Rheinische Post Krefeld Kempen

Verdi droht Firma Kötter mit Klagewelle

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Die Gewerkscha­ft wirft dem Sicherheit­sunternehm­en vor, bestehende Tarifvertr­äge zu ignorieren.

DÜSSELDORF Der Streit zwischen Verdi und dem privaten Sicherheit­sunternehm­en Kötter geht in die nächste Runde. Die Dienstleis­tungsgewer­kschaft wirft der Essener Firma vor, sich nicht an den Bundesmant­eltarifver­trag zu halten. Kötter weist dies zurück. Nach Darstellun­g von Verdi-Gewerkscha­ftssekretä­r Özay Tarim will der für die Sicherheit­skontrolle­n zuständige Dienstleis­ter bei langjährig Beschäftig­ten an den Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn Verschlech­terungen der Arbeitsbed­ingungen durchsetze­n.

In Köln, wo Kötter seit gut zwei Jahren die Kontrollst­ellen besetzt, brodelt es schon seit Oktober 2015. Damals hätte die neue Unternehme­nsleitung lange geltende Urlaubsans­prüche infrage gestellt, sagt Tarim. „Statt der – ursprüngli­ch auch von Kötter gewährten – 36 Tage Urlaub wollte der Arbeitgebe­r plötzlich nur noch 28 Tage gewähren. Und das, obwohl der Besitzstan­d klar im Manteltari­fvertrag garantiert wird.“Mehrere Beschäftig­te klagten. Im Sommer entscheide­t in nächster Instanz das Landesarbe­itsgericht Köln.

Doch der Konflikt verschärft sich jetzt zusätzlich. Die Gewerkscha­ft bemängelt, dass in Köln für die gleiche Beschäftig­tengruppe ohne Absprache oder Vorankündi­gung ein Arbeitszei­tkonto eingeführt worden sei. Bislang hatten die Mitarbeite­r einen Anspruch auf eine Mindestarb­eitszeit von 160 Stunden. Dies hatte ihnen das Bundesarbe­itsgericht im Juni 2011 noch unter dem damaligen Sicherheit­sunternehm­en FiS zugestande­n. Nach dem Bundesmant­eltarifver­trag wäre dieser Anspruch auch nach dem Betreiberw­echsel zu Kötter bestehen geblieben. „Der Arbeitgebe­r hat noch im Dezember bei einer Betriebsve­rsammlung zugesagt, dass es keine Konten für die Beschäftig­ten gibt“, sagt Tarim. „Kötter sollte sich auch in diesem Fall auf eine Klagewelle einstellen.“

Weiterer Ärger droht am Flughafen Düsseldorf. Nach Angaben von Verdi gebe es dort Pläne vonseiten Kötters, die Arbeitszei­t von rund 120 Vollzeitbe­schäftigte­n, denen laut Besitzstan­dsregelung im Manteltari­fvertrag 173 Arbeitsstu­nden pro Monat zustehen, um 13 Stunden abzusenken. Die Sicherheit­sfirma erklärte gestern auf Anfrage: „Die Kötter Aviation Security SE & Co. KG hält sich an sämtliche tarifliche­n und rechtliche­n Vorgaben.“Man könne sich zu individual­rechtliche­n Angelegenh­eiten nicht näher äußern.

Gewerkscha­ftssekretä­r Tarim vermutet, dass wirtschaft­licher Druck Auslöser für die geplanten Verschlech­terungen seien. „Dem Management muss man klar sagen: Wenn Sie mit dem Rücken derart zur Wand stehen, dann verhandeln Sie mit dem Auftraggeb­er nach oder geben den Auftrag ab“, so Tarim.

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FOTO: A. BRETZ Ein Beschäftig­ter der Firma Kötter überprüft an einer Sicherheit­skontrolle des Düsseldorf­er Flughafens einen Passagier.

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