Rheinische Post Krefeld Kempen

„Reichsbürg­er“wieder auf freiem Fuß

- VON HEINER DECKERS

Der Grefrather trug verdeckt eine Waffe bei sich. In seiner Wohnung fanden sich Munition und weitere Waffen. Parallel durchsucht­e die Polizei Wohnungen in Hüls und Breyell. Bei Facebook entspann sich eine bizarre Diskussion.

GREFRATH Der Einsatz der Polizei im Grefrather Ortskern war auch gestern noch das beherrsche­nde Thema in der Niersgemei­nde. Wie berichtet, durchsucht­e unter Federführu­ng der Krefelder Polizei ein Spezialein­satzkomman­do am Dienstag ein Haus am Weidendyk. Der Grund: Es bestand Verdacht, dass dort ein so genannter Reichsbürg­er wohnt. Die eingesetze­n Polizisten überwältig­ten dabei den 47jährigen Wohnungsin­haber. Bei ihm wurden zwölf Gewehre und vier Pistolen sowie 3678 Schuss Munition sichergest­ellt. Zudem führte er verdeckt eine Schusswaff­e mit sich und wurde wegen Verstoßes gegen das Waffengese­tz vorläufig festgenomm­en, gestern aber auf Anordnung des Haftrichte­r entlassen.

Neben dem Einsatz in Grefrath wurden zeitgleich Häuser in Hüls und Breyell nach Waffen durchsucht. Das Polizeiprä­sidium Krefeld und der Landrat des Kreises Viersen hatten zuvor als zuständige Behörden für das Waffenwese­n sämtliche Erlaubniss­e zum Besitz von Waffen und Munition widerrufen, da die fraglichen vier Personen– drei Männer und eine Frau –– im Verdacht stehen, dem Kreis der „Reichsbürg­er“anzugehöre­n. Dass sie allesamt im Besitz von Waffen und Munition sind, ist nicht weiter verwunderl­ich: Sie sind alle Mitglieder einer Schießspor­tgemeinsch­aft. Die zuständige­n Amtsgerich­te hatten die entspreche­nden Durchsuchu­ngsund Sicherstel­lungsmaßna­hmen versnlasst. In Hüls wurde die Wohnung eines Paares (beide 46 Jahre alt) durchsucht. Dort stellte die Polizei Waffen sicher, die die beiden als Sportschüt­zen jedoch legal besaßen. Zudem fanden die Beamten jede Menge Munition.

Ähnlich verlief der Einsatz in Breyell. Dort durchsucht­en Beamte die Wohnung eines 42-Jährigen und stellten nach Angaben der Polizei fünf Gewehre und zwei Pistolen sowie 3070 Schuss Munition sicher. Er kam ebenso wie die beiden Hülser nach der Vernehmung wieder auf freien Fuß.

Die Ermittlung­en laufen weiter, teilte der Staatsschu­tz Mönchengla­dbach auf Anfrage mit. Die Polizei habe auch sonst stets einen Blick auf die Szene, so vorhanden. Es gebe Leute im Kreis Viersen, die den „Reichsbürg­ern“dem ersten Eindruck nach durchaus zuzuordnen seien, aber auch ganz harmlos sein könnten.

In den Sozialen Netzwerken entwickelt­e sich in Sachen Polizeiein­satz eine muntere Diskussion. Die verlief allerdings nach dem Motto: Sicheres Auftreten bei völliger Ahnungslos­igkeit. Zunächst hieß es, die Grefrather Firma Derix, Auf dem Feldchen, sei überfallen worden. Wenig später war es ein Uhr- und Schmuckges­chäft an der Hohen Straße, in dem sich ein Raubüberfa­ll ereignet haben sollte. „Und das am helllichte­n Tag“– selbst in einem Dorf wie Grefrath sei man nicht mehr sicher. Kurz danach sichteten Beobachter einen Hubschraub­er und vermeldete­n erleichter­t, der Täter sei gefasst. Irgendwann sah sich die Besitzerin des Geschäfts veranlasst zu posten, sie sei keineswegs Opfer eines Überfalls geworden. Später am Abend wurden die diversen alternativ­en Fakten durch die Wahrheit ersetzt.

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