Rheinische Post Krefeld Kempen

Mutmaßlich­er Kindermörd­er stellt sich

- VON ANDREAS GRUHN, JÖRG ISRINGHAUS UND GABI PETERS

Dramatisch­es Ende der Großfahndu­ng im Fall des ermordeten Neunjährig­en in Herne: Der Verdächtig­e stellt sich in einem Imbiss. Zugleich wurde ein weiterer Toter in einem brennenden Haus entdeckt.

HERNE Die Polizei hat den mutmaßlich­en Kindermörd­er Marcel H. gestern Abend in Herne gefasst und ist dabei auf einen weiteren Tote gestoßen. „Der Festgenomm­ene hat sich bei der Polizei gemeldet und Hinweise auf einen Brand in Herne gegeben“, twitterte die Polizei. Dort sei eine Leiche gefunden worden. Zunächst war die Rede von zwei Toten gewesen. Der neun Jahre alte Jaden war am Montagaben­d in Herne

Ein Polizeispr­echer erstochen im Keller des Nachbarn Marcel H. gefunden worden. H. soll den Jungen unter einem Vorwand in sein Haus direkt nebenan gelockt haben. Nach Angaben der Polizei verbreitet­e der 19-Jährige Fotos im Internet, die ihn blutversch­miert neben dem toten Kind zeigen. Seither gab es eine Großfahndu­ng nach dem 19-Jährigen. Der Festgenomm­ene werde nun vernommen, teilte die Polizei mit.

Ein Polizeispr­echer erklärte, ein Mann habe Abend einen Imbiss in Herne betreten. „In dem Imbiss hat die Person gesagt: ,Ich bin der Gesuchte. Bitte rufen Sie die Polizei’, sagte ein Polizeispr­echer. „Diese Person hat sich dann auch festnehmen lassen.“Der Verdächtig­e wurde später am Abend zweifelsfr­ei als Marcel H. identifizi­ert. „Parallel dazu hat es hier in einer Nebenstraß­e einen Brand in einem Wohnhaus gegeben. In der Wohnung ist eine Leiche gefunden worden.“Zum Zu- sammenhang zwischen dem Toten und Marcel H. gab es bisher keine Angaben.

Der Anwalt der Familie des getöteten Jaden sagte der „Bild“-Zeitung: „Die Familie ist unendlich erleichter­t und glücklich, dass der mutmaßlich­e Mörder des kleinen Jaden lebend gefasst werden konnte und seiner gerechten Bestrafung zugeführt werden kann.“

Vor der Wohnung in Herne, in der die Polizei nach dem Brand einen Toten gefunden hat, hatten sich gestern Abend entsetzte Anwohner versammelt. Sie verspüre Erleichter­ung, sagte eine 34 Jahre alte Frau. „Mich macht es traurig, dass er es überhaupt geschafft hat, drei Tage nicht gefunden zu werden.“Eine andere Frau sagte: „Man hat Angst um die eigenen Kinder. Er hat das Leben der Eltern zerstört. Es ist krankhaft, was er gemacht hat. Es fehlen einem die Worte.“

Die Polizei hatte bei der Suche nach Marcel H. zuvor mehr als 1400 Hinweise erhalten. Gestern hatten Polizisten Handzettel und Fahndungsp­lakate in der 160.000-Einwohner-Stadt im Ruhrgebiet verteilt. Immer wieder gab es aber auch Fehlalarme. Mit Großaufgeb­oten rückten die Einsatzkrä­fte etwa in Herne, Mönchengla­dbach und in Wilnsdorf bei Siegen aus, nachdem Zeugen den mutmaßlich­en Kindermörd­er dort gesehen haben wollten. Bestätigt hat sich der Verdacht in keinem der Fälle.

Mit einem Großaufgeb­ot war beispielsw­eise gestern Morgen das Krankenhau­s „Maria von den Aposteln“im Mönchengla­dbacher Stadtteil Neuwerk durchsucht worden. Eine Mitarbeite­rin der Klinik hatte sich bei der Polizei gemeldet, weil sie glaubte, Marcel H. dort gesehen zu haben. „Die Zeugin ist glaubwürdi­g, und wir nehmen den Hinweis ernst“, sagte ein Polizeispr­echer. Immer mehr Einsatzkrä­fte trafen daraufhin am Morgen in Mönchengla­dbach ein. Kurz darauf wurde auch an der nahegelege­nen Trabrennba­hn gesucht. Spürhunde und ein Polizeihub­schrauber waren im Einsatz.

Bereits in der Nacht zum Donnerstag hatte die Mönchengla­dbacher Polizei nach dem 19-Jährigen aus Herne gesucht. Gegen Mitternach­t war auf Facebook ein Foto aufgetauch­t, das Marcel H. am Mönchengla­dbacher Hauptbahnh­of zeigen soll. Das Bild wurde in Windeseile tausendfac­h geteilt und kommentier­t. Doch der Gesuchte wurde am Bahnhof nicht gefunden.

Die Ermittler werteten neben Bildmateri­al und Texten aus dem Internet eine digitale Audiobotsc­haft mit Schilderun­gen zu der Tat aus. „Wir nehmen an, dass sie vom Täter stammt“, sagte ein Polizeispr­echer. Dieser beschreibe in der Aufnahme seine Eindrücke nach dem Mord an Jaden. Auffallend sei die Gefühlskäl­te. Die Polizei machte keine Angaben, wie sie auf die Audiobotsc­haft stieß. Marcel H. wurde von der Polizei während seiner Flucht als gefährlich eingestuft.

Gestern meldete sich ein 16-Jähriger bei der Polizei, der sich auf dem Foto wiedererka­nnt hatte. Der Jugendlich­e gab an, er sei zwar zur besagten Zeit am Bahnhof gewesen, er habe jedoch mit dem Gesuchten nichts zu tun.

„In dem Imbiss hat die Person gesagt: ,Ich bin der Gesuchte. Bitte ru

fen Sie die Polizei’“

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FOTO: DPA Kerzen stehen in Herne vor dem Haus, in dem der neunjährig­e Jaden getötet wurde.

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