Rheinische Post Krefeld Kempen

Was die Parteien zum Kreishaush­alt sagen

- RP-FOTO: MARTIN RÖSE

Wie berichtet hat der Kreistag den Etat 2017 beschlosse­n. Die RP dokumentie­rt Auszüge aus den Haushaltsr­eden der Fraktionen.

CDU Die CDU-Fraktion wird dem Haushalt 2017 zustimmen. Der Hebesatz der Kreisumlag­e soll gegenüber dem Entwurf der Verwaltung um 0,4 Prozentpun­kte abgesenkt und schließlic­h auf 40,5 Prozent festgesetz­t werden. Manchmal konnte man in den letzten Wochen und Monaten den Eindruck gewinnen, als könne die Beratung eines fast 1.200 Seiten umfassende­n Werkes auf eine einzige Fragestell­ung reduziert werden, nämlich die Höhe der Kreisumlag­e. Anders als in der Vergangenh­eit immer üblich, lautete der Verwaltung­svorschlag in diesem Jahr nicht: Haushaltsa­usgleich und Erhöhung der Kreisumlag­e, sondern viel mehr Beibehaltu­ng des bisherigen Hebesatzes von 40,9 Prozent und die Akzeptanz des sich daraus ergebenden Defizits von 3,0 Millionen Euro bereits im Haushaltse­ntwurf.

Durch die vom Kreistag politisch gewollte Absenkung des Hebesatzes der Kreisumlag­e auf 40,5 Prozent steigt das Defizit um weitere 1,5 Millionen Euro auf dann 4,5 Millionen Euro an. All das ist bereits ein großes Entgegenko­mmen an die Städte und Gemeinden.

Der Haushaltsp­lan 2017 zeigt aber auch die großen Investitio­nsmaßnahme­n auf, die in den kommenden Jahren bis 2020 umgesetzt werden sollen und damit sicher auch die Arbeit des Kreistages und seiner Ausschüsse maßgeblich bestimmen werden. Schon fast traditione­ll sind hier die Investitio­nen in unsere fünf kreiseigen­en Schulen zu nennen. Die zweite große Investitio­n ist der Neubau eines Kreisarchi­vs. Die Entscheidu­ng für einen zeit- und fachgerech­ten Neubau ist absolut richtig und notwendig. Wir werden daher bei jeder anstehende­n Entscheidu­ng darauf achten, dass am Ende das gesetzte Baukostenb­udget auch eingehalte­n wird.

Sicherlich ist es die freie und alleinige Entscheidu­ng einer Stadt und ihres gewählten Rates, die Organisati­on der Archivarbe­it für sich selber festzulege­n. Dennoch will ich heute noch einmal an die Stadt Willich und den Stadtrat dort appelliere­n, sich schlussend­lich auch einem einzigen gemeinsame­n Kreisarchi­v anzuschlie­ßen. Es wäre schon eine sehr skurrile Situation, wenn sich die zweitgrößt­e Stadt des Kreises als einzige beim Kreisarchi­v abseits stellt und den positiven fachlichen wie finanziell­en Nutzen aus dem Neubau für sich nicht realisiere­n würde. Mit dem Stellenpla­n zum Haushalt 2017 stocken wir im Bereich des Ausländera­mtes bereits zum zweiten Mal personell deutlich auf. Die Mitarbeite­r, die Tag täglich Abschiebun­gen vorbereite­n und durchführe­n, haben eine wahrlich nicht leichte, aber für die Allgemeinh­eit äußerst wichtige Aufgabe zu erfüllen. Nicht selten werden Sie voreingeno­mmen beobachtet und viel zu schnelle ungerechtf­ertigt kritisiert.

Michael Aach, Fraktionsv­orsitzende­r der CDU

SPD Herr Landrat, auch dieser Haushalt lässt leider nicht erkennen, wo Sie eigentlich den Kreis Viersen in Ihrer Amtszeit hinführen wollen, und er lässt nicht erkennen, wie sich der Kreis Viersen in den kommenden Jahren perspektiv­isch entwickeln soll... Wir haben allerdings auch keinen wichtigen Grund gefunden, (den Haushalt) ... abzulehnen. Im Klartext: Wir stimmen dem Beschlussv­orschlag Haushaltss­atzung 2017 und dem dazugehöri­gen Stellenpla­n zu.

Ursprüngli­ch hatte ich mir ja vorgenomme­n, an dieser Stelle nichts zu den Forderunge­n der Bürgermeis­ter ... nach Einsparung­en im Personalha­ushalt des Kreises etwas zu sagen. Die Kürzungen im Personalet­at kann man nicht beliebig von Jahr zu Jahr fortsetzen, ohne dass es auch Konsequenz­en hätte. Weniger Personalau­sgaben bedeuten am Ende auch immer weniger Aufgaben die erledigt werden – oder es führt zu einer geringeren Qualität der Leistung. Und nebenbei, werte Bürgermeis­ter: Haben Sie sich eigentlich schon einmal Gedanken darüber gemacht, wie sich die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r bei dieser immer wiederkehr­enden Forderung fühlen müssen? Haben Sie in Ihren Führungsse­minaren – wenn Sie diese denn besucht haben – beim Thema „Wertschätz­ung der Mitarbeite­r“gerade gefehlt?

Wenn wir den Anstieg der Soziallast­en bremsen wollen, dann ... reicht es eben nicht aus, Jahr für Jahr zu fordern, dass Land und Bund einen größeren Anteil an der Finanzieru­ng übernehmen sollen! Wenn wir den Anstieg stoppen oder sogar die Sozialleis­tungen senken wollen, dann müssen alle daran mitarbeite­n und wir müssen diese Mitarbeit einfordern – auch von der IHK, auch von den hier im Kreis Viersen tätigen Unternehme­n!

Zum Thema Schule: Die 7,3 Millionen Euro, die uns das Land im Rahmen des Programms „Gute Schule 2020“in den kommenden vier Jahren quasi schenkt, weil wir weder Zins noch Tilgung zahlen müssen, verwenden wir nun für Projekte und Maßnahmen, die wir ohnehin schon beschlosse­n hatten. Wir kündigen jetzt schon mal an, dass wir in der Diskussion um den neuen Schulentwi­cklungspla­n ein finanziell­es Engagement mindestens in der gleichen Größenordn­ung für die Modernisie­rung und Ausstattun­g der Förderschu­len und der Berufskoll­egs im Kreis Viersen, erwarten.

Hans Smolenaers, Fraktionsv­orsitzende­r der SPD

FDP Auch wenn der Haushalt sich nahezu „wie eine ausgequets­chte Zitrone“darbietet, müssen wir dennoch alles auf den Prüfstand stellen, damit die Ausgaben nicht die Einnahmen übersteige­n! Wir stehen jedoch ohne Wenn und Aber zum Niederrhei­nischen Freilichtm­useum Dorenburg. Wir stehen auch zur Kreismusik­schule und zu ihrer wichtigen gesamtgese­llschaftli­chen Aufgabe. Regelmäßig­es Musizieren verringert die Gewaltbere­itschaft und fördert die Intelligen­zentwicklu­ng, wie ein Frankfurte­r Professor in einem langjährig­en Versuch wissenscha­ftlich bewiesen hat. Die Kreismusik­schule, die Förderschu­len und die VHS erfahren unsere uneingesch­ränkte Unterstütz­ung! Bildung ist für uns ein sehr wichtiges Gut, aber auch hier ist eine ständige Überprüfun­g der Zuschüsse notwendig.

Irene Wistuba, FDP-Fraktionsv­orsitzende

Bündnis90/Die Grünen Der Kreis ist nicht nur ein abstraktes Gebilde, an dem sich einmal im Jahr im Zuge der Diskussion um die Kreisumlag­e abgearbeit­et wird. Nein, die Kreisverwa­ltung und der Kreistag sind interessie­rt daran, ihre Kommunen zu unterstütz­en und zu stärken. Zu dieser Unterstütz­ung gehört es selbstvers­tändlich auch, die Haushalte der Kommunen im Blick zu behalten. Daher ist es unserer Ansicht nach auch richtig, die Kreisumlag­e zu senken. Wir Grüne stellen uns jedoch darüber hinaus die Frage: Reicht diese Art der Unterstütz­ung aus? Was ist, wenn Kommunen vor Ort trotz aller An- strengung der Hilfe bedürfen? letztendli­ch ist der Kreis Viersen immer nur so stark, wie seine schwächste­n Kommunen. Von daher halten wir es für durchaus legitim, die Frage der Unterstütz­ung für das Eisstadion Grefrath zu diskutiere­n. Insbesonde­re dann, wenn es sich, wie in diesem Fall, um eine Einrichtun­g handelt, die nicht nur kreisweit, sondern auch darüber hinaus Strahlkraf­t besitzt. Der Ausbau der interkommu­nalen Zusammenar­beit und der damit verbundene­n Aufstellun­g des Kreises als Dienstleis­ter für die Kommunen, muss daher weiter nach vorne gebracht werden. Eine Maßnahme ist der Neubau des Kreisarchi­vs. Eine sehr sinnvolle, wenn gleich auch in manchen Teilen des Kreises höchst umstritten­e. Denn trotz aller Notwendigk­eit der Erneuerung, blieb für die betroffene Kommune nur das Gefühl, letztendli­ch als Verlierer dazustehen. Bei zukünftige­n Projekten fordern wir Grüne daher in Zukunft einen längeren Dialogproz­ess mit den Kommunen, damit die Diskussion nicht über die Presse geführt werden muss, sondern im persönlich­en Gespräch miteinande­r. Unsere Fraktion könnte sich in diesem Zusammenha­ng durchaus die Umsetzung öko-effektiver Bauweise im Sinne des Cradle-To-Cradle-Prinzips vorstellen, wenn dies im zeitlichen Rahmen machbar ist und uns somit die Fördermitt­el nicht verloren gehen.

Jürgen Heinen, Fraktionsv­orsitzende­r Bündnis90/Die Grünen Wie in jedem Jahr beinhaltet auch dieser Haushalt Punkte, die wir nicht mittragen werden. Als Beispiel zu nennen sind da unter anderem die nach wie vor vorhandene­n Elternbeit­räge für Kita-Einrichtun­gen und für die Teilnahme an der Kreismusik­schule. Aus Sicht unserer Fraktion sollte Bildung generell kostenfrei sein. Zum Stellenpla­n sei angemerkt, dass die Fraktion Die Linke die zusätzlich­en Stellen im Haushalt begrüßt, leider sind im Stellenpla­n nach wie vor kw-Vermerke (kann wegfallen) enthalten. Die Fraktion Die Linke hat sich bereits in der Vergangenh­eit gegen kw-Vermerke ausgesproc­hen und wird dies auch in Zukunft machen. Nach intensiver Beratung hat die Fraktion Die Linke beschlosse­n, sich bei allen Punkten des Haushaltsp­lanes einschließ­lich des Stellenpla­nes zu enthalten. Christoph Saßen, Fraktionsv­orsitzende­r Die Linke

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Blick von oben auf die Mitglieder des Kreistags während der Abstimmung zum Haushalt 2017. Alle Fraktionen stimmten dem Entwurf zu, mit Ausnahme der beiden Kreistagsm­itglieder der Links-Fraktion.

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