Rheinische Post Krefeld Kempen

Fall Wendt: Innenminis­ter Jäger sieht keine Schuld

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DÜSSELDORF (csh) Die nordrheinw­estfälisch­e Landesregi­erung hat jegliche Verantwort­ung in der „Causa Wendt“von sich gewiesen. „Ich habe nie mit Herrn Wendt über seine Freistellu­ng und seine Besoldung gesprochen“, betonte NRW-Innenminis­ter Ralf Jäger (SPD) gestern im Innenaussc­huss. „In seiner Polizeiakt­e findet sich kein entspreche­nder schriftlic­her Vermerk über seine Freistellu­ng“, so Jäger weiter.

Vielmehr habe die Sichtung der Polizeiakt­e des Bundesvors­itzenden der Deutschen Polizeigew­erkschaft (DPolG) den Eindruck erweckt, dass es über seine Tätigkeite­n nur mündliche Absprachen während der Amtszeit der Regierung Jürgen Rüttgers (CDU) und des damaligen Innenminis­ters Ingo Wolf (FDP) gegeben habe, sagte Staatssekr­etär Bernhard Nebe. Näheres sei Gegenstand des Verwaltung­sermittlun­gsverfahre­ns. Wolf erklärte, dass die Teilzeitbe­schäftigun­g von Wendt bereits 2001 unter Rot-Grün begründet worden sei: „Zwischen Herrn Wendt und mir hat es keine Absprachen zu einer Freistellu­ng gegeben.“

Wendt (60) steht in der Kritik, weil er jahrelang als Polizist Beamtensol­d kassierte, ohne als solcher gearbeitet zu haben. Zudem erhielt er durch Gremien-Tätigkeite­n Nebeneinkü­nfte in Höhe von 77.000 Euro im Jahr. Deshalb wurde ein Disziplina­rverfahren gegen ihn eingeleite­t – auch weil er die Nebeneinkü­nfte offenbar nicht seinem Dienstherr­en, dem Land NRW, gemeldet hatte.

Streit um die Bezüge von PolizeiGew­erkschafte­rn gibt es auch in Hamburg. Dort kündigte der Chef des Bundes Deutscher Kriminalbe­amter, André Schulz, rechtliche Schritte gegen die Hamburger Polizei an. Er wird seit 2014 zu 50 Prozent von der Polizei bezahlt, arbeitet aber nach eigenen Angaben zu 100 Prozent für die Gewerkscha­ft. Die Hamburger Polizei hatte am Mittwoch mitgeteilt, diese Praxis solle umgehend beendet werden.

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