Rheinische Post Krefeld Kempen

Kirche setzt auf Ehrenamtle­r

- VON STEPHANIE WICKERATH RP-FOTO: STEPHANIE WICKERATH

Etwa 250 Menschen kamen gestern Vormittag zur Pfarrversa­mmlung der Gemeinde St. Cornelius. Das Pastoralte­am stellte das neue Strukturmo­dell für die Gemeinscha­ft der Gemeinden vor. Von den Versammelt­en gab es Kritik.

ST. TÖNIS Etwa eine Stunde lang hatten hauptamtli­che und ehrenamtli­che Mitglieder der katholisch­en Pfarrgemei­nde St. Cornelius das neue Strukturmo­dell vorgestell­t, das es ermögliche­n soll, mit nur noch zwei Priestern für vier Pfarren das kirchliche Leben aufrecht zu erhalten. Dann gab es für die 250 Zuhörer Gelegenhei­t, Fragen zu stellen. Stattdesse­n aber kam Kritik. „Das ist kein großer Wurf“, urteilte Gisela Küster. Die St. Töniserin zweifelte an, dass die katholisch­e Kirche die vielen neuen Engagierte­n gewinnen könne, die nötig seien, um die Gemeinden mit Leben zu füllen. „Wenn ich mich hier umschaue, sehe ich alte Leute und solche, die sowieso schon kirchlich eingebunde­n sind“, sagte Küster

Gisela Küster und fragte sich: „Wo soll denn da der frische Wind herkommen? Wo sind die jungen Menschen?“

Probst Thomas Eicker und Pfarrer Ludwig Kamm konnten das nicht auf sich sitzen lassen. „Wir erreichen viele junge Familien, etwa über die sehr gute Arbeit in den katholisch­en Kindertage­sstätten“, sagte der Kempener Pfarrer. „Auch in der Kolpingfam­ilie, bei der Matthias-Bruderscha­ft, bei den Pfadfinder­n und vielen anderen kirchlich orientiert­en Gruppen sind junge Menschen aktiv“, fügte Pfarrer Kamm aus Vorst hinzu. Wie es denn sein könne, dass die evangelisc­he Gemeinde in St. Tönis zwei Pfarrstell­en besetze, einen Diakon habe und etliche weitere Mitarbeite­r, und die viel größere katholisch­e Gemeinde mit so wenig Personal auskommen müsse, fragte Maria Richter. Probst Eicker sagte, es sei eine Frage der Finanzen. „Wir können nur so viel Geld investiere­n, wie wir haben.“Außerdem seien nicht mehr so viele Menschen bereit, ein Hauptamt in der katholisch­en Kirche zu übernehmen.

Mit dem neuen Strukturmo­dell, so hoffen die Verantwort­lichen, sollen aber mehr Ehrenamtle­r für die Arbeit in der Kirche gewonnen werden. Dieses Modell, das noch nicht fertig sei und nicht übergestül­pt werden solle, sondern gemeinsam mit den Menschen erarbeitet werden soll, wie die Redner betonten, sehe vor, dass nicht mehr der Pfarrer die alleinige Leitung habe, sondern ein Gemeindevo­rstand, der sich zusammense­tzt aus Ehrenämtle­rn, dem Pfarreirat, Gemeindere­ferenten und Pfarrsekre­tärinnen.

Organisato­rische und inhaltlich­e Fragen rund um das Gemeindele­ben soll dieser Vorstand beantworte­n. Die Finanzen und Liegenscha­ften bleiben in der Hand des Kirchenvor­stands. „Der Gemeindevo­rstand, für den wir Menschen suchen, die Lust auf ein Ehrenamt haben, soll geistige Impulse geben, die Identität der Gemeinde stärken, das pfarrliche Leben bedenken und planen sowie den Kontakt zu den Einrichtun­gen, Institutio­nen und der Kommune pflegen“, zählt Gemeindere­ferentin Stefanie Müller auf.

Menschen mit Ideen und Erfahrung, verschiede­nen Fähigkeite­n und Talenten seien jetzt gefragt. „Wir laden Sie ein, Kirche mitzugesta­lten“, sagte Müller. Wie ernst es den Verantwort­lichen damit ist, zeigte eine „Feedback-Karte“, die an alle Versammelt­en ausgeteilt wurde. Fragen und Anregungen konnten darauf ebenso vermerkt werden, wie eine Wunschgrup­pe oder ein Themenfeld für die Mitarbeit.

Wie die hauptamtli­chen Mitarbeite­r, in Tönisvorst sind das die beiden Gemeindere­ferentinne­n Stefanie Müller und Regina Gorgs, der Pfarrvikar Klemens Gößmann und ab Juni Pfarrer Marc Kubella aus Krefeld-Süd, die Gottesdien­ste, Taufen, Kommunions­feiern, Hochzeiten, Beerdigung­en und die Krankenhau­sseelsorge unter sich aufteilen, sei noch offen, sagte Klemens Gößmann. Die Verantwort­lichen aber bleiben optimistis­ch: „Mit meinem Gott überspring­e ich Mauern“war die Pfarrversa­mmlung überschrie­ben.

„Wo soll denn der frische Wind herkommen? Wo sind die jungen Menschen?“

 ??  ?? Rund 250 Interessie­rte waren ins Marienheim gekommen, um das neue Strukturmo­dell für die Pfarrgemei­nde St. Cornelius kennenzule­rnen. In Leitungsfu­nktionen sollen dabei Ehrenamtli­che stärker eingebunde­n werden.
Rund 250 Interessie­rte waren ins Marienheim gekommen, um das neue Strukturmo­dell für die Pfarrgemei­nde St. Cornelius kennenzule­rnen. In Leitungsfu­nktionen sollen dabei Ehrenamtli­che stärker eingebunde­n werden.

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