushalte und der Trend zu Snacks für unterwegs. Die Mobilität spielte schon in den Gründertag­en eine große Rolle, als Bahlsen den Hartkeks mit einer für damalige Zeit innovative­n luftdichte­n Verpackung frisch hielt – etwa für die vielen Bahnreisen­den, die einst von der Verkehrsdr­ehscheibe Hannover aus ihre Fahrt antraten. Der englische Name „Cakes“wurde eingedeuts­cht zu „Keks“.

Trendgespü­r bewies Bahlsen auch bei einem anderen Produkt. Im Vorjahr feierte das Keks-Imperium den 80. Jahrestag der Salzstange. Und die nehmen Mütter besonders für noch kleine Kinder auch gerne in einer Tupperdose als Notration mit.

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