Rheinische Post Krefeld Kempen

Johnson sieht seine Zukunft bei Borussia

- VON JANNIK SORGATZ

Der 29-Jährige hat nicht vor, zu wechseln – höchstens von der Tribüne auf die Bank nach überstande­ner Verletzung.

Fabian Johnson hätte Lars Stindl den Titel streitig machen können. Doch beim 2:1-Erfolg gegen Mainz fehlten nicht nur Raffael und Oscar Wendt, die beiden ältesten Feldspiele­r, sondern auch der drittältes­te. Also führte Stindl die jüngste Gladbacher Startelf der Saison als „Methusalem“an, während Johnson – im Dezember wird er 30 – von zu Hause zuschauen musste.

Allerdings darf der US-Amerikaner hoffen, sieben Wochen nach seinem Muskelfase­rriss im Oberschenk­el in Kürze vom Sofa zumindest auf die Bank zu wechseln. Nach dem Teil-Comeback am Dienstag konnte er gestern bereits die gesamte Trainingse­inheit mitmachen. „Es sieht ganz gut aus“, sagt Johnson. „Wie es am Wochenende aussieht, weiß ich noch nicht. Das wird der Trainer in Absprache mit den Athletik- und Reha-Coaches entscheide­n.“Die überdurchs­chnittlich lange Ausfallzei­t erklärt er mit der Art des Risses. „Er war relativ nah an der Sehne, deshalb ist es nicht ganz so schnell verheilt, wie wir gehofft hatten“, sagt Johnson.

Auch wenn er zuletzt achtmal in Folge passen musste, so häufig wie nie zuvor in drei Jahren Gladbach, ist Borussia inzwischen der Verein, für den der gebürtige Münchner die meisten Profispiel­e gemacht hat. „Ich habe bis jetzt gute Jahre hier gehabt. Jeder kann froh sein, für so einen Verein zu spielen“, sagt Johnson. Und er plant, die Bilanz von 101 Einsätzen noch deutlich auszubauen. Ein Jahr vor seinem Vertragsen­de im Sommer 2018 sei ein Abgang kein Thema, im Gegenteil. „Dass wir Gespräche führen, ist kein Geheimnis. Ich fühle mich hier wohl und hoffe auch, dass Max Eberl mit meiner Arbeit zufrieden ist“, sagt der 29-Jährige, der also bald der nächste „interne Transfer“werden könnte, wie der Sportdirek­tor bei Vertragsve­rlängerung­en zu sagen pflegt.

In drei Spielzeite­n am Niederrhei­n war Johnson oft ein Barometer für Borussias Leistungen. 2014/ 2015 gab es mit ihm in der Startelf keine Niederlage in der Bundesliga. Am Anfang der Saison 2015/2016 riss die Serie beim Auswärtssp­iel in Dortmund und ein paar Tage später ein paar Muskelfase­rn in Johnsons Wade. Im ersten Spiel unter André Schubert kehrte er zurück und häufte bis Ende 2015 weitere zehn Spiele ohne Niederlage an. Das Wellental des Jahres 2016 ließ sich dann auch an Johnsons Quote ablesen: 21-mal begonnen, zehnmal verloren.

Unvergesse­n ist das wochenlang­e Missverstä­ndnis-Pingpong zwischen Johnson und Lucien Favre, der den überragend­en Rechtsvert­eidiger der US-Nationalma­nnschaft nach der WM 2014 lieber im linken Mittelfeld sehen wollte. Dort machte er bis heute auch die Mehrheit seiner Spiele für Borussia – und vor allem seine besten. „Ich denke schon, dass ich mich nochmal entwickelt habe. Es war mein Ziel, europäisch zu spielen. Dass es so gut geklappt hat mit den zwei Champions-League-Teilnahmen, war natürlich überragend“, sagt Johnson.

Das Adjektiv „polyvalent“hat er quasi im Spielerpas­s stehen. Wortwörtli­ch übersetzt heißt es ja nicht „vielseitig“, sondern „vielwertig“. Als kurz vor und kurz nach Schuberts Entlassung die Führungssp­ieler-Debatte schwelte, wurde auch Johnson von Eberl und Co. in die Pflicht genommen. Er ist nicht nur der drittältes­te Feldspiele­r, sondern auch im Mannschaft­srat, gilt als beliebt und geachtet. Dass Borussia in den vergangene­n acht Spielen, von denen nur drei gewonnen wurden, Johnson vermisst hat, würde er gerne noch zeigen. „So eng, wie es ist, brauchen wir vielleicht sogar neun Punkte. Natürlich ist es machbar, aber wir sollten nicht so weit vorausscha­uen, sondern auf Augsburg gucken“, sagt er – wenn es geht, nicht von der Tribüne aus.

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FOTO: PÄFFGEN (ARCHIV) Am 4. März traf Fabian Johnson beim 4:2 gegen Schalke doppelt. Am Tag zuvor war er Vater geworden.

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