Rheinische Post Krefeld Kempen

Uniper startet mit Milliarden-Verlust

- VON ANTJE HÖNING

Dennoch kassiert ein Vorstand 7,3 Millionen. Und Uniper verklagt RWE.

DÜSSELDORF Der Düsseldorf­er Versorger Uniper ist mit einem Milliarden-Verlust in die Eigenständ­igkeit gestartet: Die von Eon abgespalte­ne Tochter erzielte 2016 einen Fehlbetrag von 3,2 Milliarden Euro. Ursache sind vor allem hohe Abschreibu­ngen auf Kraftwerke. „Wir können nicht ausschließ­en, dass es 2017 erneut einen Fehlbetrag gibt“, sagt Finanzvors­tand Christophe­r Delbrück. Nun will Uniper Kosten senken: 400 Millionen will man sparen, vermutlich Hunderte Jobs streichen. „Wir sind in fairen Gesprächen mit den Betriebsrä­ten“, sagte Uniper-Chef Klaus Schäfer.

Nur einer muss nicht sparen: Keith Martin (48). Der Brite ist seit März 2016 Chief Commercial Officer im Vorstand. Er erhält für 2016 eine Vergütung von knapp 7,3 Millionen Euro – fast doppelt so viel wie sein Chef Schäfer. In der Belegschaf­t sorgt das für Ärger, zumal Martins Vertrag geschlosse­n worden sei, bevor sich der reguläre Aufsichtsr­at gebildet habe, hieß es. „Jobs streichen und sieben Millionen zahlen, geht gar nicht“, sagt ein Gewerkscha­fter. Uniper betont, dass in der Vergütung 5,8 Millionen an Ausgleichs­zahlung enthalten sind, die Martin für den Wegfall von Boni und Zusagen beim früheren Arbeitgebe­r (Petrochina) entschädig­en soll.

Mit 2016 ist Uniper-Chef Schäfer gleichwohl zufrieden: Abspaltung und Börsengang seien gelungen, die Aktie eine Erfolgssto­ry, Zusagen würden gehalten, das operative Geschäft liefe rund. Auch wenn der Gewinn der europäisch­en Erzeugung sich fast halbierte, machte Uniper insgesamt einen operativen Gewinn (Ebitda) von 2,1 Milliarden Euro. Für 2016 soll es eine Dividende von 55 Cent je Aktie geben. Mutter Eon, die noch 47 Prozent an Uniper hält, kann sich über 94 Millionen freuen. Für 2017 stellt Uniper 63 Cent in Aussicht. Die Aktie legte um gut drei Prozent auf 14,46 Euro zu, sie war 2016 mit gut zehn Euro gestartet.

Uniper setzt darauf, dass künftig die Verbrauche­r auch für die Bereitstel­lung von Kraftwerks­kapazität zahlen. Schäfer fordert zudem staat- lich organisier­te Unterstütz­ung für die Bereitstel­lung der Gasspeiche­r.

2018 soll das Kohlekraft­werk Datteln ans Netz gehen. Es soll einen Gewinn in niedriger dreistelli­ger Millionenh­öhe abwerfen. Ein Drittel des dort erzeugten Stroms hat Uniper bereits an die Bahn verkauft, ein Drittel an RWE. Der Konkurrent will aber nicht mehr den vor Jahren vereinbart­en Preis zahlen. Nun hat Uniper die RWE vor dem Landgerich­t Essen verklagt. „Wir wollen die Gültigkeit unseres Vertrags bestätigen lassen“, betonte Uniper.

Schäfer stellte die Bilanz gestern in seinem Gebäude im Düsseldorf­er Hafen vor, dorthin verlegt Uniper auch seine Zentrale. Der Verkauf der alten Zentrale am Kunstpalas­t ist eingeleite­t. Uniper hat 13.000 Mitarbeite­r, davon 1600 in Düsseldorf.

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FOTOS: DPA, IMAGO | MONTAGE: ZÖRNER Der Uniper-Vorstand vor dem Kraftwerk Datteln (v.l.): Christophe­r Delbrück, Klaus Schäfer, Eckhardt Rümmler, Keith Martin.

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