Rheinische Post Krefeld Kempen
Wirbel um Schmidt beflügelt Bayer 04
Nach der Fehlmeldung über die Entlassung des Bayer-Trainers schlägt der Werksklub Eintracht Frankfurt klar mit 3:0.
LEVERKUSEN Einerseits war Rudi Völler bestens gelaunt. Und warum auch nicht? Zuvor hatte Bayer Leverkusen eines der besten Saisonspiele abgeliefert und Eintracht Frankfurt überzeugend mit 3:0 (1:0) besiegt. Andererseits war der Sportdirektor aber auch merklich angefressen. Als er nach dem Triumph seiner Leverkusener in Richtung der versammelten Journalisten presch-
„Die Geschichte hat Unruhe geschürt und den Trainer belastet“
Michael Schade
Klubchef Bayer Leverkusen
te, wollte der Sportdirektor zunächst nur eines wissen: „Von Sky ist keiner da, oder?“Erst nachdem ihm versichert wurde, dass dies nicht der Fall war, begann der 56-Jährige mit seiner Analyse. Grund für den Boykott des Bezahlsenders war eine Nachricht, die rund eine Stunde vor Spielbeginn die Runde machte.
Der Rechteinhaber hatte im Vorfeld des für Bayer 04 und Roger Schmidt wegweisenden Duells mitgeteilt, dass die Entlassung des umstrittenen Trainers bereits beschlossene Sache sei. Der Gesellschafterausschuss der Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH habe dies in einer Sitzung am Samstagmorgen entschieden, hieß es. Zwar dementierte Klubchef Michael Schade dies umgehend – doch der Wirbel um die Meldung hatte die Mannschaft wohl schon erreicht.
Von einer zusätzlichen Unruhe auf dem Platz war zwar nichts zu sehen – im Gegenteil. Doch für Völler und Schade war die Angelegenheit längst nicht vergessen. Der Weltmeister von 1990 mahnte nach Ab- pfiff eine „öffentliche Entschuldigung“des TV-Senders an. Diese erhielt der Klub dann auch gestern Mittag; Sky-Geschäftsführer Carsten Schmidt hatte in einem Telefonat mit Völler am Morgen bereits erste Wogen glätten können. „Damit ist die Sache für mich erledigt“, sagte auch Geschäftsführer Schade. Gleichzeitig machte er aber erneut seinen Unmut über die Geschehnisse des Vortags deutlich: „In diesem Metier muss man mit Gerüchten leben. Dass man aber mit einer solch frei erfundenen Geschichte Unruhe schürt und so etwas natürlich auch den Trainer belastet, geht einfach nicht.“
Schmidt, der nach zwei Pleiten in Folge gehörig unter Druck geraten war, gab an, vom Wirbel um seinen vermeintlichen Rauswurf nicht viel mitbekommen zu haben. „Wir wollten uns auf das Wesentliche konzentrieren: die Arbeit. Dabei hilft es, dass wir alle schon so lange zusammen sind“, sagte der 49-Jährige. Die Geschichte des Spiels ist derweil schnell erzählt. Chicharito brachte die Werkself nach Vorarbeit des erst 17-jährigen Kai Havertz, der überraschend an der Seite des Mexikaners im Sturm beginnen durfte, früh in Führung (5.). Im Vergleich zur HSVPleite wirkte Leverkusen gedankenschneller und frischer, hielt Frankfurt bis auf wenige Ausnahmen vom eigenen Tor fern. Tauchte die Eintracht dann doch einmal gefährlich vor dem Leverkusener Tor auf, war Nationaltorhüter Bernd Leno zur Stelle und parierte eindrucksvoll ge- gen Mijat Gacinovic (22.) und Branimir Hrgota (26.). Im zweiten Durchgang machten erneut Chicharito (63.) und Kevin Volland (78.) den Heimsieg perfekt.
Durch den Triumph dürfte Schmidt den Kopf vorerst wieder einmal aus der Schlinge gezogen haben. „Es ist noch nicht alles verloren – trotz aller Kampagnen, die gegen uns und den Trainer gemacht werden“, erklärte Schade und beteuerte, dass es – intern – nie eine Diskussion um den Coach gegeben habe.