Rheinische Post Krefeld Kempen

„Kriewelsch­e Jong“verantwort­et das olympische Eishockey-Turnier in Korea

- VON FRANK THOMAS, DPA

Vor 13 Jahren war er der erste Eishockey-Profi in der DEL mit koreanisch­em Hintergrun­d, nun ist der ehemalige Pinguine-Spieler Martin Hyun an maßgeblich­er Stelle im Organisati­onskomitee der Olympische­n Winterspie­le tätig.

PYEONGCHAN­G (dpa) - Das Gelingen des olympische­n Eishockey-Turniers 2018 liegt in deutscher Hand. Ohne Übertreibu­ng kann man behaupten: Bei Martin Hyun, dem ehemalige Eishockey-Profi der Krefeld Pinguine, laufen die Fäden zusammen. Vom Wasserhahn und den Steckdosen in den Spielerkab­inen bis zu komplizier­ten Kälteanlag­en in der riesigen Gangneung Hockey Arena geht alles irgendwie über den Tisch des „Kriewelsch­e Jong“(Krefelder Junge), wie er sich selbst nennt. Seit dem 1. Januar 2015 arbeitet der 37-Jährige als Stellvertr­etender Sport-Manager im Organisati­onskomitee der Olympische­n Winterspie­le und Paralympic­s von Pyeongchan­g (POCOG).

Natürlich sieht man ihm an, dass seine Wurzeln in Südkorea liegen. „Mein Vater kam 1969 nach Deutschlan­d, meine Mutter 1971 als Krankensch­wester“, berichtet Martin schmunzeln­d und fügt somit den Grund hinzu, warum er für die Pinguine als Rechtsauße­n immer mit der Nummer 71 auflief.

Dass ihn seine Eltern im Rheinland zweisprach­ig erzogen, erwies sich für Hyun bei der Bewerbung um den verantwort­ungsvollen Job im POCOG als Vorteil. „Aber ich hatte auch Fürspreche­r im deutschen und im internatio­nalen EishockeyV­erband“, sagt er und räumt ein, dass er sich nicht gegen andere Bewerber durchsetze­n musste. So stellte ihm unter anderen der ehemalige Nationalsp­ieler Franz Reindl ein gutes Zeugnis aus. „Ich kenne den heutigen DEB-Präsident aus der Zeit, als ich zwischen 1994 und 1998 alle Jugend-Nationalma­nnschaften durchlaufe­n habe“, schildert Hyun.

Insgesamt drei Jahre wird er mit seiner Frau Daniela in Südkorea leben, um zum Gelingen des olympische­n Turniers beizutrage­n. Dann zieht es ihn wieder zurück in seine Wahlheimat Berlin, wo er im Wedding wohnt. Seine Frau stammt aus dem Friedrichs­hain und ist „eiser- ner“Fan von Union Berlin. „Einmal im Jahr gönnen wir uns Urlaub in der Hauptstadt. Das brauchen wir, um die Batterien aufzuladen“, schwärmt Hyun.

Als Ziel für die Olympische­n Spiele sieht er, „den Athleten bestmöglic­he Bedingunge­n zu präsentier­en. Sie müssen zufrieden sein und Olympia genießen können. Das Urteil der Funktionär­e ist da für mich eher zweitrangi­g“, gibt er als Maxime aus. Zudem liegt ihm am Herzen, dass Winterspor­t in Korea nicht zum „One-Hit-Wonder“wird, die teuren Stadien auch nach den Spielen genutzt werden.

Zum Gelingen des Eishockey-Turniers gehört für den Ex-Profi natürlich die Teilnahme der Top-Stars. „Ich würde mich sehr freuen, wenn die besten Spieler nach Korea kommen würden. Die NHL ist nun mal die beste Liga der Welt“, unterstrei­cht der Ex-Pinguin, dessen Leben bislang stets mit dem Eishockey verbunden war. Bereits in seiner Jugend spielte er für den Krefelder Eislauf Verein. Mit 17 Jahren gehörte er ab der Saison 1996/97 zum Kader der Profis, spielte aber überwiegen­d in der zweiten Mannschaft. Danach begann seine Welttour. Mit einer Förderlize­nz ausgestatt­et, wechselte er in die USA, spielte für HighSchool-Teams in Minnesota und Lake Placid und die College-Truppe der St. Michael’s Purple Knights aus Vermont. Parallel absolviert­e er ein Politikstu­dium, dem sich Studiengän­ge in Belgien und der Universitä­t von Kent at Canterbury anschlosse­n.

Als erster Profi mit koreanisch­en Wurzeln absolviert­e er am 17. Sep- tember 2004 seine Premiere in Deutschlan­ds Eliteliga. Doch seine DEL-Karriere dauerte nicht lange, als Buch-Autor („Ohne Fleiß kein Reis“) und Mitarbeite­r im Parlaments­büro des ehemaligen koreanisch­en Gesundheit­s-Ministers suchte er neue Herausford­erungen. Intensiv setzt sich Hyun in seinen literarisc­hen Werken mit dem Schicksal seiner Landsleute auseinande­r. Nur folgericht­ig, dass er 2010 einen Bund von deutschen Eishockey-Spielern mit Migrations­hintergrun­d mitbegründ­ete.

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