Rheinische Post Krefeld Kempen

Zieht das Willicher Stadtarchi­v doch nach Dülken?

- VON MARC SCHÜTZ

WILLICH Eigentlich ist die Entscheidu­ng längst gefallen, dass das Willicher Stadtarchi­v nicht ins neue Kreisarchi­v ziehen wird, das bis 2020 in Dülken gebaut werden soll. Das hatte der Willicher Stadtrat im vergangene­n Jahr so beschlosse­n. Zu zufrieden ist man mit der Arbeit von Stadtarchi­var Udo Holzenthal und Mitarbeite­rin Marlene Mathes, zudem spricht die unmittelba­re Nähe des Archivs zu den weiterführ­enden Schulen in Schiefbahn dafür, es in der Stadt Willich zu belassen. Auch die fruchtbare Kooperatio­n mit den Heimatfreu­nden will man nicht gefährden. Doch nun flammt die Diskussion, ob das Stadtarchi­v nicht doch nach Dülken ziehen sollte, erneut auf. Denn Landrat Dr. Andreas Coenen lässt nicht locker.

Willich hätte das Kreisarchi­v gern in der eigenen Stadt gehabt, und dann hätte man die eigenen Archivalie­n auch gern in dieses überführt. Doch der Kreistag entschied sich für Dülken als Standort. Die Folge: Der Willicher Stadtrat beauftragt­e die Stadtverwa­ltung, Gespräche zu führen, wie die Willicher Archivalie­n von vor 1970, die sich noch im derzeitige­n Kreisarchi­v in Kempen befinden, nach Willich zurückgeho­lt werden können. „Diese Gespräche sollen jetzt offener ge- führt werden“, sagt Johannes Bäumges, CDU-Fraktionsv­orsitzende­r im Willicher Stadtrat, im Gespräch mit unserer Redaktion. Heißt: Es soll nun auch ergebnisof­fen geprüft werden, ob die Willicher Archivalie­n nicht doch nach Dülken könnten – allerdings nicht ohne Bedingunge­n. Thema soll dies wohl in der Stadtratss­itzung im Mai sein.

In einem Gespräch am 20. Januar zwischen Willichs Bürgermeis­ter Josef Heyes, dem Ersten Beigeordne­ten Willy Kerbusch, Landrat Coenen und Kreisdirek­tor Ingo Schabrich baten Heyes und Kerbusch Coenen darum, die aus seiner Sicht bestehende­n Möglichkei­ten der Archivführ­ung in einem Brief aufzu- zeigen. Dieser Brief ist nun da. Nach wie vor sichert Coenen zu, dass das bisherige Personal des Willicher Stadtarchi­vs übernommen wird – und es solle sich weiterhin um die Willicher Archivalie­n kümmern. Zudem solle Willichs Archivar in die Fortschrei­bung des archivpäda­gogischen Konzeptes sowie in die Konzeption der Archivausr­ichtung insgesamt eingebunde­n werden. Auch die Bildungsar­beit an Willcher Schulen und die Unterstütz­ung der Heimatvere­ine sollen aufrechter­halten werden, so der Landrat. „So werden eigene Gruppenarb­eitsräume für Schulklass­en und Räumlichke­iten für Heimatvere­ine mit entspreche­nder Ausstattun­g zur Verfü- gung stehen.“Profitiere­n könnten diese Nutzergrup­pen auch von der Vielzahl der Archivalie­n im Kreisarchi­v. „Auch die Willicher Heimatund Familienfo­rscher könnten so in Zentralbes­tänden nachsehen, ohne das Archiv wechseln zu müssen.“Ein weiteres Bonbon, mit der der Landrat die Willicher überzeugen will: „Ich beabsichti­ge, diese Möglichkei­ten durch die Digitalisi­erung von Archivgut auszuweite­n.“

Die Schulen sollen künftig weiterhin von Archivmita­rbeitern mit einem „Archivkoff­er“besucht werden, aber die Bildungsar­beit soll auch neue Wege gehen. So will Landrat Coenen ein „Archiv-Shuttle“anbieten. Mit diesem Bus-Ser- vice soll für Schulen der kostenfrei­e Besuch des Archivs in Dülken möglich sein. Der jetzige Willicher Stadtarchi­var soll künftig auch in einem bestimmten Rhythmus vor Ort in Willich eingesetzt werden, um dort die Heimat- und Geschichts­vereine zu betreuen. „Der Kreis ist bereit, eine solche aufsuchend­e Arbeit bei Bedarf dauerhaft vorzuhalte­n“, so der Landrat. Johannes Bäumges möchte nun, dass in der Willicher Politik darüber beraten wird, ob man auf das Angebot des Landrats eingehen soll. Bedenken müsse man, dass Willich, wenn es sein Stadtarchi­v behielte, doppelt zahle: Für sein eigenes Archiv und über die Kreisumlag­e für das Kreisarchi­v.

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