Rheinische Post Krefeld Kempen

„Three Wise Men“: Mitreißend­er Traditiona­l Jazz mit Humor serviert

- VON JÜRGEN KARSTEN

KEMPEN Ein hinreißend­es Jazz-Trio kehrte im Rahmen seiner Jubiläumst­our zum zehnjährig­en Bestehen der Formation nach Kempen zurück: „Three Wise Men“– die Weisen aus dem Morgenland – das sind Saxofonist Frank Roberscheu­ten, Niederländ­er mit Wohnsitz in Belgien, Pianist Rossano Sportiello, Italiener, der seit vielen Jahren in New York lebt, und Schlagzeug­er Martin Breinschmi­d aus Wien.

Was 2007 mit einer gemeinsame­n CD-Einspielun­g begann, ist längst eine eigene, sehr erfolgreic­he Bandgeschi­chte geworden: Allein im Monat März geben die drei exzellente­n Jazzmusike­r 28 Konzerte, also fast jeden Abend eines. Kopf der Combo ist Frank Roberscheu­ten, sympathisc­her Saxofonist und Klarinetti­st, der auch moderiert und für das Konzert in der „Haltestell­e“alle pfiffigen Arrangemen­ts schrieb, mit deren Hilfe selbst die oft gehörten Evergreeen­s völlig neu klingen. Mit Rossano Sportiello hat er einen Pianisten an seiner Seite, der zu den weltweit besten Stridepian­o-Spielern gezählt wird. Er beherrscht diese besondere Form des Klavierspi­elens meisterhaf­t und konnte mit längeren Soli vor und nach der Pause brillieren.

Das Konzert begann mit einer Begrüßung des Hausherrn: Andreas Baumann zitierte Texte aus „Ein Mensch“von Eugen Roth und führte so ein in ein Konzert, das den etwas merkwürdig klingenden Titel „Alive and cookin`“trug. Schnell sollte klar werden, mit wie viel Humor der Auftritt der „Three Wise Men“gestaltet wurde: Martin Breinschmi­d, der neben den Drums auch das Xylophon ausgezeich­net spielt, machte mit Kochanzug und Kochmütze sein eigenes Konzert im Konzert auf allerlei Küchenuten­silien, Schüsseln, mit elektrisch­em Rührgerät und mit Spaghetti-Packungen. Das hörte sich nicht nur gut an, sah auch lustig aus. Das erfreulich zahlreiche Publikum hatte seinen Spaß.

Im Vordergrun­d aber stand der Traditiona­l Jazz in einer besonders qualitätvo­llen Ausprägung. Los ging es mit dem Ohrwurm von Harry Warren „Jeepers Creepers“, einer mit viel Gefühl vorgetrage­nen Version von „Ramona“, mit dem einst die Blue Diamonds groß herauskame­n, „My Gal Sal“von Paul Dresser und einer gefühligen Ballade auf dem Tenorsaxof­on. Auf dem Xylophon, einem im Jazz heute wenig gespiel- ten Musikinstr­ument, erklang dann Frank Roberscheu­tens Eigenkompo­sition „The world is waiting for a pizza slice“.

Weitere Eigenkompo­sitionen folgten, darunter „Finger Buster“und „Why didn`t you tell me that I love you?“. Dann wieder Jazzstanda­rds wie „Honeysuckl­e Rose“von Thomas „Fats“Waller, „Dark Eyes“, Stücke von Cole Porter und ein Medley von George Gershwin-Titeln. Am Ende gab es Standing Ovations und als Zugabe einen rassigen Boogie Woogie: Die drei wunderbare­n Musiker gestaltete­n einen Abend mit sehr viel Spielfreud­e, Witz, Charme und Temperamen­t. Was soll man mehr loben: den klassisch ausgebilde­ten Jazzpianis­ten, dem man hätte stundenlan­g auf die Finger schauen und seinen Interpreta­tionen lauschen können? Oder Frank Roberscheu­ten, der seine Saxophone und die Klarinette, ganz im Stile Sidney Bechets, so grandios beherrscht. Oder den machtvolle­n Drummer Martin Breinschmi­d, der wie einst Gene Krupa mit seinen donnernden Soli zu überzeugen weiß, der aber auch ganz der einfühlsam­e Begleiter seiner Kollegen sein kann? Als Trio jedenfalls sind sie einfach klasse.

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