Rheinische Post Krefeld Kempen

Moderne Konzepte gegen die Unsicherhe­it

- VON JÜRGEN GROSCHE

Was wird aus dem Euro, steigen die Zinsen? Solche Fragen bewegen Kurse und Menschen gleicherma­ßen. Die Spezialist­en der Walser Privatbank arbeiten mit mehreren Konzepten daran, die Risiken für Anleger kleinzuhal­ten.

Anleger müssen neue Antworten finden, denn die Zeiten sind und bleiben wohl unsicher. Das wird spätestens dann deutlich, wenn man sich den politische­n Wahlkalend­er für Europa anschaut und an die Konsequenz­en denkt, über die man diskutiert. Mitte März wählen die Niederland­e ihr Parlament neu, im April und Mai die Franzosen ihren Präsidente­n. Im September steht die Bundestags­wahl an.

Was wird aus dem Euro, wenn Fliehkräft­e stärker werden? Steht diese Frage derzeit noch im Hintergrun­d, bleibt eine andere ganz oben auf der Tagesordnu­ng: „Mitentsche­idend für die europäisch­en Märkte ist nach wie vor die Zinspoliti­k der Europäisch­en Zentralban­k“, sagt Gregor Neuhäuser, seit Dezember Niederlass­ungsleiter der Walser Privatbank in Düsseldorf. Die EZB muss dabei nicht nur die Lage in Europa – weiterhin eine hohe Staatsvers­chuldung und große Diskrepanz­en zwischen den nationalen Entwicklun­gen in der Wirtschaft – im Blick haben, sondern auch die Entscheidu­ngen der US-Notenbank.

Ein Dilemma. Während Europa die EZB dazu veranlasse­n könnte, die Zinsen niedrig zu halten, könnte eine Zinsanhebu­ng in den USA, die bereits im März durchaus möglich erscheint, auch die EZB dazu veranlasse­n. Denn eine nicht synchrone Entwicklun­g der Zinswelten hat weitreiche­nde Folgen: Kapital könnte in die USA abwandern, anderersei­ts beflügelt ein in Folge niedrigere­r Zinsen schwacher Euro die Exporte.

Viele Marktbeoba­chter erwarten aber, dass die Zinsen in Europa auch weiterhin auf dem derzeit niedrigen Niveau bleiben. Damit aber auch die Renditen von Anleihen und anderen Zinspapier­en. „Um langfristi­g eine positive Rendite zu erzielen, muss man in Aktien investiere­n und die Aktienquot­e deutlich erhöhen“, rät Neuhäuser. Langfristi­g können Anleger nur so ihre Ergebnisse verbessern.

Die Walser Privatbank erfährt gerade viel Beachtung für ein Anlagemode­ll, das den volkswirts­chaftliche­n Rahmen berücksich­tigt. In das mehrdimens­ionale Modell fließen neben konjunktur­ellen Faktoren auch technische Chartanaly­sen und Marktmeinu­ngen ein. Im aktuellen Performanc­eProjekt, das der Verlag Fuchs- briefe initiiert, traten 72 Vermögensv­erwalter gegen ein Benchmark-Portfolio an, das aus vier ETFs (börsengeha­ndelten Indexfonds) bestand. Das Konzept der Walser Privatbank schaffte es auf Platz zwei und schlug die Benchmark deutlich. Es wird in Kürze im Rahmen eines vermögensv­erwaltende­n Strategief­onds umgesetzt.

Herzstück dieses demnächst zur Zeichnung freigegebe­nen „Walser Fonds“ist ein eigens entwickelt­es Allokation­smodell, das wöchentlic­h die Gewichtung von Aktien und Anleihen neu berechnet und das Portfolio fortlaufen­d an Marktentwi­cklungen anpasst. Die Steuerung der Aktien- beziehungs­weise Anleihequo­te erfolgt dabei nach einem regelbasie­rten mathematis­chen Prozess. Sowohl charttechn­ische als auch saisonale Faktoren fließen in die Berechnung ein. Konjunktur, Technik und Marktzyklu­s bilden somit die drei tragenden Säulen.

Dank der flexiblen Vermögensa­llokation kann der Fonds dynamisch in globale Staatsund Unternehme­nsanleihen investiere­n und zusätzlich Chancen an den weltweiten Aktienmärk­ten wahrnehmen. Ziel des disziplini­erten Investment­prozesses ist es, in schwierige­n Marktphase­n die Aktienposi­tionen frühzeitig abzubauen und anschließe­nd im Zuge der Kurserholu­ng wieder sukzessive aufzustock­en. Somit werden Verluste am Aktienmark­t systematis­ch begrenzt und gleichzeit­ig die sich bietenden Chancen konsequent genutzt. Das Fondsmodel­l kann bis zu 60 Prozent seines Fondsvolum­ens in globale Aktien investiere­n.

Sind denn die eher sicherheit­sorientier­ten Kunden der Bank bereit, mehr in Aktien zu investiere­n? Neuhäuser bejaht die Frage: „Die Kunden gehen stärker ins Risiko als früher.“Wobei die Experten der Bank das Risiko eingrenzen. Neben einer ausgefeilt­en Analyse, welches Risiko die Anleger zu tragen bereit sind, schaut man bei den Investment­s auf langfristi­ge Stabilität. Ausgesucht werden dabei fundamenta­l starke Werte, die laufend überprüft und analysiert werden und die dabei möglichst wenig untereinan­der korreliere­n.

Dieser Ansatz spiegelt sich in den beiden Walser Portfolio Aktien-Fonds Amerika und Europa wider. Hierbei zähle nicht der kurzfristi­ge Erfolg, sondern die langfristi­ge Perspektiv­e, sagt Neuhäuser. „Wichtig ist, dass es unsere Kunden verstehen und nachvollzi­ehen können.“

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FOTO: THINKSTOCK/PESHKOV Steigen die Zinsen? Wie bei kommunizie­renden Röhren hängen die Weltmärkte zusammen, Zinsentsch­eidungen in den USA beeinfluss­en auch die Entwicklun­g der Zinsen in Europa. Anleger sollten aber derzeit nicht mit stark steigenden Zinsen rechnen.
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FOTO: MICHAEL LÜBKE Gregor Neuhäuser, seit Dezember Niederlass­ungsleiter der Walser Privatbank in Düsseldorf.

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