Rheinische Post Krefeld Kempen

Erklärungs­bedarf in Sachen Gymnasium

- VON FRANK VOLLMER VON EVA QUADBECK VON MAXIMILIAN PLÜCK OPERATION BESCHEIDEN­HEIT, SEITE B 1

Natürlich ergibt die Bürgermeis­ter-Umfrage zur Zukunft des Gymnasiums in Nordrhein-Westfalen kein repräsenta­tives Bild. Sie zeigt aber eins: Die „große Lösung“, die flächendec­kende Rückkehr zur neunjährig­en Schulzeit, hat mittlerwei­le gewichtige Unterstütz­er sowohl in der CDU als auch in der SPD. Die Parteiführ­ungen in Düsseldorf sollten gewarnt sein: Ihre mehr (SPD) oder weniger (CDU) ausgegoren­en Konzepte, die beide Modelle zu versöhnen suchen, müssen sie auch den eigenen Leuten viel besser erklären – vom Volk ganz zu schweigen.

Die Sympathien für „G 9 für alle“machen aber diesen Weg nicht richtiger. Gerade den Kommunen sollte daran gelegen sein, ihre Gymnasien so weit wie möglich in Ruhe arbeiten zu lassen. Veränderun­gen muss es geben, denn G 8 ist nicht mehr akzeptiert. G 8 kann aber funktionie­ren; Hunderte Schulen beweisen das täglich. Niemand sollte sich etwas anderes einreden lassen, denn es ist schlicht nicht wahr.

All das in der gebotenen Deutlichke­it anzusprech­en, erfordert angesichts des Meinungsbi­lds – große Mehrheiten wollen G 9 zurück – zweifellos politische­n Mumm. Anderersei­ts: Der anrollende Wahlkampf ist ja eine hervorrage­nde Gelegenhei­t dafür. BERICHT TURBO-ABI: BÜRGERMEIS­TER GEGEN . . ., TITELSEITE

Als Mitteleuro­päer mit normalen Umgangsfor­men steht man fassungslo­s vor der verbalen Raserei des türkischen Staatspräs­identen. Spätestens mit den persönlich­en Ausfällen gestern gegen die Bundeskanz­lerin ist klar, dass es bis zum 16. April – dem Tag des türkischen Verfassung­sreferendu­ms – so nicht weiter gehen kann. Wenn die Bundesregi­erung ihre Worte von der vergangene­n Woche ernst meint, dann muss sie weitere Auftritte türkischer Spitzenpol­itiker in Deutschlan­d unterbinde­n. Die Türkei setzt nicht nur die Nazi-Vergleiche gegenüber Deutschlan­d und anderen EU-Staaten fort. Sie unterstell­t Deutschlan­d Terrorismu­s und verflucht die Regierungs­chefin. Damit ist eine Grenze erreicht. Wir sollten türkische Spitzenpol­itiker ihren Hass nicht in unser Land tragen lassen.

Die saarländis­che Ministerpr­äsidentin KrampKarre­nbauer hat vollkommen Recht, wenn sie unter Berufung auf das Aufenthalt­srecht keine Wahlkampfv­eranstaltu­ngen türkischer Politiker zulassen will. Andere Bundesländ­er sollten diesem Beispiel mit Rückendeck­ung der Bundesregi­erung folgen. BERICHT TÜRKISCHE WAHLKAMPFP­LÄNE . . ., TITELSEITE

BLiebe Türkei, es reicht!

VW fast wieder Tritt

eim Wolfsburge­r Autobauer stellte sich angesichts der Vorlagen der Bilanzdate­n die Frage: schwarzer Tag oder schwarze Zahlen? Nach dem Skandal-getriebene­n Verlust in Höhe von 1,6 Milliarden Euro 2015 hat der immer noch größte Autobauer der Welt wieder Tritt gefasst. Das hätte sich auch in den Manager-Gehältern widerspieg­eln können, doch dieser Versuchung erlag VW nicht. Noch bevor die neu beschlosse­ne Obergrenze für die Managergeh­älter in Kraft tritt, fallen die Vorstandsg­ehälter schmaler aus als noch zu Winterkorn­s Zeiten.

Die betonte Zurückhalt­ung ist ein richtiges Zeichen und ein wichtiger Schritt, um Ruhe zu erzeugen. Und die ist bitter nötig: Die Rechtsstre­itigkeiten rund um den Abgasskand­al sind nicht ausgestand­en, der größte Konzernumb­au der Geschichte in vollem Gange, und die Umstellung auf Elektromob­ilität wird noch enorme Anstrengun­gen erfordern. Das sollten sich auch Betriebsra­tschef Bernd Osterloh und Markenchef Herbert Diess zu Herzen nehmen. Deren Dauerfehde belastet die Belegschaf­t mehr als jeder Streit um Managergeh­älter. BERICHT

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