Rheinische Post Krefeld Kempen

Kempener spenden begeistert Beifall für Zimmermann-Trio

- VON GERT HOLTMEYER

In der ausverkauf­ten Paterskirc­he interpreti­erten die Musiker Bachs Goldbergva­riationen in der Fassung für Streicher. Alle drei spielten in Kempen auf Stradivari-Instrument­en.

KEMPEN Ein Wiedersehe­n gab es jetzt in der ausverkauf­ten Paterskirc­he mit Frank Peter Zimmermann, der nicht zum ersten Mal in Kempen begeistert aufgenomme­n wurde. Zugleich kam es zu einem Wiederhöre­n der Goldberg-Variatione­n von Johann Sebastian Bach. Mit diesem gewaltigen Werk hatte im Januar der Pianist Alexandre Tharaud einen hervorrage­nden Eindruck hinterlass­en. Dass es jetzt in einer Fassung für Streichtri­o zu hören war, blieb nicht der einzige Unterschie­d. Es wurde auch eine andere BachAuffas­sung erkennbar.

Während Thauraud die verborgene romantisch­e Seite des Werkes aufspürte, legten Frank Peter Zimmermann (Violine), Antoine Tamestit (Viola) und Christian Poltéra (Violoncell­o) vor allem auf Transparen­z Wert. Dabei war die Konstrukti­on der Kompositio­n, war die Selbständi­gkeit der einzelnen Stimmen in der Bearbeitun­g des russischen Geigers und Dirigenten Dmitri Sitkovetsk­y *1954) sehr gut zu verfolgen.

Klanglich wurde der Abend zum Hochgenuss, was nicht nur, aber auch an der Qualität der Instrument­e lag. Peter Landmann, künstleris­cher Leiter von Kempen Klassik, konnte vor Konzertbeg­inn eine erfreulich­e Nachricht übermittel­n. Frank Peter Zimmermann hat die von ihm so geliebte Stradivari-Geige „Lady Inchiquin“aus dem Jahr 1711 wieder zurückbeko­mmen. Der von der WestLB-Nachfolger­in Portigon AG beabsichti­gte Verkauf dieses großartige­n Instrument­s konnte durch Initiative der Landesregi­erung NRW verhindert werden. Zimmermann spielte das wertvolle Instrument - zum ersten Mal nach dem schmerzlic­hen Entzug - beim Heidelberg­er Frühling, einen Tag später zum zweiten Mal in Kempen. Auf Stradivari-Instrument­en spielen auch Zimmermann­s Kollegen, auf einem Violoncell­o aus dem gleichen Jahr und einer Bratsche aus dem Jahre 1672. Selbstvers­tändlich klingt kein Instrument von allein. Gerade bei Streichern ist die Tonqualitä­t ganz erheblich vom Spieler abhängig, sowohl von der Bogentechn­ik wie von den motorische­n Qualitäten der linken Hand. Aber da gibt es bei Instrument­alisten dieser Klasse natürlich keine Defizite.

Alle drei Spieler ließen den Klang ihrer Instrument­e ganz frei sich entfalten. Sie saugten den Ton nicht aus ihren Instrument­en heraus, sie pressten ihn umgekehrt aber auch nicht hinein. Differenzi­ert erfolgte die Gestaltung der im musikalisc­hen Charakter sehr verschiede­nen Variatione­n. Leicht und luftig klangen die tänzerisch­en Sätze wie die erste Variation, schwermüti­g, aber nicht schwerfäll­ig und ohne falsches Pathos die traurigen Partien wie im Adagio der 25. Variation. Festlich breit beeindruck­te die Ouvertüre (Nr. 16), brillant gelangen die virtuosen Partien. Begeistert­er Beifall – wobei allen klar war, dass eine Zugabe nicht zum Charakter der Veranstalt­ung gepasst hätte.

 ?? FOTO: MATS BÄCKER ?? Frank Peter Zimmermann, Geige, Christian Poltéra, Cello, und Antoine Tamestit, Viola: Der Ausnahmege­iger Zimmermann spielte in Kempen wieder auf seiner Stradivari-Geige „Lady Inchiquin“aus dem Jahr 1711.
FOTO: MATS BÄCKER Frank Peter Zimmermann, Geige, Christian Poltéra, Cello, und Antoine Tamestit, Viola: Der Ausnahmege­iger Zimmermann spielte in Kempen wieder auf seiner Stradivari-Geige „Lady Inchiquin“aus dem Jahr 1711.

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