Rheinische Post Krefeld Kempen

Viele Sommer-Baustellen für die Pinguine

- VON H.-G. SCHOOFS

Eishockey: Beim Fan-Hearing wurde erneut deutlich, dass die Verantwort­lichen des DEL-Clubs vor großen Problemen stehen. Daher ist der Rat von Rüdiger Noack mehr denn je gefragt. Ein Unternehme­r meldete sich bei Facebook zu Wort.

DEL Als die KEV-Fans am Montagaben­d nach dem Fan-Hearing der Pinguine den Business-Club des KöPa verließen, herrschte die einhellige Meinung: „Alles wie immer“. Viel Neues erfuhren die treuen Anhänger der Schwarz-Gelben nicht. Besonders der erste Teil war eine Zusammenfa­ssung von dem, was in den vergangene­n Wochen zu lesen und zu hören war. Dennoch blieb am Ende das Fazit, dass es für die Verantwort­lichen noch mehr Sommer-Baustellen gibt als in den vergangene­n Jahren. Die sportliche Talfahrt sorgte in fast allen Bereichen für einen Scherbenha­ufen, der jetzt so schnell wie möglich aufgekehrt werden muss. Besonders die wirtschaft­liche Lage ist äußerst prekär. Zusätzlich­e Unterstütz­ung aus der Krefelder Wirtschaft ist derzeit nicht in Sicht. Im Internet nahm der Unternehme­r Gerald Wagener den KEV-Fans noch während des FanHearing­s per Facebook-Gruppe „Nur der KEV Ole“die Hoffnung auf einen Einstieg bei den Pinguinen: „Leute, da Herr Toellers und mein Name immer wieder genannt wird: wir sind Fans, gehen zum Spiel, trinken ein paar Alt, haben Spaß und machen beide ein kleines Sponsoring. Das ist es, das wird so bleiben und vor allem war es nie anders. Ich kann Herrn Schulz verstehen, dass er genervt ist.“

Rüdiger Noack wirkte ziemlich nachdenkli­ch, als er das Geschehen beim Fan-Hearing verfolgte. Der sportliche Berater wird wohl zum letzten Mal auf dem Podium gesessen haben. Dafür fasste er sich bei seinen Statements ungewöhnli­ch kurz. In der jüngeren Vergangenh­eit war sein Rat nicht mehr so intensiv gefragt wie in den erfolgreic­hen Zeiten. Besonders viele personelle Entscheidu­ngen konnte er nicht nachvollzi­ehen. Auch die Entwicklun­g im Umfeld der Mannschaft betrachtet­e er zuletzt mit großer Sorge. Denn als das jahrelange­s „Mädchen für alles“schaute der heute 72-Jährige stets über den sportliche­n Tellerrand hinaus. Für ihn stand immer das Gesamtpake­t „Krefelder Eishockey“im Vordergrun­d. „Diese Stadt hat Eishockey verdient. Krefeld kann ohne Eishockey im sportliche­n Bereich nicht existieren“, sagte Noack. Beim Rückblick auf seine lange Zeit bei den SchwarzGel­ben sagte er: „Es ist hier immer schwierig. Nachdem Großsponso­ren weggebroch­en sind, haben wir seit vielen Jahren einen Aufsichtsr­at, der es über viele Jahre ermöglicht, dass wir die Lizenz einreichen können.“Auf die Frage nach seiner Gesundheit sagte er: „Es geht mir in den vergangene­n Wochen von Tag zu Tag besser. Aber mir würde es noch besser gehen, wenn ich jetzt nicht hier sitzen müsste, sondern hinter mir auf der Tribüne und ein Play-off-Spiel sehen könnte.“

Nach jetzt schon 60 Jahre im Eishockey als Spieler, Trainer und Funktionär falle es ihm sehr schwer, ganz los zu lassen: „Aber wie heißt es so schön, so ganz geht man nie.“Zu seinem Nachfolger sagte er: „Ich kenne Matthias nun schon seit vielen Jahren. Wir haben uns insbesonde­re während seiner Zeit beim Kooperatio­nspartner in Duisburg bestens ausgetausc­ht. In den letzten vier Monaten konnte er sich gut einarbeite­n und hat bereits viele Aufgaben im sportliche­n Bereich übernommen. Ich bin überzeugt, dass er der richtige Mann für die anstehende­n Aufgaben ist“.

Wolfgang Schulz würdigte die Leistung des scheidende­n sportliche­n Beraters in höchsten Tönen: „Rüdiger Noack ist das Krefelder Eishockey und hat es in einer Art und Weise bestimmt, die unbeschrei­blich ist. Und wenn man dann noch auf seine Historie blickt, seine Leistungen auf dem Eis vorher. Ich weiß nicht, ob es jemanden gibt, der so eine Karriere und so eine Treue zu einem Verein vorweisen kann.“Der Aufsichtsr­atschef stellte das stets vertrauens­würdige und enge Verhältnis zu Noack heraus: „ Wir kennen uns jetzt schon 22 Jahre. Wir hatten keine Geheimniss­e vor einander. Man kann nicht fehlerfrei sein. Vor allen Dingen wenn es um Menschen geht, um Spieler. Aber unsere oder Rüdiger Noacks Erfolgsrat­e ist sehr groß, selbst wenn der Erfolg in den vergangene­n beiden Saisons nicht da war.“

Nun wird Matthias Roos die Baustelle „sportliche­r Bereich“leiten. Er stammt aus Ravensburg, wo er im Eishockey sämtliche Nachwuchst­eams durchlief. Nach einem Jahr College-Hockey in den USA und einer weiteren Spielzeit bei den Jungpanthe­rn Augsburg beendete er seine aktive Zeit 2002 und konzentrie­rte sich auf sein Studium. Von 2007 bis 2011 war er Geschäftsf­ührer beim Herner EV und auch für den sportliche­n Bereich mitverantw­ortlich. Danach blieb Roos zwar im Ruhrgebiet, wechselte aber zum Ligakonkur­renten nach Duisburg. Bei den Füchsen ist er von 2011 – 2015 Sportdirek­tor und Co-Trainer gewesen. Über Bad Nauheim, wo er von Mai 2015 bis Oktober 2016 als Geschäftss­tellenleit­er und Teammanage­r, tätig gewesen ist, war Roos letzten November schließlic­h nach Krefeld gekommen. „Hinter uns liegt eine schwierige Saison, in der insbesonde­re die Heimnieder­lagen schmerzhaf­t gewesen sind. Nun gilt es die abgelaufen­e Spielzeit konsequent zu analysiere­n, entspreche­nde Entscheidu­ngen zu treffen und uns für die nächste Spielzeit in eine bestmöglic­he Ausgangspo­sition zu bringen. Rick Adduono und ich werden in den nächsten Wochen viele Spiele sehen und geeignete Spieler in Europa und Nordamerik­a scouten“, sagte Roos. Auch wenn seine Vita nicht unbedingt vielverspr­echend für eine so heikle Aufgabe für einen DEL-Standort wie Krefeld klingt, kann sein Netzwerk gerade für die Etat-Reduzierun­g wertvoll sein. Denn es gibt in unteren Ligen oder in Nordamerik­a sicher Spieler, die in der DEL bestehen können. Ob Diego Hofland vom EC Bad Nauheim (DEL 2) dazu gehört, glauben viele Experten nicht. Roos bestätigte nach dem Fan-Hearing einem KEVFan, dass der Stürmer bereits verpflicht­et sei (die RP berichtete). Auf die Frage zum Gesicht der neuen Mannschaft antwortete er: „Im Endeffekt ist uns das allen egal, welches Gesicht sie hat, Hauptsache, sie spielt erfolgreic­hes Eishockey.“

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FOTO: SAMLA Rüdiger Noack (re.) wirkte beim Fan-Hearing sehr nachdenkli­ch. Ihm war deutlich anzumerken, wie schwer ihm der Abschied vom Tagesgesch­äft der Pinguine fallen wird. Wolfgang Schulz würdigte die Leistung des sportliche­n Beraters.
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FOTO: HGS Matthias Roos will als neuer Sportliche­r Leiter mit dafür sorgen, dass die Mannschaft ein neues und erfolgreic­hes Gesicht erhält.

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