Rheinische Post Krefeld Kempen
Mit „Opa“Johannes geht’s zur Gamescom
Anni Rosenfeld und Johannes Fütterer sind Großeltern geworden. Es gab vier Enkelkinder vom Oma-Opa-Service.
KEMPEN Die Begrüßung drückt pure Freude aus. Kinderarme recken sich empor, es geht auf den Arm, wo sich herzliche Umarmungen mit einem Küsschen auf die Wange anschließen. „Es ist toll, wenn Oma und Opa uns vom Kindergarten abholen“, sind sich Veronika und Rafael einig. Aber nicht nur die Fünfjährige und der Dreijährige strahlen. Auch die Augen von Anni Rosenfeld und Johannes Fütterer leuchten. „Wir haben uns immer Enkelkinder gewünscht. Jetzt haben wir sie“, meint Anni Rosenfeld. Und nicht nur diese Beiden. Zu ihren „Enkelkindern“gehören auch der siebenjährige Roman und der 14-jährige Robert.
Nicht zu vergessen ist deren Mutter Monika, die laut Anni Rosenfeld wie eine zweite Tochter für sie und ihren Mann ist. Seit einem guten halben Jahr ist das Kempener Ehepaar „Oma und Opa“. Die Beiden haben im Spätsommer vergangenen Jahres zusammen mit Irmgard und Ferdinand Dargent den OmaOpa-Service im Hagelkreuz ins Leben gerufen, bei dem mittlerweile sieben Omas und Opas aktiv sind. „Ich bin damals angesprochen worden, ob wir so etwas im Rahmen des Quartiermanagements umsetzen könnten. Ich fand diese generationsübergreifende Idee sehr gut und so haben wir den Service gemeinsam gestartet“, sagt Ingo Behr, Quartiersmanager des Hagelkreuzes. Vom ersten Moment an war die Nachfrage groß. Bei vielen Familien und Alleinerziehenden ist es so, dass die Großeltern weiter weg wohnen oder auch schon gestorben sind und man Omas und Opas auf der ganzen Linie vermisst. „Ich finde es ganz toll, wenn ich mit Opa Johannes zusammen in deren Garten arbeite oder wir gemeinsam etwas aus Holz bauen“, sagt Roberto.
Voller Begeisterung erzählt der 14-Jährige von einem Fahrradanhänger, den er selber konstruiert hatte und dann mit Johannes Fütterer optimierte. Solche Dinge machen nicht nur Roberto Spaß. „Wo Kinder sind, ist Leben drin. Alleine würde ich nie zur Gamescom fahren. Jetzt fahren Roberto und ich gemeinsam nach Köln und freuen uns beide riesig“, sagt der 61-Jährige, der neben seinen neuen Opa-Aufgaben noch ganz normal im Berufsleben steht und alles prima unter einen Hut bekommt. Dazu gehört auch schon mal Englisch üben mit Roberto, wobei der Lohn in Form der Note „gut“Schüler und Nachhilfelehrer begeisterte. „Am schönsten ist es, wenn wir alle zusammen spielen und ich gewinne“, meint Roman mit einem verschmitzten Lächeln. Gar nicht abwarten können es die vier, wenn ein Wochenende komplett bei Oma und Opa verbracht wird. „Die Kleinen zählen immer, wie oft sie noch schlafen müssen, ehe es soweit ist“, berichtet die alleinerziehende Mutter, die derzeit eine Weiterbildung an den Wochenenden macht und froh ist, dass dann „Oma“und „Opa“einspringen. „Wir fühlen uns wirklich wie eine große Familie. Den Geburtstag meines Mannes haben wir alle zusammen gefeiert“, erzählt Anni Rosenfeld. Das Angebot ist mehr als bloß ein Babysitter-Dienst. Es geht darum, sich generationsübergreifend näher zu kommen. „Ich erzähle auch viel mit Anni, die für mich wie eine Mutter ist. Oma und Opa zu haben, das ist ein Stück Geborgenheit für mich GREFRATH (mab) Eine Gnadenhochzeit hat es in den vergangenen 70 Jahren in Grefrath nicht gegeben. Das überaus rüstige Jubelpaar Anni (93), geborene Rust, und Hans (95) Beer sind am morgigen Dienstag, 7. März, seit 70 Jahren miteinander verheiratet und können somit das sehr seltene Fest feiern. Seit 1951 wohnt das Jubelpaar in der Niersgemeinde, die längst ihre zweite Heimat geworden ist. Kennengelernt hat sich das Ehepaar Beer 1946 im Geburtsort der Ehefrau in Ebstorf (Niedersachsen) beim Tanz. Sie ist dort mit einer Schwester aufgewachsen und hat den Beruf einer Verkäuferin erlernt. Im Zweiten Weltkrieg war sie als Nachrichtenhelferin tätig. Hans Beer stammt aus Niederschlesien, wo er mit sieben Geschwistern aufgewachsen ist. Er hat den Beruf des Leinenwebers erlernt, hat aber später noch einmal zum Samtweber umgeschult. Er ist 1941 Soldat ge- und die Kinder. Sie sind für mich nicht mehr wegzudenken“, sagt Monika.
Am Anfang sei man sich schon fremd gewesen, aber das habe sich schnell gelegt. Die Chemie habe von der ersten Sekunde an gestimmt, ergänzt Monika. Das sehen Anni Ro- worden. Um zur Hochzeit die rund zwei Kilometer vom Elternhaus zur Kirche zu fahren, hatte das Brautpaar damals einen Bus bestellt. Doch der kam nicht, weil eine Reparatur nicht mehr rechtzeitig beendet werden konnte. Die komplette Hochzeitskleidung der Braut und ihres Bräutigams war geliehen. Hochzeitsgäste hatten sich schon auf den Weg zur Kirche gemacht und den Pfarrer informiert, dass es knapp werden würde mit der Zeit. Obwohl der Krieg gerade mal knapp zwei Jahre beendet war, gab es ein festliches Hochzeitsmahl, denn bei den senfeld und Johannes Fütterer ebenfalls so. Sie fühlen sich in ihrer neuen Rolle sichtlich wohl. „Wer als Oma und Opa Kinder betreuen möchte, bestimmt selbstverständlich selber, wie viel Zeit er investieren will. Für uns ist es keine Belastung, sondern eine Bereicherung. Uns gibt es unheimlich viel. Alle fünf sind uns ans Herz gewachsen und wir freuen uns über jede Minute, die wir zusammen sind“, sagt das Kempener Ehepaar, das ihre „Enkelkinder“und deren Mutter voll und ganz in die eigene Familie integriert hat.
Beim Tanzen kennengelernt
Engländern hatte man ein Schwein fett gefüttert. Einen Metzger gab es auch, der das Schwein schlachtete und zubereitete. Zu den beiden eigenen Kindern kamen Schwiegerkinder und fünf Enkelinnen und acht Urenkel. Zur Familienfeier der Gnadenhochzeit reisen die Verwandten aus Kreta, Bayreuth, Freiburg, Mainz und anderen Orten an. Das Schönste in ihrer 70-jährigen Ehe sei gewesen, so das Ehepaar übereinstimmend, als sie in Grefrath ihre erste eigene Wohnung beziehen konnten. Sie haben die alte Heimat nach der Wende noch einmal besucht. Früher waren sie viel mit dem Wohnmobil unterwegs. Das große gemeinsame Hobby ist bis auf den heutigen Tag der Schwimmsport. Seit Jahrzehnten sind sie Stammgäste im Grefrather Hallenbad. Anni Beer gehört ferner zu den regelmäßigen Besuchern der Altenstube.