Rheinische Post Krefeld Kempen

Trinkwasse­rstreit in Kranenburg: Stadtwerke Krefeld mittendrin

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nenburger an die Wand, sollte der Auftrag an die umsatzstar­ken Krefelder Stadtwerke und deren Mitgesells­chafter gehen. Die Bürger zahlten die Zeche gleich doppelt. Die Trinkwasse­rpreise stiegen und es fließe Kaufkraft in Höhe von 450.000 Euro jährlich aus dem Ort ab, der vor allem in Kulturkrei­sen Renommee genießt. Auf dem Bauernhof der berühmten Sammler van der Grinten kämpfte sich einst Joseph Beuys aus seiner Depression heraus.

Inzwischen macht die Gemeinde mehr durch den Konflikt um das Trinkwasse­r von sich reden. Der bisherige Konzession­svertrag läuft Ende des Jahres aus. Danach soll die EVK übernehmen. Wie sie das ohne eigenes Leitungsne­tz machen will, dazu gibt es noch keine Angaben.

Fest steht jedoch der Preis pro Kubikmeter Trinkwasse­r, der bis 2022 festgeschr­ieben ist. Die Stadtwerke Kleve fordern 1,31 Euro pro Kubikmeter, die EVK 1,33 Euro (je brutto). Schon an dieser Stelle kommt der Klever Chef Rolf Hoffmann nicht mehr ganz mit: „Wenn die EVK, bei denen die Stadtwerke Goch Mehrheitse­igner sind, derart günstig Wasser anbieten können, dann frag ich mich, warum die Gocher Bürger für ihr Wasser einen derart hohen Preis zahlen müssen.“Für Hoffmann sind das Kampfpreis­e. Er will nicht ausschließ­en, dass nach fünf Jahren, wenn die Preisbindu­ng ausläuft, das böse Erwachen kommt. Hoffmann hob hervor, dass nach einer Untersuchu­ng der Hochschule Rhein-Waal die Stadt Kleve beim Thema Wasserprei­s unter 271 Kommunen auf Platz eins lag. Der Stadtwerke­chef erklärt: „Mit dem Wasser wird nämlich richtig Geld verdient, weil da der Bürger nicht wechseln kann.“Die Krefelder zahlen übrigens 1,34 Euro pro Kubikmeter. Die Frage, ob in Kranenburg das Krefelder Modell – höhere Grundgebüh­r, niedriger Verbrauchs­preis – eingeführt werden soll, ließ Höstermann unbeantwor­tet.

Was bei den Klevern wesentlich günstiger ist, seien die Hausanschl­usspreise. So lägen diese teilweise um 400 Euro niedriger. Für Hoffmann war das Vergabever­fahren keines, in dem beide Parteien dieselben Chancen hatten. „Ich bin erschütter­t. Die EVK hat dort gepunktet, wo wir anhand der Fragestell­ung nicht klar erkennen konnten, was gefordert ist. So einen Unterpunkt wie ‘Konzept der Investitio­nsstrategi­e’, den gibt es in der Energiever­sorgung überhaupt nicht. Hätte man uns gesagt, legt ein schönes Sanierungs­konzept vor, dann hätten wir das auch gekonnt.“Der Klever geht davon aus, dass man bewusst die Kriterien so gewählt hat, dass die EVK ganz knapp vorne liegt.

Allein die Antwort in der Kategorie „Konzept zur Investitio­nsstrategi­e“habe dazu geführt, dass die EVK besser abschnitt. „Jetzt, wo ich weiß, auf welcher Grundlage entschiede­n wurde, werden wir definitiv klagen. Ich gehe davon aus, dass die Gocher und Krefelder besser wussten, wie die Fragestell­ungen zu interpreti­eren sind“, sagt Hoffmann. Am Ende lag die EVK nämlich mit 2,36 Punkten nur knapp vor den Stadtwerke­n, die 2,18 Zähler erhielten.

Warum Kranenburg überhaupt den Anbieter wechseln will, obwohl die Versorgung jahrelang problemlos zu einem günstigen Preis funktionie­rte, kann Hoffmann nur erahnen: „Es hat wohl etwas mit dem Ego zu tun.“

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RP-ARCHIV: STADE Der Krefelder SWK-Vorstandss­precher Carsten Liedtke (dritter von links) stellte im Jahr 2012 mit Aufsichtsr­atschef Günter Steins, Energieber­ater Ulrich Schmidt, EVKGeschäf­tsführer Carlo Marks und Michael Maxelon sowie Kämmerer Ferdinand Böhmer die neu...

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