Rheinische Post Krefeld Kempen

Der Niederrhei­ner und seine eigene Welt

- VON JÜRGEN KARSTEN

ST. HUBERT Auch in seinem neuen Kabarettpr­ogramm „Wer kommt, der kommt“hält der Kempener Kabarettis­t Stefan Verhasselt seinen niederrhei­nischen Landsleute­n den Spiegel vor, beschreibt sie liebevolli­ronisch mit all ihren Stärken und Schwächen. Über 300 Zuhörer im ausverkauf­ten St. Huberter Forum hatten ihre helle Freude an all dem, was Verhasselt so aufschnapp­t und über die Zeitgenoss­en von der linken Rheinseite zu erzählen weiß. Und wenn er wiedermal sehr gut zugehört hat, bekommt er das größte Lob, wenn aus dem Publikum Rufe ertönen: „Ja, so iss et. Jenau wie bei uns zu Haus!“. Er geißelt die sprachlich­en Besonderhe­iten der Region. Formulieru­ngen wie „Meistens immer“, „Der letzte Rest“, der „ganze Tisch“, der im Restaurant noch frei ist, und fast hämisch klingende Aussagen wie „Da bist du aber schön reingelegt worden“sind da bestens bekannt. Statt „Betrügen“sagt der Niederrhei­ner aber lieber „Betuppen“, das klingt dann wesentlich weniger schlimm. Und wenn der Niederrhei­ner zwei Sachen miteinande­r verbindet, dann ist das für ihn „ein Tun“. Modern ist er auch: Er kennt sogar „Hotspots“, für ihn ist das dann „DMJS“– Da musste jewesen sein“. Gerne streut er auch Überrasche­ndes zur Unzeit in ein Gespräch ein: „Ich glaube, Donnerstag ist gelbe Tonne!“Verhasselt nennt es „Niederrhei­nische Leersätze“. Die Stärke des Niederrhei­ners aber ist seine Gelassenhe­it: Er lässt gerne mal „ die Kirche im Dorf“oder „Alle Fünfe gerade sein“. Verhasselt setzt sich mit Auswüchsen auseinande­r, karikiert „Kochen ohne Knochen“für Veganer, kann sich eine Forderung nach „Veganen Ampelmännc­hen“– die sind dann immer grün, aber ohne Männchen - vorstellen. Zum Titel seines Programms: Gerne teilt er die Men- schen ein in die „Zu-Früh-Kommer“, zu denen Freunde und Verwandte zählen, die bei ihren Gastgebern schon lange vor der Zeit anklingeln, die „Zu-Spät-Kommer“, die entweder ihr häusliches Chaos nicht rechtzeiti­g gebändigt bekommen oder den großen Auftritt suchen. Dann beschreibt er witzig die „Zu-Früh-Aufsteher“– im gerade gelandeten Flugzeug oder im Kino, wenn die romantisch­en Szenen noch laufen und die ersten schon gehen.

Das alles und noch viel mehr weiß Verhasselt mit viel Wortwitz, Beobachtun­gsgabe und komödianti­schem Talent karikieren­d zu beschreibe­n. Die Themen gehen ihm nicht aus. Flott, frech und pfiffig kommt das über die Rampe, wobei er gerne die Zuhörer mit in sein Spiel einbezieht, wann immer Gelegenhei­t dazu gegeben ist. Das Publikum hatte einen Heidenspaß daran, darunter die beiden Stadtwerke Kempen-Geschäftsf­ührer Norbert Sandmann und Siegfried Ferlings. Die Gäste wurden zu Beginn im Stil der aktuellen Verhasselt-Werbung fotografie­rt, die Bilder sind jederzeit über Facebook bei den Stadtwerke­n einzusehen.

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RP-FOTO: WOLFGANG KAISER Stefan Verhasselt beschrieb mit viel Humor den Niederrhei­ner mit seinen ganzen Eigenarten.

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