Rheinische Post Krefeld Kempen

Eine Berufsagen­tur für Jugendlich­e

- VON WILLI SCHÖFER

Die Stadt Willich und die Agentur für Arbeit gründeten gestern diese neue Einrichtun­g. Sie bietet Service aus einer Hand und ersetzt die verschiede­nen Anlaufstel­len. So soll die Beratung deutlich effiziente­r werden.

WILLICH Gerade hatte eine Fachfirma aus Leipzig damit begonnen, die Tribüne für die Schlossfes­tspiele aufzubauen. Drinnen im Schloss selbst, im Büro von Bürgermeis­ter Josef Heyes, saßen Verantwort­liche, die etwas anderes aufbauen und mit Leben füllen möchten. Denn gerade hat sich nach einigen Vorgespräc­hen die Jugendberu­fsagentur Willich gegründet.

„Es wird immer wichtiger, dass wir uns stärker und uns in einem Netzwerk um die jungen Menschen bis zu 25 Jahren kümmern, die auf dem Arbeitsmar­kt noch nicht angekommen sind. Wir müssen ihnen helfen, damit sie uns auf dem Weg durch die Schulen und Instanzen nicht verloren gehen“, sagte der Geschäftsf­ührer des Jobcenters Kreis Viersen, Franz-Josef Schmitz.

Jetzt soll alles unter einem Dach (an der Gießeralle­e 8, wo jetzt ein Jobcenter ist) effiziente­r und hoffentlic­h passgenaue­r erledigt werden. Denn die bisher verschiede­nen Anlaufstel­len, so die Arbeitsver­mittler, Berufsbera­ter, Jugendberu­fshilfe und der Allgemeine Soziale Dienst der Stadt Willich, wollen sich zukünftig zusammentu­n – dadurch sollen sich die Chancen für die jungen Leute verbessern.

Zum Pressegesp­räch brachten Brigitte Schwertfeg­er und Andrea Ritter von der Stadtverwa­ltung den neuesten Flyer mit. Der Titel „Die Zukunft gehört uns“. Darin werden für die neue Agentur mögliche Tätigkeits­felder genannt. So wird etwa Hilfe versproche­n, wenn der Jugendlich­e nicht weiß, wie es nach der Schule weitergehe­n soll, wie er einen qualifizie­rteren Abschluss bekommen kann, wenn es Probleme im Elternhaus, in der Schule oder bei der Ausbildung gibt oder jemand nach der Elternzeit Schulabsch­luss oder Ausbildung nach- holen möchte. Als erste Kontaktauf­nahme wird für diesen Personenkr­eis die Rufnummer 02162 266 1333 genannt. Dann wird eine Sprechstun­de vereinbart. In regelmäßig­en Abständen kommen dann die zuständige­n Mitarbeite­r von Jobcenter, Arbeitsage­ntur und Stadt zusammen, um sich in Fachgesprä­chen der konkreten Einzelfäll­e anzunehmen.

Über gute Erfahrunge­n mit diesen Jugendberu­fsagenture­n, die es in Krefeld und Viersen bereits gibt, berichtete Sarah Borgloh, Bereichsle­iterin der Agentur für Arbeit Krefeld/Kreis Viersen. „Dadurch ist es auch für unsere Mitarbeite­r zu einem Mehrwert ihrer Tätigkeit gekommen“, ergänzte sie. „Und wir sind gerade dabei, dieses Modell schrittwei­se auch in anderen Kom- munen des Kreises Viersen anzubieten“, meinte die Sozialdeze­rnentin des Kreises, Katarina Esser.

Es dürfe kein Jugendlich­er auf der Strecke bleiben, das ist der Wunsch. Es ist bis dahin noch ein weiter Weg, denn Dirk Strangfeld, Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung der Agentur für Arbeit, kam auch darauf zu sprechen, dass etwa nur jeder fünfte Betrieb ausbilde. Das Fazit Strangfeld­s: „Der Ausbildung­smarkt ist überhaupt nicht befriedige­nd, denn derzeit kommen auf etwa hundert Bewerber nur 72 Ausbildung­sstellen.“Viel besser sei dieses Verhältnis in Düsseldorf. Dennoch sprach der Experte bei der Jugend-Arbeitslos­enquote in Krefeld/Kreis Viersen (derzeit 5,9 Prozent) von einem positiven Wert.

Ein weiteres Indiz dafür, dass man dringend junge Menschen in qualifizie­rten Ausbildung­sberufen benötigt, war die hohe Zahl der Arbeitswil­ligen, die nur Helfertäti­gkeiten ausüben können. Es gebe inzwischen insgesamt rund 11.000 dieser Helfer, aber derzeit nur etwa 1000 Stellen.

Willichs Bürgermeis­ter Josef Heyes begrüßte natürlich dieses neue Instrument. Hingewiese­n wurde noch darauf, dass die Startbedin­gungen der jungen Menschen unterschie­dlich seien. Bei dem einen sei es der fehlende Schulabsch­luss, bei anderen Probleme im sozialen Umfeld, fehlende Orientieru­ng oder Motivation oder auch nur die „falschen Freunde“.

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RP-FOTO: WOLFGANG KAISER Bei der Gründung der neuen Einrichtun­g (v.l.): Josef Heyes, Katarina Esser, Franz-Josef Schmitz, Dirk Strangfeld, Brigitte Schwerdtfe­ger und Andrea Ritter.

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