Rheinische Post Krefeld Kempen
Erklärungsbedarf in Sachen Gymnasium
Natürlich ergibt die Bürgermeister-Umfrage zur Zukunft des Gymnasiums in Nordrhein-Westfalen kein repräsentatives Bild. Sie zeigt aber eins: Die „große Lösung“, die flächendeckende Rückkehr zur neunjährigen Schulzeit, hat mittlerweile gewichtige Unterstützer sowohl in der CDU als auch in der SPD. Die Parteiführungen in Düsseldorf sollten gewarnt sein: Ihre mehr (SPD) oder weniger (CDU) ausgegorenen Konzepte, die beide Modelle zu versöhnen suchen, müssen sie auch den eigenen Leuten viel besser erklären – vom Volk ganz zu schweigen.
Die Sympathien für „G 9 für alle“machen aber diesen Weg nicht richtiger. Gerade den Kommunen sollte daran gelegen sein, ihre Gymnasien so weit wie möglich in Ruhe arbeiten zu lassen. Veränderungen muss es geben, denn G 8 ist nicht mehr akzeptiert. G 8 kann aber funktionieren; Hunderte Schulen beweisen das täglich. Niemand sollte sich etwas anderes einreden lassen, denn es ist schlicht nicht wahr.
All das in der gebotenen Deutlichkeit anzusprechen, erfordert angesichts des Meinungsbilds – große Mehrheiten wollen G 9 zurück – zweifellos politischen Mumm. Andererseits: Der anrollende Wahlkampf ist ja eine hervorragende Gelegenheit dafür. BERICHT TURBO-ABI: BÜRGERMEISTER GEGEN . . ., TITELSEITE
Als Mitteleuropäer mit normalen Umgangsformen steht man fassungslos vor der verbalen Raserei des türkischen Staatspräsidenten. Spätestens mit den persönlichen Ausfällen gestern gegen die Bundeskanzlerin ist klar, dass es bis zum 16. April – dem Tag des türkischen Verfassungsreferendums – so nicht weiter gehen kann. Wenn die Bundesregierung ihre Worte von der vergangenen Woche ernst meint, dann muss sie weitere Auftritte türkischer Spitzenpolitiker in Deutschland unterbinden. Die Türkei setzt nicht nur die Nazi-Vergleiche gegenüber Deutschland und anderen EU-Staaten fort. Sie unterstellt Deutschland Terrorismus und verflucht die Regierungschefin. Damit ist eine Grenze erreicht. Wir sollten türkische Spitzenpolitiker ihren Hass nicht in unser Land tragen lassen.
Die saarländische Ministerpräsidentin KrampKarrenbauer hat vollkommen Recht, wenn sie unter Berufung auf das Aufenthaltsrecht keine Wahlkampfveranstaltungen türkischer Politiker zulassen will. Andere Bundesländer sollten diesem Beispiel mit Rückendeckung der Bundesregierung folgen. BERICHT TÜRKISCHE WAHLKAMPFPLÄNE . . ., TITELSEITE
BLiebe Türkei, es reicht!
VW fast wieder Tritt
eim Wolfsburger Autobauer stellte sich angesichts der Vorlagen der Bilanzdaten die Frage: schwarzer Tag oder schwarze Zahlen? Nach dem Skandal-getriebenen Verlust in Höhe von 1,6 Milliarden Euro 2015 hat der immer noch größte Autobauer der Welt wieder Tritt gefasst. Das hätte sich auch in den Manager-Gehältern widerspiegeln können, doch dieser Versuchung erlag VW nicht. Noch bevor die neu beschlossene Obergrenze für die Managergehälter in Kraft tritt, fallen die Vorstandsgehälter schmaler aus als noch zu Winterkorns Zeiten.
Die betonte Zurückhaltung ist ein richtiges Zeichen und ein wichtiger Schritt, um Ruhe zu erzeugen. Und die ist bitter nötig: Die Rechtsstreitigkeiten rund um den Abgasskandal sind nicht ausgestanden, der größte Konzernumbau der Geschichte in vollem Gange, und die Umstellung auf Elektromobilität wird noch enorme Anstrengungen erfordern. Das sollten sich auch Betriebsratschef Bernd Osterloh und Markenchef Herbert Diess zu Herzen nehmen. Deren Dauerfehde belastet die Belegschaft mehr als jeder Streit um Managergehälter. BERICHT