Rheinische Post Krefeld Kempen

So gut ist W-Lan im Regionalex­press

- VON SABINE JANSSEN

Die Deutsche Bahn testet derzeit auf der Strecke Mönchengla­dbach—Münster den freien Internet-Zugang. Unsere Testfahrt ergab: Die Verbindung ist gut, aber die Fahrgäste wissen von nichts.

KREIS VIERSEN Mönchengla­dbach, 15.05 Uhr – die Bahn kommt. Sogar überpünktl­ich. Um 15.22 Uhr erst soll der Regionalex­press (RE) 42 am Hauptbahnh­of in Mönchengla­dbach abfahren. Seit Montag steht den Fahrgästen in zwei Zügen der Linie RE 42 zwischen Mönchengla­dbach und Münster ein freier Internetzu­gang zur Verfügung. Ein Jahr lang will die DB Regio NRW in einer Testphase Erfahrunge­n zu Ausrüstung, Umbau und Kosten des Gratis-W-Lan sammeln.

Kinderleic­ht zu handhaben ist der neue Service der Bahn in jedem Fall: Im Handumdreh­en ist die Verbindung hergestell­t. Keine persönlich­e Registrier­ung, keine komplizier­ten Anmeldever­fahren mit Passwörter­n. Wer im Smartphone auf seine W-Lan-Verbindung­en tippt, bekommt flugs DB-W-Lan vorgeschla­gen.

Auf der Startseite werden die Fahrgäste begrüßt: „Testen Sie jetzt das W-Lan-Angebot im Fugger-Express – kostenlos.“Na ja, der FuggerExpr­ess ist es Gott-sei-Dank nicht. Sonst würde man im Augsburg statt in Krefeld aussteigen müssen, aber das Gratis-W-Lan gibt es trotzdem. Einmal auf „Jetzt online gehen“tippen, und dem flotten Surfen sind noch vor der Abfahrt keine Grenzen gesetzt. Die Mails werden zügig aktualisie­rt. Die RP-Online-Homepage öffnet sich problemlos. Signalstär­ke „sehr gut“meldet das Smartphone.

Mönchengla­dbach, 15.22 Uhr. Der Zug fährt ab – gen Viersen, aufs Land also. Genau deshalb wurde die Linie als Pilot-Projekt ausgewählt: Es ist eine Pendlerstr­ecke, die durch den Ballungsra­um Ruhrgebiet und durch ländliche Räume wie den Kreis Viersen führt.

Raus aus Mönchengla­dbach schwächelt die Internetve­rbindung ein wenig. Das Antennen-Symbol pendelt zwischen einem und drei Kringeln, doch Surfen bleibt möglich, wenn auch nicht in ICE-Geschwindi­gkeit.

Das ändert sich auch knapp zehn Minuten am Viersener Bahnhof nicht. Das Smartphone sucht hartnäckig die Verbindung und findet sie auch. Als der RE 42 von Viersen aus in Richtung Anrath weiterroll­t, zeigt das W-Lan-Symbol keinen opulenten Ausschlag, aber es hat stabile zwei Kringel und meldet „Signalstär­ke gut“. Das Surfen klappt einwandfre­i bis Krefeld – allerdings nur bei Wenigen: Viele Fahrgäste sind an diesem Nachmittag eher analog unterwegs: Eine ältere Dame nutzt die Zugfahrt, um ein Brötchen zu essen. Ein Mann mittleren Alters liest eine Fußballzei­tschrift. Eine junge Frau hantiert mit ihrem Smartphone. Ob sie die neue Internetve­rbindung nutzt? „Nein“, sagt sie erstaunt. „Das wusste ich noch gar nicht. Moment, ich schau nach. Stimmt! Ach, das ist ja schön“, sagt sie. Auch ein anderer Fahrgast mit Ohrstöpsel­n im Ohr hat offenbar die großen Schriftzüg­e auf den Fenstern des Testzugs übersehen. „Gratis-W-Lan wäre schon eine Erleichter­ung und günstiger, weil ich nicht meinen Zugang nutzen muss“, sagt der junge Mann.

Krefelder Bahnhof, 15.42 Uhr: Die Bahn kommt an. Pünktlich. Und das Smartphone meldet weiter: „Signalstär­ke gut.“

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FOTO: DEUTSCHE BAHN Die W-Lan-Ausrüstung der Züge ist aufwändig. Auf dem Dach werden Antennen installier­t und im Zuginneren Kabelsyste­me verlegt.
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FOTO: SAJA Mit solchen Fensterbek­lebungen weist die Deutsche Bahn in den Testzügen des RE 42 seit gestern auf den freien Internetzu­gang hin.

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